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Donnerstag, 24.10.2002
24.10.2002   Reportagen

Putin vor der Wahl De Gaulle oder Stalin?

Von Gisbert Mrozek, Moskau.Die schwarz maskierte Frau mit Maschinenpistole stand plötzlich breitbeinig auf der Bühne, als sei das ein Sondereinfall der Musical-Regie. Landete doch sonst dort im Bühnenlicht jeden Abend unter dem Beifall des Publikums ein echter Bomber. Das war die Hauptattraktion im patriotisch-neurussischen Musical Nord-Ost. Bis die Scheinwelt umkippte. Als die Frau die mehr als 800 Anwesenden zu Geiseln erklärte, zwei- drei Dutzend Maskierte im Saal auftauchten und Schüsse in die Decke feuerten, da war dem letzten klar, dass dies der Anfang eines ganz anderen blutigen Dramas war, das zu einem Wendepunkt für die Putin-Administration werden kann.

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Foto: rufo
24.10.2002   Panorama

Ein Theater wird zum Kriegsschauplatz

Von Lothar Deeg. Moskau ist gelähmt, Russland ist geschockt: Die Massengeiselnahme im Musical-Theater "Nord-Ost" hat über Nacht den latent schwelenden Tschetschenienkonflikt mitten in die Hauptstadt gebracht. Immer neue Gerüchte und ein riesiger Aufmarsch der Polizei rund um das Kulturzentrum in der Uliza Melnikowa bestimmen das Bild. Der Kreml gab zu verstehen, dass für ihn das Leben der 500 bis 700 Geiseln absolute Priorität hat. Aber parallel sind auch Vorbereitungen für einen Sturm des Gebäudes im Gange - sowie für einen großen Rettungseinsatz: Es droht ein Blutbad, falls die zum Selbstmord entschlossenen tschetschenischen Terroristen ihre Drohung wahrmachen und sich und ihre Geiseln in die Luft sprengen.

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M. Barajew (Foto: NTW)
24.10.2002   Panorama

Der Neffe des Kopfabschneiders

Von Gisbert Mrozek, Moskau. Mowsar Barajew, der mutmaßliche Anführer der Moskauer Geiselnehmer war bisher nur in eingeweihten Kreisen bekannt, weil er der Neffe des Feldkommandeurs Arbi Barajew ist. Arbi Barajew erwarb sich zweifelhaften weltweiten Ruhm, als er Anfang 1999 die abgeschnittenen Köpfe von vier britischen und australischen Ingenieuren bei Grosny auf die Landstrasse legen ließ, weil deren Firma kein Lösegeld zahlen wollte.

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R. Chasbulatow (Mrozek/rUFO)
24.10.2002   Politik

Nur einzelne Stimmen für Verhandlungen mit Maschadow

Moskau. Russische Politiker fordern Konsequenzen aus der Massen-Geiselnahme in Moskau. Während der tschetschenische Ex-Dumachef Ruslan Chasbulatow Verhandlungen über ein Ende des Krieges in Tschetschenien auch mit dem Rebellenpräsidenten Aslan Maschadow anmahnte, sprach sich der rechts-konservative Duma-Politiker Gennadij Raikow für die landesweite Ausrufung des Ausnahmezustands aus.

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24.10.2002   Panorama

Behörden suchen weiter Kontakt zu Terroristen

Moskau. Per Fernsehen fordern die russischen Behörden die tschetschenischen Geiselnehmer am Morgen auf, wieder Kontakt aufzunehmen. Die angegeben Mobiltelefonnummern seien nicht zu erreichen, sagen sie. Wenig später war vor dem Eingang der Musical-Halle ein lauter Knall zu hören. Es dürfte aber nicht der Startschuss für eine Befreiungsaktion sein, sondern eher Teil eines langwierigen Nervenkrieges.

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W. Putin (Foto: Schdanow/rUFO)
24.10.2002   Politik

Putin-Schröder-Treffen abgesagt

Moskau. Das für heute geplante Treffen von Bundeskanzler Schröder und Wladimir Putin in Berlin ist wegen der Massengeiselnahme vom Vorabend auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Putins Pressesprecher Alexej Gromow gab in der Nacht bekannt, auch der geplante Arbeitsbesuch in Portugal sei abgesagt worden. Auch Katastrophenschutz-Minister Sergej Schoigu sagte einen Besuch in Südrussland ab. (rUFO/kp).

24.10.2002   Panorama

Kontakt zu Geiselnehmern abgebrochen

Moskau. Die russischen Behörden sagen, sie könnten in den Morgenstunden keinen Kontakt mehr zu den Geiselnehmern herstellen, weil die von denen angegebenen Mobiltelefonnummern falsch seien. Derweil schaffen es aber anscheinend die Tschetschenen, telefonisch Verbindung mit ihrer Internet-Seite zu halten. Dort teilten sie mit, sie hätten heute morgen einen Milizionär und eine junge Geheimdienstagentin erschossen.

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24.10.2002   Panorama

Das Geiseldrama, erste Nacht, erster Akt

Von Gisbert Mrozek, Moskau. Zu Beginn des zweiten Musical-Aktes stand plötzlich eine schwarzmaskierte Frau mit MP auf der Bühne und erklärte die 711 Zuschauer zu Geiseln. Jemand schoss in die Luft. Sie riefen, sie seien Tschetschenen und wollten mit ihrer Aktion ein Ende des Krieges erzwingen. Unter den entsetzten Zuschauern waren vermutlich auch mindestens drei Deutsche und drei Briten. Eine deutsche Schülerin konnte per Mobiltelefon ihren Eltern noch mitteilen, das mit ihr alles in Ordnung sei. Erster Akt eines Geiseldramas, das lange zu dauern droht.

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24.10.2002   Panorama

Tschetschenen bekennen sich zu Massengeiselnahme

Moskau. Angeblich hat sich per Internet ein tschetschenischer Feldkommandeur namens Barajew zu der Mmassengeiselnahme in Moskau bekannt. Er wolle damit ein Ende des Krieges erzwingen, berichtet das russische Fernsehen. Aus dem Musicalsaal, in dem einige hundert Zuschauer eingeschlossen sind, kann immer noch per Handy berichtet werden. Es heisst, es handele sich um 20 mit MPs bewafnete Geiselnehmer, davon auch einge Frauen. Angeblich tschetschenische Witwen mit verhüllten Gesichtern, die sich besonders aggresiv gebärden. Angeblich schlagen sie auch Gefangene.

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