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"Echte Amerikaner" vor dem Richter - wegen Spionage für Russland (Foto: ABC7/newsru.com)
"Echte Amerikaner" vor dem Richter - wegen Spionage für Russland (Foto: ABC7/newsru.com)
Dienstag, 29.06.2010

Russische Hobby-Spione unterwanderten die USA

New York/Moskau. Das FBI hat auf einen Schlag in den USA ein gutes Dutzend gut getarnter russischer Spione hochgehen lassen. Wie gefährlich das Netzwerk war und welchen Schaden es anrichtete, ist aber noch offen.


Erst vor einer Woche hatte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes pauschal vor den Aktivitäten russischer und chinesischer Spione in Deutschland gewarnt – die vor allem in Industrie und Wirtschaft in großem Stil Geheimnisse ausbaldowerten.

„Wir würden es begrüßen, von unseren Partnern entsprechende Ausführungen auf diplomatischen Kanälen zu erhalten“, erklärte etwas verschnupft daraufhin ein Sprecher des russischen Außenministeriums. Will heißen: „Es wäre nett, Konkretes zu erfahren - dies aber bitte dezenter.“

Moskau scheinheilig: "Um was geht es eigentlich?"


Ganz ähnlich äußerte sich auf die weitaus massiveren Vorwürfe, die heute in den USA laut wurden, auch Außenminister Sergej Lawrow. „Man hat uns nicht erklärt, um was es eigentlich geht. Wir hoffen, man tut das noch. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass der Moment, an dem dies (die Festnahmen, d.Red.) getan wurde, mit besonderer Delikatesse gewählt wurde“, so Lawrow.

In der Tat hätte es dem letzte Woche vor dem G8-Gipfel statt gefundenen Treffen der Präsidenten Dmitri Medwedew und Barack Obama nicht gerade gut getan, wenn die scheinbar dem Kalten Krieg entsprungene Story über die russischen Undercover-Agenten in den USA schon damals geplatzt wäre.

Jetzt ist Medwedew wieder daheim, die gegenseitigen Freundschaftsbeweise sind durch die Schlagzeilen gelaufen – nun konnte die Bundespolizei FBI mit ihrem angeblichen Großerfolg an die Öffentlichkeit gehen.

Von wegen unscheinbare Mittelklasse


Wenn zutrifft, was die US-Agentenjäger jetzt den Gerichten vorlegten, dann haben die zehn Verhafteten und ein noch flüchtiger Verdächtiger über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, in den USA einen professionellen Spionage-Ring aufgebaut und betrieben. Dabei sollen sie sich mit gut bürgerlichen Existenzen, Ehen, unverdächtigen Jobs und dem typischen American Way of live perfekt getarnt haben.

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• Krieg der Geheimdienste kostet Tscherkessow Karriere (15.06.2010)
• Geheimdienst FSB warnt vor Atomwaffen bei Terroristen (02.06.2010)
• Paris fürchtet Spione in neuer russischer Kirche (28.05.2010)
• Aserbaidschan: Russischer Spion zu 12 Jahren verurteilt (26.02.2010)
„Ihre Ausbildung, Bankkonten, Auto, Haus - all dies dient einem Ziel: ihre Hauptmission zu erfüllen, das heißt Verbindungen in Politik-Kreise in den USA aufzutun und zu entwickeln", zitierte das FBI aus einer entschlüsselten Botschaft aus Moskau an den Agentenring.

Die Verhafteten haben sich vorsichtshalber gar nicht direkt darum bemüht, etwa in Regierungs-Strukturen selbst Arbeitsstellen mit dem Zugang zu Geheimnissen oder interessanten Informationen zu bekommen. Sie sollen aber bewusst Kontakte mit Leuten geknüpft haben, die es wert waren, ausgehorcht zu werden – und sei es auch nur über Dinge, die diese wiederum von ihnen bekannten Insidern erfahren haben wollen.

Falsche Pässe und Codierungs-Trickkiste


In den Berichten der Agenten soll es um die US-Position zu Afghanistan, dem Iran, Abrüstungsverträgen und militärischen Projekten gegangen sein. Als Kontaktleute der Spione haben offenbar Diplomaten in der russischen UN-Vertretung gedient. Auch sollen Mitglieder des unverdächtigen Teams ab und an unter falscher Identität nach Moskau gereist sein, um sich dort Instruktionen zu holen.

Besonders beeindruckt ist die US-Presse jetzt davon, dass die bürgerlichen Spione mit einem ganzen Arsenal an James-Bond-Tricks arbeiteten, um Informationen zu übermitteln. Da ist von der geradezu klassischen unsichtbaren Tinte die Rede, von ins Internet gestellten Bilddateien, in denen Berichte versteckt waren und von einem in Moskau getunten geheimnisvollen Laptop, mit dem einer der Spione gearbeitet haben soll.

„Die Anschuldigungen sind schockierend: Da lebten vier Paare unter vermutlich ausgedachten Namen in den USA und spionierten bestens getarnt über lange Zeit für Russland, um Informationen über Kernwaffen zu sammeln“, kommentiert der TV-Sender ABC.

Hat sich das Ganze für den Kreml gelohnt?


Aus den bisher vorhandenen Informationen geht aber nicht hervor, wen die russische Agenten-Gruppe nun eigentlich konkret ausspioniert hat - und ob dies mit irgendeinem Erfolg und Erkenntnisgewinn für den Kreml verbunden war. Manche der von den Spähern angefertigten Analysen – etwa über die Entwicklung des Gold-Marktes – hätte Russland vermutlich auch legal bei Wirtschaftsanalysten einkaufen können.

Hohen Schaden haben die USA durch die Kundschafter des Kremls wohl nicht erlitten – denn das Agenten-Kränzchen wurde wohl schon seit Jahren vom FBI selbst überwacht und ausgespäht. Medienberichten zufolge ging dies so weit, dass US-Agenten ihnen gegenüber als russische Führungsoffiziere auftraten und Aufgaben und Lohn verteilten.

Lange Gefängnisstrafen drohen


Nun droht den Agenten mindestens einmal eine bis zu fünfjährige Haftstrafe wegen ihrer Arbeit für einen ausländischen Geheimdienst. Sollten ihnen ihre Agentenlöhne als Geldwäsche angelastet werden, könnten noch bis zu 20 Jahre hinzukommen.

Allzu hoch wird die Story nun wohl auch nicht kochen: Im Vergleich zu ebenfalls gut „amerikanisierten“ Al-Kaida-Gefolgsleuten, die mal mitten in New York eine Autobombe verstecken, waren die russischen Spione wohl eher harmlos.



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