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Jelena Pawlowa ist Logistikspezialistin (Foto: privat)
Jelena Pawlowa ist Logistikspezialistin (Foto: privat)
Donnerstag, 24.11.2005

Logistik in Russland: Der Zoll ist wie das Wetter

Moskau. In Russland lassen sich Logistik-Prozesse genauso gut planen, wie überall sonst auf der Welt, meint die Logistik-Expertin Jelena Pawlowa. Ein Interview über Korruption, den Zoll und fehlende Lager.

www.aktuell.RU: Jelena Wartanowna, unterscheidet sich die Arbeitsweise der Logistik-Abteilungen westlicher Unternehmen von denen russischer?

Pawlowa: Ich glaube schon. Denn in vielen russischen Unternehmen fehlt noch immer das Verständnis dafür, was Logistik überhaupt bedeutet. Langsam beginnen die meisten aber intuitiv zu verstehen, dass sich niemand wirklich mit der gesamten Kosten-Kette befasst, weil es gar keine Logistik-Abteilungen im eigentlichen Sinne gibt.

Von Kostenoptimierung weit entfernt

Das, was sich Logistik-Abteilung nennt, beschäftigt sich meist mit Transport oder Zoll. Aber eine Stelle, in der sämtliche Informationen über die gesamte Kette aller Lieferungen von Anfang bis Ende zusammenlaufen, fehlt. In verschiedenen Abteilungen sitzen einzelne Leute und alle befassen sich mit ihren eigenen Problemen...

www.aktuell.RU: ...und wissen oft womöglich gar nicht, woran die Nachbarn im Nebenbüro arbeiten.

Pawlowa: Ganz genau. Von einer Optimierung der Kosten kann so gar keine Rede sein.

www.aktuell.RU: Allerdings gab es in der sowjetischen Planwirtschaft diese regelrechte Kunst, trotz allgegenwärtigen Defizits alle nötigen Materialien und Waren immer doch irgendwie zu organisieren. Alle diese Fähigkeiten müssten doch bis heute noch hervorragend entwickelt sein.

Pawlowa: Auffinden, organisieren – damit hat ja auch niemand Probleme. Aber dabei ist eben vielen egal, welcher Preis dafür gezahlt wird. Niemand beschäftigt sich damit, den optimalen Lieferanten zu finden, bei dem das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

www.aktuell.RU: Im Westen sind viele davon überzeugt, dass man in Russland sowieso kaum irgend etwas planen kann, weil sich der Markt und die geltenden Regeln viel zu schnell verändern.

Pawlowa: Das ist in der Tat eine weit verbreitete, aber absolut falsche Ansicht. In Russland kann man genau so planen, wie in jedem anderen Land der Welt. Es ist nur ein bequemes Argument für jemanden, der sich rechtfertigen muss, weil er den Ankaufs- oder Verkaufsplan um 100 Prozent ändert. Wenn gesagt wird, dass Russland ein so unvorhersehbares Land sei, ist das ein Anzeichen für mangelnde Planungskompetenz. Und wenn im Westen so viel davon gesprochen wird, bedeutet das wohl, das es auch bei Ihnen immer schlechter damit aussieht.

Zur Person
Dr. Jelena Pawlowa ist Direktorin der Moskauer Consulting-Firma Trend und gilt als führende russische Logistik-Expertin. Nach ihrer Dissertation arbeitete sie in den Logistik-Abteilungen von Kraft Jacobs Suchard, Kodak und des russischen Aluminium-Konzerns Rusal. 1999 wurde sie zur besten Logistikerin Russlands gewählt. Pawlowa ist u.a. Dozentin am Moskauer Verkehrsinstitut, der Plechanow-Wirstchaftshochschule und beim MBA-Programm der Moskauer Staatsuniversität.
Sonne, Wind, Regen und der Zoll

Letztendlich zielt die gesamte Logistik doch auf das Management der notwendigen Lagerbestände. Wenn der Zoll einmal in der Woche seine Regeln ändert, dann muss man das einfach als Tatsache akzeptieren. Für mich steht der russische Zoll mit seinem Einfluss auf logistische Prozesse in einer Reihe mit Wetterverhältnissen. Er ist genau so ein Risiko-Faktor. Bei Ihnen im Westen gibt es Sonne, Wind und Regen. Bei uns gibt es Sonne, Wind, Regen und den Zoll. Und außerdem noch die Eisenbahn, die genauso unvorhersehbar ist.

www.aktuell.RU: Die Eisenbahn ist für Sie auch ein Risiko-Faktor?

