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An Bord der fabrikneuen "Nerpa" starben 20 Menschen durch eine Gasvergiftung (Foto: rian.ru)
An Bord der fabrikneuen "Nerpa" starben 20 Menschen durch eine Gasvergiftung (Foto: rian.ru)
Donnerstag, 13.11.2008

Unglück auf U-Boot: Ein Matrose soll Schuld sein

Wladiwostok. Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde der Tod von 20 Menschen auf dem Atom-U-Boot „Nerpa“ nicht durch einen technischen Defekt, sondern durch einen Matrosen ausgelöst. Er aktivierte das Löschsystem.

Die Ermittler der Militärstaatsanwaltschaft hätten eine Person ausfindig gemacht, die ohne Anordnung und ohne jeden Grund das Löschsystem auf dem Atom-U-Boot aktiviert habe, sagte heute Wladimir Markin, der Pressesprecher des Ermittlungskomitees der Staatsanwaltschaft. „Es handelt sich um einen Matrosen aus der Mannschaft, er hat schon ein Geständnis abgelegt“, so Markin laut Ria Novosti.

Die Ermittler würden weiterhin den Verdächtigen verhören und seien auch damit beschäftigt, die Rolle und mögliche Schuld anderer Verantwortlicher an Bord des U-Bootes zu klären. Technische Defekte seien an dem Löschsystem nicht festgestellt worden. Ein Motiv des Matrosen für seinen tödlichen Fehlgriff wurde zunächst nicht genannt.

Ohne Rauch und Feuer: Löschanlage springt an


Am 8. November war während einer Testfahrt des neuen U-Bootes an der Pazifikküste in zwei Rumpfsegmenten das Feuerlöschsystem aktiviert worden, obwohl es keinen Brand an Bord gab. An dem dabei freigesetzten Gas Freon starben 20 Menschen - drei Marinesoldaten und 17 Arbeiter und Ingenieure der U-Boot-Werft. 21 Menschen mussten in medizinische Behandlung.

Bei Russland-Aktuell
• Opfer des Unfalls auf Atom-U-Boot sind begraben (12.11.2008)
• Atom-U-Boot-Unfall: Ermittler beschuldigen Feuerlöscher (10.11.2008)
• Atom-U-Boot: Die Sicherheit bleibt auf Tauchstation (09.11.2008)
• 20 Gas-Tote auf russischem Atom-U-Boot im Pazifik (09.11.2008)
• Kursk 2? Keine Radioaktivität auf Atom-U-Boot (09.11.2008)
Zunächst war die Rede davon gewesen, dass es sich um eine Fehlauslösung des automatischen Löschsystems gehandelt haben muss. Zeugen berichteten gegenüber russischen Journalisten, dass das hochgiftige Löschgas faktisch im gleichen Moment ausströmte, in dem auch die Warnung erfolgte, die Atemschutzgeräte aufzusetzen.

Vor allem jene Personen, die zu diesem Zeitpunkt im betroffenen Wohnbereich des U-Bootes in ihren Kojen schliefen, kamen deshalb ums Leben.

Wie konnte der Matrose die Automatik überlisten?


Bei früheren russischen U-Boot-Modellen ist das Löschsystem nur durch ausdrücklichen Befehl aus der Kommandozentrale zu aktivieren. Auf der „Nerpa“ ist jedoch erstmals eine computergesteuerte Automatik installiert.

In bisherigen Berichten über das System hatte es allerdings gehießen, dass es faktisch unmöglich sei, diese durch Einmischung von außen in Gang zu bringen. Wie dies dem nun beschuldigten Seemann gelungen sein soll, harrt noch einer Erklärung.

Insofern bleibt der Verdacht im Raum stehen, dass die Behörden nun die Schuld einem Besatzungsmitglied in die Schuhe schieben, um den Ruf der mit hohem Aufwand entwickelten neuen Technik nicht zu schaden - zumal einigen Quellen zufolge dieses U-Boot zum Export nach Indien vorgesehen war.


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