Mittwoch, 13.04.2005
9. Mai: Rote Siegesfeier in MoskauMoskau. Die Stadtbehörden haben das Programm zum Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland vorgestellt. Rote und orangene Fahnen werden über Moskau wehen, und eine Bäckerei bringt „Kriegsbrot“ unters Volk.
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Trotz verwirrender Ähnlichkeit mit den in Russland verpönten Symbolen der ukrainischen „orangenen Revolution“ wird Moskau während der Feiern in orangene und rote Farben getaucht. Fahnen, Großplakate sowjetischer Sieges-Orden und eines von schwarzgelben Georgsbändern umflochtenen fünfzackigen Sterns mit der Inschrift „60 Jahre Sieg“ werden die Symbole des Jubiläums.
Russische Nationalfarben nur für Ehrengäste
Das Lenin-Mausoleum soll ganz von einem riesigen rot-orangenen Stern verdeckt werden. Davor wird die Regierungstribüne aufgebaut, von der Präsident Wladimir Putin die Parade verfolgen wird. Gegenüber zieht sich eine „mit Fotos aus dem Krieg zurückkehrender Soldaten geschmückte, 122 Meter lange Tribüne“ am Kaufhaus GUM entlang. Darauf sollen 1.200 Moskauer Kriegsveteranen Platz finden. An der Kremlmauer werden Sitze in den Nationalfarben weiß-blau-rot für Ehrengäste aufgestellt. Wie in den Jahren zuvor wird bei der Parade auch zum runden Sieges-Jubiläum keine Technik über den Roten Platz gerollt.
Unten am Manegeplatz sollen hinter dem Reiterdenkmal des „Siegesmarschalls“ Georgi Schukow Porträts sowjetischer Feldherren mit einem in den Farben rot und gelb gehaltenen Spruchband darüber aufgestellt werden. Über der Baustelle auf dem Gelände des früheren Hotels Moskwa wird ein Luftballon mit einer daran befestigten Stoffbahn und dem einzigen Wort „Sieg“ darauf in die Luft steigen - in den Farben rot und orange.
Trikolore gilt Veteranen als Wlassow-Flagge
Die russischen Nationalfarben weiß, blau und rot treten zum Jahrestag des Kriegsendes aus Rücksicht auf noch lebende Kriegsteilnehmer in den Hintergrund. In den Jahren des Krieges kämpfte die Befreiungsarmee des Generals Wlassow unter der russischen Trikolore auf deutscher Seite. Am 9. Mai wollen Moskauer Studenten schwarz-orangene Georgsbändchen an das Volk verteilen. In Wahrheit seien die „Revolutionsfarben“ der Ukrainer die Farben des russischen Soldatenruhmes, heißt es.
LKWs für Veteranen
Die Veteranen werden schon jetzt in Sanatorien bei Moskau für die Siegesfeier fit gemacht, heißt es. 140 eigens angefertigte LKWs, mit denen sie über den Roten Platz gefahren werden sollen, stehen bereits im Moskauer Lichatschow-Autowerk (ehemals Stalin-Werk). Die Laster sehen aus wie die berühmten SIS-5 („Anderthalbtonner“).
Zweisprachige Parolen
Da über 100 Delegationen aus dem Ausland nach Moskau kommen, wollen die Veranstalter Spruchbänder und Plakate zweisprachig gestalten. Der russische Text „Ein Sieg für alle!“ lautet auf Englisch „Victory. One for all!“. Zur Begrüßung der Engländer und Amerikaner dient das Spruchband „Glory to our brothers in arms!“.
So schmeckte das Brot des Krieges
Eine Moskauer Großbäckerei beschaffte sich unterdessen im Vorfeld der Feiern das Rezept des „Kriegsbrotes“. Neben Roggenmehl enthielt es auch etwa zehn Prozent Kartoffeln und noch mal so viel Kleie. Für den 9. Mai sollen ausreichend Brotlaibe gebacken werden. Für die Folgezeit ist daran gedacht, eine laufende Produktion aufrecht zu erhalten. Immerhin: Während des Krieges fand man gelegentlich Spreu und Stroh im Brot, weil das Mehl nicht reichte. Jetzt soll darauf verzichtet werden.
(adu/.rufo)
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