Dienstag, 23.10.2001
24 Stunden ohne Züge Moskau-PetersburgSt. Petersburg (ld) Keine Bombendrohung oder ähnliches Ungemach, sondern eine Amputation ist der Grund für eine eintägige Fahrplanunterbrechung auf der Bahnstrecke zwischen den beiden Metropolen Moskau und St. Petersburg: Im Gebiet Nowgorod wird der sogenannte Zarenfinger abgeschnitten, die einzige Beule auf der ansonsten schnurgeraden Strecke. Ab Mittwoch verkehren deshalb für 24 Stunden keine Züge auf der Hauptstadtlinie.
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Die Eisenbahner brauchen das Zeitfenster, um die neue, 4,5 Kilometer kürzere Trasse mit dem bestehenden Schienenstrang zu verbinden. Da die Züge auf der neuen geraden Strecke auch nicht mehr herunterbremsen müssen, verkürzt sich die Fahrtzeit in Zukunft um sechs Minuten.
Nach Angaben des Kommersant werden in Moskau alle Züge nach Petersburg zwischen 23 Uhr am Mittwoch und 23 Uhr am Donnerstag gestrichen. Von Petersburg nach Moskau ist das Fahrplanloch auf 0 bis 24 Uhr am Mittwoch terminiert.
Und was hat das ganze mit dem Zaren und dessen Finger zu tun? Nun, manche Legenden sind zu schön, um wahr zu sein: Der Überlieferung nach wurde die Eisenbahnlinie zwischen den beiden russischen Metropolen von Zar Nikolaus höchstpersönlich mit einem Lineal auf einer Landkarte eingezeichnet. Nur schaffte der Zar es nicht, rechtzeitig einen vorstehenden Finger einzuziehen - worauf die gehorsamen Untertanen die Beule in der Linie in die Realität umsetzten.
In Wirklichkeit wurde die Strecke im 19. Jahrhundert zunächst durchgehend schnurgerade gebaut. Hinter der Brücke über den Fluss Msta ergab sich jedoch eine heftige Steigung, die die damaligen Lokomotiven überforderte. Deshalb wurde dann die Umgehungsstrecke gebaut, die man jetzt wieder stilllegt. Zu diesem Zweck wurde - unter Verwendung der alten Fundamente - in diesem Jahr in aller Eile eine moderne Bahnbrücke von 42 Meter Höhe und 525 Meter Länge gebaut.
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