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Mehrere Feuerwehleute vergifteten sich bei den Löscharbeiten. Aber auch die örtliche Bevölkerung erlitt Phosphorvergiftungen (Foto: RIA Nowosti)
Mehrere Feuerwehleute vergifteten sich bei den Löscharbeiten. Aber auch die örtliche Bevölkerung erlitt Phosphorvergiftungen (Foto: RIA Nowosti)
Freitag, 20.07.2007

Opferzahl bei Umweltkatastrophe in der Ukraine steigt

Lemberg. Die Zahl der Phosphor-Vergifteten in der Ukraine steigt. Nun liegen bereits 164 Menschen im Krankenhaus. Während die Regierung abwiegelt, beschuldigt Präsident Juschtschenko die Beamten, die Krise zu verharmlosen.

Ein Zugunglück im westukrainischen Gebiet Lemberg (ukr. Lwiw, russ. Lwow) hatte am Montag das Unglück ausgelöst. Mehrere mit hochgiftigem Phosphor gefüllte Waggons waren entgleist und von der Strecke gerutscht. Der aus den beschädigten Containern ausweichende Phosphor entzündete sich teilweise. Die aufsteigenden Gase bildeten eine Giftwolke, die ein Gebiet von etwa 90 Quadratkilometern bedrohte.

Flammen gelöscht, doch Opferzahl steigt weiter an



Bei Russland-Aktuell
• Phosphor-Brand: Umweltkatastrophe in der Ukraine (18.07.2007)
• Zugunglück führt zu Umweltkatastrophe in der Ukraine (17.07.2007)
• Ende der Krise in der Ukraine? Neuwahlen angekündigt (04.05.2007)
Zwar gelang es den Behörden inzwischen, die Flammen zu löschen und den Rest der Waggons zu bergen. Allerdings wurde die örtliche Bevölkerung anscheinend nur unzureichend evakuiert. Inzwischen mussten 164 Menschen (andere Angaben sprechen sogar von 170 Personen) mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Unter den Opfern sind auch 34 Kinder.

Dennoch erklärte das Katastrophenschutzministerium, dass die Lage unter Kontrolle sei. Gefahr für die örtliche Bevölkerung bestehe nicht, heißt es in einer Presse-Erklärung. Minister Schufritsch traf überhaupt erst vier Tage nach dem Vorfall in der Region ein. Ökologen bezweifeln die Angaben des Ministeriums, dass die Gegend nicht verseucht sei. Gleichzeitig gibt es Medienberichte, dass in einzelnen Ortschaften die Trinkwasser- und Medikamentenversorgung nicht gewährleistet ist.

Bevölkerung um Hilfe gebeten


„Ich richte mich an alle Gutwilligen. Wenn Sie können, dann helfen Sie den von der Katastrophe betroffenen Orten. Die Hilfe ist ganz einfach – Mineralwasser und Aktivkohle“, zitiert der ukrainische Fernsehsender „5. Kanal“ die Dorfvorsitzende der Ortschaft Oschidow, Alexandra Schach. Die Hoffnung auf staatliche Hilfe habe sie verloren, fügt sie hinzu.

In Lemberg und anderen Städten der Region haben viele Menschen in Panik Wasser, Lebensmittel und Medikamente gehortet. Die Preise für Trinkwasser stiegen deutlich an. Es gibt Versorgungsengpässe.

Das Verkehrsministerium hat nach der so genannten „gelben Katastrophe“ vorläufig den Eisenbahntransport von Phosphor auf dem Gebiet der Ukraine verboten. „Bis zur Klärung der Umstände“, heißt es. Verkehrsminister Nikolai Rudjkowski will allerdings wegen der Krise sein Amt nicht niederlegen.

Juschtschenko kritisiert Regierung mit Verweis auf Tschernobyl


Präsident Viktor Juschtschenko, der die betroffene Region ebenfalls erst heute besuchen wird, hat im Vorfeld scharfe Kritik an den Beamten geübt. Er habe Zweifel, dass die Angaben der Regierungsmitglieder über saubere Brunnen in der Gegend der Wahrheit entsprechen, schloss sich der ukrainische Staatschef den Argumenten der Umweltschützer an.

„Die Praxis der sowjetischen Obrigkeit, als das Prinzip zur Lösung eines Problems darin bestand, dass beruhigende bürokratische Berichte angefertigt wurden statt professionell zu handeln und ehrlich zu informieren, darf nicht zur Lebensnorm in der Ukraine werden“, betonte Juschtschenko. Während des Tschernobyl-Unglücks, das zu Sowjetzeiten ebenfalls auf ukrainischem Territorium stattfand, zeigte das staatliche Fernsehen grasende Kühe, um die Bevölkerung zu beruhigen.

Die Regierung müsse in erster Linie die Menschen in dem verseuchten Gebiet mit allem Lebensnotwendigen versorgen, erklärte Juschtschenko nun. Zwischen Premier Janukowitsch und Präsident Juschtschenko schwelt seit mehreren Monaten ein offener Konflikt. Offensichtlich wird auch die Katastrophe von Lemberg zu politischen Auseinandersetzungen genutzt.

(ab/.rufo/Moskau)


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