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Zypern: Auf dem geteilten Eiland in Mittelmeer könnte Russland in Folge der Krise mehr Geltung bekommen (Abb.: zypern-info)
Zypern: Auf dem geteilten Eiland in Mittelmeer könnte Russland in Folge der Krise mehr Geltung bekommen (Abb.: zypern-info)
Donnerstag, 05.07.2012

Milliardengrüße aus Moskau für klamme EU-Insel Zypern

Moskau. Russland will das finanziell am Boden liegende Zypern aufpäppeln. Was wie ein freundschaftliches Angebot wirkt, ist auch Selbstschutz. Bricht Zypern Wirtschaft zusammen, hätte das auch Folgen für Russland.

Es ist ein Angebot, das Zypern nicht ablehnen kann. Bis zu fünf Mrd. Euro zu niedrigen Zinsen will Russland dem finanziell angeschlagenen Inselstaat im Mittelmeer zur Verfügung stellen. Moskau könnte damit auch seine Geschäftsinteressen auf der Mittelmeerinsel verteidigen - denn schon seit Jahren ist Zypern das begehrteste Ziel russischer Offshore-Unternehmen.

Eine Pleite hätte deshalb schwere Auswirkungen auf die russische Wirtschaft, meint Dmitri Absalow vom Zentrum für politische Konjunktur in Moskau. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Russland Zypern einen Kredit über 2,5 Milliarden Euro zugesichert, über viereinhalb Jahre zum günstigen Zinssatz von 4,5 Prozent.

Zypern ist ein stiller Hafen der russischen Wirtschaft


Beide Länder haben vor langer Zeit ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen. Wer in dem Touristenziel investiert, bekommt vom Kreml Steuerfreiheit in Russland zugesichert. Ableger wichtiger Unternehmen, vom Ölförderer Lukoil über den Stahlkonzern Severstal bis zum Gasmonopolisten Gazprom, sind hier vertreten.

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• Schock am Urlaubsort: Hilfe, die Russen kommen! (31.08.2009)
• Obama in Moskau, Porno-Webmaster-Treffen auf Zypern (06.07.2009)
• Auch Russland beginnt Kampf gegen massive Steuerflucht (26.05.2009)
Dadurch gehören Firmen aus Zypern zu den größten Investoren in Russland. Ihre Geschäfte wickeln sie vor allem über zyprische Banken ab, die unlängst von Ratingagenturen auf Ramschniveau herabgestuft wurden. Die Finanzinstitute sind eng verbunden mit der Bankenbranche in Griechenland und zählen damit zu den Leidtragenden der hellenischen Schuldenkrise.

«Deshalb will Russland den Konkurs dieser Banken nach Kräften verhindern», sagte Analyst Andrej Tschernjawski der Zeitung «Nesawissimaja Gaseta». Mit den frischen Milliarden hätte Russland Zypern dann mehr Geld geliehen, als es selbst 2012 auf dem Kapitalmarkt aufgenommen hat. Russland ist im Vergleich zu anderen großen Ländern kaum verschuldet.

Die Interessen fallen zusammen


Es ist ein Win-Win-Geschäft für beide Seiten. Zypern erhält eine bitter nötige Finanzspritze zu günstigeren Konditionen als sie die Europäische Union bieten kann. «Für uns geht es nicht darum, einen gewissen Prozentsatz zu verdienen», sagt Pawel Medwedew, Berater des russischen Zentralbankchefs Sergej Ignatjew.

Vielmehr will Russland sich ein positives Image auf dem internationalen Kapitalmarkt zulegen. «Wir sehen uns als ernsthaften Akteur, der keine wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat, als sicheren Hafen», meint Finanzexperte Konstantin Simonow.

Russen schon jetzt ein wichtiger Faktor auf der Insel


Schätzungen zufolge leben etwa 50.000 Russen auf Zypern - angesichts von insgesamt knapp 900.000 Einwohnern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Jährlich kommen hunderttausende Touristen aus dem Riesenreich an die Mittelmeer-Strände. «Gut und freundschaftlich» nennt Zyperns Präsident Dimitris Christofias die Beziehungen. Er hat in Moskau promoviert und spricht fließend Russisch.

Kritik, dass Russland zu viel Einfluss auf ein EU-Land nehmen könnte, weist der Staatschef zurück. «Russland ist nicht die Sowjetunion von gestern.»

Tut Zypern jetzt was für die Visafreiheit?


Russland verfolgt mit dem Milliardenkredit aber auch politische Ziele. Offen fordert Parlamentspräsident Sergej Naryschkin Zypern auf, Tempo in den Verhandlungen über Visafreiheit zwischen Moskau und Brüssel zu machen. Die Gespräche stocken seit Jahren, weil wichtige Länder wie Deutschland blockieren. Seit dem 1. Juli hat Zypern den EU-Ratsvorsitz inne.

Und auch Moskaus Militär hat sein Augenmerk längst auf die strategisch günstig gelegene Insel geworfen. Falls Russland wegen des Konflikts in Syrien seine Marinebasis dort aufgeben muss, haben Experten Zypern als möglichen Ersatz ins Spiel gebracht.

(Benedikt von Imhoff, dpa)


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