Pawlowa: Wenn Sie Waren in Waggons und nicht in ganzen Güterzügen transportieren, lässt sich der Verlauf solcher Transporte nur sehr schwer vorhersagen. Die Eisenbahn ist eben ein Monopolist und macht deshalb, was sie will. Und obwohl es auch nur ein Zollkomitee gibt, kann man dort notfalls immerhin von einem Grenzübergang zum anderen wechseln.

www.aktuell.RU: ...und sich dann eben dort mit den Zöllnern auf eine „für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit“ einigen?

Pawlowa: Wissen Sie, ich höre häufig von Leuten mit aufgeblasenen Backen, dass man ohne Bestechungsgelder nicht mit dem Zoll arbeiten kann. Aber ich denke, dass in der Hälfte aller Fälle Schmiergelder nur deswegen fließen, weil niemand der Beteiligten die Regeln wirklich kennt. So ist es einfach bequemer sowohl für die Zöllner, als auch für die Unternehmen, die im Außenhandel tätig sind.

Versuch und Irrtum

Als ich bei „Kodak“ arbeitete, galt dort die Firmenstrategie, grundsätzlich alles absolut sauber und korrekt abzuwickeln. Ich habe damals die Zollstellen abgefahren, um mir ganz genau erklären zu lassen, wie alle Papiere absolut ohne Verstöße erstellt werden müssen. Von den Zöllnern wusste das auch niemand. Wir haben durch Versuch und Irrtum selbst alle Antworten auf unsere Fragen gefunden.

www.aktuell.RU: Wenn man alle diese Unsicherheiten berücksichtigt, brauchen Unternehmen in Russland aber doch größere Rückstände im Lager?

Pawlowa: Mehr Risiko-Faktoren erfordern natürlich größere Lagerbestände. Aber die sollten deshalb trotzdem einen optimalen Umfang haben und nicht Wahnsinnsmengen erreichen. Vorerst werden wir hier nicht arbeiten können, wie nebenan in Finnland. Ein mit mir bekannter finnischer Firmendirektor hat im Produktionsbereich Lagerbestände für drei Tage und fertige Produkte für sechs Tage. Und das nur deswegen, weil einige seiner Kunden aus Russland sind.

www.aktuell.RU: Bedeuten die riesigen Entfernungen in Russland eigentlich einen großen Wettbewerbsnachteil für hiesige Hersteller?

Pawlowa: Wenn die Eisenbahn einmal normal funktionieren wird, ist das alles kein Problem. Es geht auch gar nicht darum, irgendwo eine neue Strecke zu verlegen, sondern darum, dass der Warentransport mit einer gewissen Zuverlässigkeit abgewickelt wird. Zwar hat die Eisenbahn ein hervorragendes Informations-System. Aber wenn man etwas von der Transsib auf die Nebenstrecken abweicht, kann niemand vorhersagen, wann eine Lieferung eintrifft.

www.aktuell.RU: Russische Unternehmen neigen dazu, alle Arbeiten, die mit dem Transport von Waren und Material zusammenhängen, unter eigener Regie abzuwickeln. Ist ein solches Vorgehen Ihrer Ansicht nach gerechtfertigt?

Pawlowa: Derzeit sicherlich ja. Im Westen gibt es ja die Tendenz sich von allem zu trennen, was nicht zum Kernbusiness gehört und diese Dinge an Profi-Unternehmen zu übergeben, auch Transporte und Lager. In Russland ist es dafür aber noch zu früh. Wenn Sie beginnen, ein Lager zu suchen, das allen Ihren Anforderungen entspricht, werden Sie es in Moskau und Umgebung nicht finden. Und in irgendwelchen entlegenen Regionen erst recht nicht.

Nachfrage nach Dienstleistungen ist da

In Moskau übersteigt die Nachfrage nach Lagerflächen das Angebot derzeit um 2 Millionen Quadratmeter. Und moderne Logistik-Zentren, in denen auch noch andere Dienstleistungen angeboten werden, gibt es in Russland überhaupt nicht. Wir haben eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, dass es eine Nachfrage nach solchen Dienstleistungen gibt. Aber niemand bietet sie an.

www.aktuell.RU: Mit anderen Worten, noch niemand hat entdeckt, dass es da einen vielversprechenden Markt gibt?

Pawlowa: Ich verstehe selbst nicht, woran das liegt. Sie in Deutschland haben jede Menge Logistik-Zentren und die Leute wissen, wie man so etwas macht. Warum hier niemand investiert, kann ich nicht sagen. Außer vielleicht entlang der wichtigsten Eisenbahn-Magistralen gibt es auch jede Menge freier Flächen. Natürlich gibt es Waren wie Holz oder Zellulose, für die niemand solche Zentren braucht. Aber bei Verbrauchsgütern sind die russischen Unternehmen schon heute bereit, für solchen Service zu zahlen.

Das Gespräch führte Karsten Packeiser.

(kp/.rufo)


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