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Ein gut ausgebildeter Nichtstuer
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Sergej Bolmat
Sergej Bolmat

Sergej Bolmat:
Ein gut ausgebildeter Nichtstuer

Von Stephanie Prochnow. Er bezeichnet sich selbst als „unendlich neugierigen Faulpelz“. Doch allzu faul kann Sergej Bolmat kaum sein. Schließlich hat er bereits zwei Romane veröffentlicht, mehrere Drehbücher geschrieben und als freier Künstler seine Bilder auf mehreren Ausstellungen gezeigt. Trotzdem: Sein Vorbild, sagt der vielseitig Begabte, seien Freunde mit bodenständige Berufen: „Ärzte oder Sportler“.

„Meine Bücher sind Filme.

Beim Schreiben ist Sergej Bolmat nicht zimperlich: In seinen Büchern verschleppt er den Leser in unterschiedliche Milieus, geht über Leichen und schickt seine Hauptfiguren bei der Suche nach dem perfekten Lebensentwurf in die skurrilsten Abenteuer. Der Autor muss ein bewegtes Leben haben, denkt sich vielleicht manch eine Leseratte. Doch weit gefehlt: „Das ist alles ausgedacht“, sagt Sergej Bolmat. „In meinem Leben bin ich ein kleinbürgerlicher Konsument.“ In dieser Aussage schwingt die gleiche Selbstironie mit, die auch seine Romane ausstrahlen.

Bolmat stammt aus einer Petersburger Künstlerfamilie: die Mutter Pianistin, der Vater Designer und Underground-Künstler. Ihre Mitbewohner in der kommunalen Wohnung waren laut Bolmat hingegen „normale Menschen: Der Vater Polizist und Alkoholiker, die Mutter Verkäuferin und der Sohn wurde später in den 80er Jahren zu einem bekannten Serienmörder.“ Bolmat gelang durch den Einfluss seiner Eltern eine anders geartete Karriere: „Ich musste auf jeden Fall entweder Pianist oder Künstler werden. Noch vor meinem 15. Lebensjahr konnte ich ganz gut Klavier spielen und meinen Lebensunterhalt mit Bildern und Entwürfen fürs Kino verdienen.“

Diese Fähigkeiten baute Sergej Bolmat an der Hochschule für Kunst und Design aus. Nach dem Studium arbeitet er mehrer Jahre bei einer Modezeitschrift als Layouter und Editor. Später verschlug es ihn zum Kino. Hier war Bolmat erst als Ladearbeiter, dann als Zimmermann, Mahler, Dekorateur und Art-Direktor tätig. In dieser Zeit schrieb er einige Drehbücher und drehte 1986 selber einen Kurzfilm. Diese Tätigkeit prägte später seinen Debüt- Romane „Klick“ stark. Kritiker verglichen das Werk häufig mit dem Film „Pulp Fiction“. Und nennt Bolmat Quentin Tarantino in einer langen Liste von Künstler aller Art, die seine Arbeit beeinflussten.

In einer Erzählung von Tschechow empfiehlt ein Arzt seinem Patienten, der später verrückt wurde, für einige Zeit in Ausland zu fahren. Bolmat beherzigte diesen Rat. Zwar war das Ausland unerreichbar, aber er reiste viel in der Sowjetunion: in den Ural, nach Moldawien, die Ukraine und Mittelrussland. Mit dem Fall des eisernen Vorhangs machte er sich als Künstler selbständig und erfüllte sich einen lang gehegten Wunsch: „Ich wollte nur raus – und fand mich in Deutschland.“ Heute lebt Sergej Bolmat als freier Autor in Düsseldorf: „Ich versuche gleichzeitig meine neue Wohnung zu tapezieren, die deutsche Ausgabe meines neuen Buches zu prüfen, meine Korrespondenz zu erledigen, nicht zu spät zum Lebensmittelladen zu kommen und etwas zu schreiben“. Diesmal soll es eine Sammlung von Kurzgeschichten werden.

Bücher
„Klick" heißt der vielgelobte Debütroman
„In der Luft“ erscheint im August 2003 auf Deutsch Erzählt die Geschichte zweier junger Russen mit vielen Lebensvorstellungen
Beide auch auf Italienisch erschienen. Klick auch auf Ungarisch, Französisch und Holländisch.

Sergej Bolmat auf der Frankfurter Buchmesse: siehe Autorenlesungen und Veranstaltungskalender (sp/.rufo)


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