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Der Heilige Georg (Foto: www.tivodart.narod.ru) |
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Montag, 13.09.2004
Ossetien: Hoffen auf St. GeorgVon Karsten Packeiser, Moskau. Georg, der Drachentöter, ist die letzte Hoffnung für die Menschen in Ossetien. Ein ungewöhnlicher Heiligenkult um den Schutzpatron der Krieger und Reisenden ist nur eine der vielen Besonderheiten der ossetischen Form des Christentums. In der russischen Teilrepublik, die wegen des Geiseldramas von Beslan weltweit in den Schlagzeilen steht, sind auch Reste des uralten heidnischen Glaubens noch immer lebendig.
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Als Wendepunkt hin zu einer neuen Renaissance des Glaubens in der Region nach siebzig Jahren atheistischer Sowjetherrschaft gilt eine Heiligen-Erscheinung, die vor vierzehn Jahren für Furore unter den orthodoxen Gläubigen in Ossetien sorgte - gewissermaßen ein ossetisches Fátima. Die orthodoxe Kirche habe die Erscheinung wegen der großen Zahl von Zeugen offiziell anerkannt, sagt Jewgeni Bronski, Sprecher des zuständigen Bistums Stawropol.
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Einer Gruppe von Kindern aus dem Städtchen Digora sei, so heißt es, im Winter 1991 beim Eishockey-Spielen auf einem zugefrorenen Fluss der Heilige Georg erschienen. Die Erscheinung, ein großer Mann auf einem dreibeinigen geflügelten Pferd, sei auf einem nahe gelegenen, verschneiten Hausdach gelandet. Nur zwei Sätze des Heiligen sind überliefert, bevor er wieder verschwand: „Ihr habt aufgehört, den wahren Gott anzubeten!“ und „Passt auf Eure Kinder auf!“. Auf dem Dach des Hauses seien Spuren des Pferdes zurückgeblieben.
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Christlicher Heiliger und Oberster Berggott
„Damals gingen alle davon aus, dass sich die Warnung auf den bewaffneten Konflikt in Südossetien bezog“, so Pawel Florenski, der Leiter einer Kommission für wunderartige Phänomene des Moskauer Patriarchats. Nach dem Geiseldrama von Beslan dränge sich aber inzwischen eine andere Interpretation auf, so Florenski.
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In der Gestalt von St. Georg (auf ossetisch Uastyrdschi) verschmelzen der wahrscheinlich im 3. Jahrhundert geborene christliche Heilige und eine heidnische Gottheit der Bergvölker. Georg gilt auch als Nationalheiliger der benachbarten Georgier, was beide Völker aber nicht daran hinderte, Anfang der 1990-er Jahre im zu Georgien gehördenden Südossetien einen blutigen Bürgerkrieg gegeneinander zu beginnen.
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Missionare aus Byzanz hatten das Christentum aus Georgien kommend bereits im ersten Jahrtausend in den Bergen Ossetiens verbreitet. Im Mittelalter brachten die Reiterheere der Goldenen Horde den Islam in die Region, den viele Osseten nach dem Vorbild der Nachbarvölker übernahmen. Als die Russen ab dem 18. Jahrhundert in den Kaukasus vordrangen, brachten sie den russisch-orthodoxen Glauben mit und das Christentum kam zum zweiten Mal nach Ossetien. Heute sind die Osseten im überwiegend muslimischen Nordkaukasus das einzige mehrheitlich christliche Volk neben den Russen.
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„In Wirklichkeit überwiegen heidnische Rituale“, bemerkte jedoch bereits vor hundert Jahren der deutsche Kaukasus-Reisende Gottfried Merzbacher bei einem Besuch in Ossetien. Dankopfer sind in der Bevölkerung weit verbreitet, vor allem während des dem Heiligen Georg gewidmeten Dscheorguyba-Fest, an dem die Osseten alljährlich im November ein einwöchiges Festgelage abhalten. Jedes Jahr im Sommer pilgern tausende Osseten zudem in einen heiligen Wald, den vor Jahrhunderten ein Fürst angelegt haben soll. Inzwischen ist er zu einem nationalen Heiligtum der russischen Teilrepublik geworden.
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(epd)
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