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Wachsen bald Palmen in Moskau? Einige russische Wissenschaftler freuen sich über den Klimawandel (Foto: Mrozek/.rufo)
Wachsen bald Palmen in Moskau? Einige russische Wissenschaftler freuen sich über den Klimawandel (Foto: Mrozek/.rufo)
Freitag, 06.04.2007

Russland zwischen Klimaschutz und Klima-Egoismus

Gisbert Mrozek, Moskau. Die Klimadiskussion in Russland ist unterentwickelt. Eine unheilige Union von Klima-Egoismus und Borniertheit dominiert. Nach dem Motto: Schön, wenn`s warm wird! Bei Kyoto sah der Kreml das anders.

Russland lag beim UN-Klimabericht in Brüssel auf Konfrontationskurs, heißt es. Aber: Die real existierende Klima-Borniertheit wurde schon beim Kyoto-Protokoll durch ein Putin-Machtwort überwunden.

Unheiliges Bündnis von Wissenschaftsfossilen mit Wirtschaftsliberalen


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• Sümpfe in Sibirien tauen, Flutkatastrophe in Europa (26.08.2005)
• Endlich russischer Winter in Moskau (27.01.2005)
Die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch Russland wäre vor zwei Jahren fast durch das Bündnis von Wissenschafts-Establishment und Wirtschaftsliberalen verhindert worden. Verbündet hatten sich Wissenschafts-Fossile, die schon seit Jahrzehnten den russischen Wissenschaftsolymp der Akademie der Wissenschaften besetzt halten, wie der Akademiker Juri Israel einerseits und post-modernistische Wirtschaftliberale wie der ehemalige Putin-Berater Andrej Illarionow andererseits.

Nach ihrer Argumentation wäre das Kyoto-Protokoll schädlich für die Wirtschaft und unnütz für den Klimaschutz.

Die einen argumentierten, es gäbe überhaupt gar keinen Treibhauseffekt und keine globale Erwärmung. Die anderen erklärten, die Ursachen für den Klimawandel seien vor allem der Sonnenzyklus oder auch eine vermehrte Wasserdampfbildung an der Oberfläche der Weltmeere.

Klima-Egoisten wollen an der Klimakatastrophe profitieren


Nebenwirkungen des Klimawandels. Auch in Russland - hier am Amur - nehmen die Naturkatastrophen zu (Foto: Gawrilow/.rufo)
Nebenwirkungen des Klimawandels. Auch in Russland - hier am Amur - nehmen die Naturkatastrophen zu (Foto: Gawrilow/.rufo)
Klima-Egoisten behaupten, ein wenig Klimakatastrophe sei für Russland vielleicht auch gar nicht so schlecht, Hauptsache, sie findet anderswo statt. Milde Winter in Sibirien sparen Heizkosten. Auftauender Permafrostboden legt Bodenschätze frei. Palmen in Moskau fördern den Tourismus.


Drei Grad Plus bei den Durchschnittstemperaturen bedeuten ein Prozent mehr Wirtschaftswachstum, argumentiert allen Ernstes Professor Wladimir Klimenko vom angesehenen Moskauer Energieinstitut MEI.

Aber ganz so finster sieht es in Russland denn doch nicht aus, wenn man sich die öffentliche Meinung anschaut. Anhänger des plumpen Klima-Egoismus sind nur 10 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut WZIOM unlängst Befragten.

Öffentlichkeit und Kreml sind progressiver als die Wissenschaft


45 % der Befragten halten staatliche Maßnahmen zum Klimaschutz für nötig - und 45 % dagegen für überflüssig. 50 % meinen jedenfalls, dass der Klimawandel bedrohlich bis katastrophal ist.

Schließlich sind auch in Russland die Wetteranomalien, die Temperaturschwankungen und das Klimachaos schon mit dem bloßen Auge zu erkennen. Sie richten auch erheblichen Schaden an.

Direkte Folge der Erwärmung wäre, dass die auf Dauerfrostboden gebauten Städte und Straßen Sibiriens im Morast versinken, weil die Permafrostgrenze sich einige hundert Kilometer nach Norden verschiebt.

Kehrseite der Erwärmung wäre auch, dass im landwirtschaftlich intensiv genutzten Süden des europäischen Russlands die Niederschlagsmengen ab und Trockenzeiten zunehmen.


Es könnte also beim Klima-Bericht dasselbe passieren wie schon beim Kyoto-Protokoll: Dass Wladimir Putin sich - gestützt auf die Öffentlichkeit – politisch über die Expertenmeinung hinwegsetzt.

(gim/.rufo/Moskau)


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