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Fontanny Dom/foto:Deeg |
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Anna-Achmatowa-Museum„Zukunft muss am Vergangnen sich nähren, / das Verfloss'ne im Kommenden gären: / Schreckensfeier des Laubs, das verblich.“ Zeilen aus einem der bekanntesten Gedichtszyklen Anna Achmatowas, „Poem ohne Held“, die widerspiegeln, was der größten russischen Dichterin des 20. Jahrhunderts tiefer Glaube war: Vergangenes wird durch Erinnerung bewahrt.
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Im Internet |
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In diesem Sinne lädt das Gedenkmuseum zu einer kleinen Reise in das stimmungsvolle Ambiente der früheren Wohnung der Dichterin ein. Sie befindet sich in einem der Seitenflügel des Scheremetjew-Palastes, der Dank seiner exponierten Lage am Ufer der Fontanka auch „Fontänen-Haus“ genannt wird.
In dem Palast hat die „russische Dichterfürstin“ mit Unterbrechungen von 1924 bis 1952 gelebt. „Ich habe auf diesen Adelssitz weder Anrecht noch Anspruch. Aber es ergab sich, dass ich fast mein ganzes Leben unter dem Dach des Fontänenhauses verbrachte; arm trat ich ein und arm verlasse ich ihn“, sagte die Dichterin einmal. In der Wohnung im Südflügel des Scheremetjew-Palastes lebte sie zusammen mit ihrem dritten Ehemann, dem bekannten Kunsthistoriker Nikolai Punin.
Tritt der Besucher in die zum museum umgestaltete Wohnung ein, fällt der Blick auf eine alte Kutte, die an der Garderobe hängt. Gegenüber hängen ein Telefon und ein Spiegel an der Wand. Dann geht es durch die spartanisch eingerichtete Küche einen langen Gang entlang zum so genannten „Weißen Saal“. Das ist ein Ausstellungsraum, in dem Zeitdokumente auf sieben Glaspodesten liebevoll arrangiert sind: Briefe, Urschriften und Bilder.
Sie erzählen Momente aus dem Leben der Achmatowa, das tragische Züge trägt: Ein enger Weggefährte in ihrem literarischen Schaffen war etwa Ossip Mandelstam, der Ende der 30er Jahre in einem Arbeitslager starb. In der aufkommenden Bewegung des Akmeismus traten beide für eine klare, wirklichkeitsnahe Poesie ein. Sie schrieb zunächst die Gedichtszyklen „Wetscher“ (Abend, 1912) und „Chotki“ (Rosenkranz, 1914).
Nach der Machtergreifung durch die Bolschewiken hatte sie es schwer, ihre Texte ohne den Widerspruch der Staatsmacht zu veröffentlichen. Von Gründung der UdSSR 1922 an durften ihre Gedichte nicht mehr gedruckt werden, erst über zwanzig Jahre später erschien wieder ein Auswahlband von ihr. Der Gedichtszyklus „Requiem“ (geschrieben 1935-1961) wurde gar erst 1987 in der Sowjetunion veröffentlicht.
Auch ihre Familie war regelmäßig Repressionen ausgesetzt. Ihr Sohn Lew, ihr Ehemann und Freunde wurden immer wieder verhaftet, in Arbeitslager geschickt und viele sollten nicht zurückkehren.
Wie unsicher sich die Sowjets waren, welche Gefahr eigentlich von den Wissenschaftlern und Literaten ausging, zeigt die folgende Anekdote: Nikolai Punin liebte die Fotografie. Einmal habe er im Beisein von Freunden gescherzt, dass der Fotoapparat die technischen Möglichkeiten besitze, hinter Stalins Maske zu blicken und ihn so zu entzaubern. Das sei 1935 gewesen und tatsächlich wurde er daraufhin verhaftet. Erst nach Bittschreiben der Dichterin kam er wieder frei.
Die Welt dieser kleinen Geschichten eröffnet sich dem Besucher vor allem dann, wenn Russischkenntnisse vorhanden sind. Denn die Mitarbeiterinnen des Museums sind sehr aufgeschlossen und freundlich, beantworten jede Frage und geben gern den Blick hinter die Fotos und Briefe frei. Zudem liegen Informationsblätter in den Zimmern aus, die einen guten Überblick über die Familiengeschichte geben für den Russisch-Laien auch in Englisch.
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Die Koordinaten: |
Adresse: Fontanka-Ufer 34, derzeit Eingang nur von der Rückseite (Litejny Pr. 53)
Nächste Metro: Gostiny Dwor oder Majakowskaja
Öffnungszeiten: 11 bis 18 Uhr
Ruhetag: Mo und letzter Mi des Monats
Telefon: 272 22 11
Eintritt: ca. 7 $, für Studenten 3,50 $
Tipp: Inmitten des satten Grüns im Garten zwischen Nord- und Südflügel des Scheremetjew-Palastes kann der stadtgeplagte Petersburg-Besucher eine Auszeit von der Hektik auf den Straßen nehmen.
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Nach dem „Weißen Saal“ verläuft der Rundgang weiter durch Studien-, Ess- und Wohnzimmer alle mit den Originalmöbeln so eingerichtet, dass ein Eindruck des Lebensalltags der Achmatowa entsteht.
Zurück am Ausgang noch eine kleine Anekdote, bevor es durch die Tür wieder ins 21. Jahrhundert zurückgeht. Die Kutte, an der man zunächst achtlos vorbeigegangen ist, hat folgende Bedeutung: Punin trug sie im Moment vor seiner Verhaftung 1949. Er hängte sie an den Haken und sollte nicht mehr zurückkehren.
(mga/.rufo)
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