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Hier sind 15.000 Jobs zu vergeben: Der Bau boomt in Kaliningrad. (Foto: Plath/.rufo) |
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Montag, 25.09.2006
Kaliningrad: Dem Aufschwung fehlen die ArbeiterKaliningrad. Während Deutschland vielerorts unter Massenarbeitslosigkeit leidet, ist die Lage im Gebiet Kaliningrad geradewegs umgekehrt: Arbeit gibt es ohne Ende, nur keine Leute. Nun werden Einwanderer gesucht.
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Je mehr in der Exklave der Aufschwung in Fahrt kommt, desto sichtbarer wird der Mangel. Vor allem auf dem Bau fehlt es an Arbeitskräften. Um das Nationale Projekt "Wohnungsbau" planmäßig zu realisieren, benötigte man in Kaliningrad derzeit etwa 15.000 zusätzliche Bauarbeiter, rechnete Feliks Lapin, Wirtschaftsminister der Regionalregierung von Gouverneur Georgij Boos, vorige Woche in einer Pressekonferenz vor.
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Vollbeschäftigung kann auch ein Problem sein
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Selbst für Hilfsarbeiten finden viele Firmen nicht mehr genügend Leute. Darum malochen auf fast jeder großen Baustelle ganze Brigaden usbekischer und kirgisischer Gastarbeiter - in vielen Fällen illegal. "Was soll man machen, wenn man Aufträge hat und keine Arbeiter findet", sagt Bauunternehmer Gennadi Lukaschow.
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"Die guten Leute sind beschäftigt. Wer immer noch nichts hat, will entweder nicht oder taugt nichts." Die Usbeken hingegen genießen in der Baubranche einen soliden Ruf - sie sind billig, arbeiten schnell und ordentlich. "Und sie saufen nicht so viel", sagt Lukaschow.
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Auch Awtotor sucht dringend Leute
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Fachleute dringend gesucht: BMW-Montage bei Awtotor in Kaliningrad. (Foto: tp/rufo) |
Doch nicht nur der Bau sucht dringend Leute. In diversen Industriebranchen, wo gut ausgebildetes Personal gebraucht wird, ist das Defizit noch stärker spürbar. Die Firma Awtotor AG, bekannt durch die Montage von BMWs und anderen westlichen Pkw-Marken für den russischen Markt, könnte sofort mehrere hundert Facharbeiter einstellen wenn es sie denn gäbe.
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Samsung stand vor einem ähnlichen Problem, als eine Delegation des Elektronikkonzerns im Sommer in Kaliningrad das Potenzial für ein großes Montagewerk auslotete. Sonderwirtschaftszone, Zollpräferenzen, Brücke zwischen Ost und West - alles schön und gut, lächelten die Südkoreaner. Aber woher 1.200 qualifizierte Fachkräfte nehmen auf dem leergefegten Kaliningrader Arbeitsmarkt?
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"In der Stadt herrscht praktisch Vollbeschäftigung", sagt Guido Herz, Generalkonsul der Bundesrepublik in Kaliningrad, dessen Team mitten in der boomenden Stadt bezeichnenderweise zur Arbeitslosigkeit verurteilt ist: Mangels eines eigenen Gebäudes sitzt die deutsche Gesandtschaft mit komplettem Personal seit drei Jahren im Hotel "Albertina". Ihren eigentlichen Job, Visa auszustellen, können die Diplomaten dort nicht ausüben.
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Von Einreisewelle noch nichts zu spüren
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Die Zahl der offenen Stellen gibt die Gebietsregierung mit mindestens 65.000 an. Darum setzt man inzwischen auf die "zeitweise Nutzung ausländischer Arbeitskräfte", wie Minister Lapin sagt, und versucht über eine eigens gegründete Agentur Einwanderer anzuwerben - unter anderem in den baltischen Staaten, wo eine große russische Minderheit lebt.
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Schlagzeilen machte Gouverneur Georgij Boos, als er ankündigte, die Bevölkerung des Gebietes innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln zu wollen. Anders sei der wirtschaftliche Aufschwung nicht zu schaffen. Ein Jahr nach Amtsantritt des bulligen Moskauers ist zwar von einer Einreisewelle in die russische Exklave nicht viel zu spüren.
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Glaubt man seinem Wirtschaftsminister, steht die aber bald bevor. "Es gab eine Menge Probleme, die mit dem föderalen Zentrum abzustimmen waren. Die bürokratische Prozedur der Übersiedlung muss vereinfacht werden, das braucht seine Zeit. Es ist eine neue Situation für alle Beteiligten. Und wir müssen den Einwanderern hier etwas bieten, das reicht von guten und billigen Wohnungen bis zur abgesicherten Rückkehrmöglichkeit in die Heimat."
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Nach seinen Angaben erreichen die Regionalregierung pro Woche im Durchschnitt 120 Anfragen von potenziellen Migranten. Man rechnet damit, dass in den nächsten drei Jahren etwa 170.000 Menschen in das Kaliningrader Gebiet übersiedeln werden - aus Kernrussland, aus den GUS-Staaten, aus dem Baltikum.
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Bald auch Einwanderer aus Deutschland?
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Und demnächst auch aus Deutschland? Die Ansiedlung von Russlanddeutschen im Kaliningrader Gebiet ist ein heikles Thema - vor allem seit einige Projekte deutscher Neonazis in den frühen 1990-er Jahren heftige politische Turbulenzen um eine schleichende "Regermanisierung" des einstigen Nord-Ostpreußens auslösten.
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Ohne Zuwanderer kein Aufschwung: Baustelle des neuen Stadtviertels |
Die deutsche Außenpolitik war daher in dieser Frage stets auf äußerste Zurückhaltung bedacht. Und ist es immer noch, auch wenn, spätestens seit dem Kaliningrader Treffen von Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich der 750-Jahrfeier im vorigen Jahr, inzwischen viel Pragmatismus an die Stelle politischer Aufgeregtheiten getreten ist.
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Doch als im Sommer in mehreren russischsprachigen Zeitungen in Deutschland Anzeigen erschienen, die Russlanddeutsche zur Übersiedlung in die wirtschaftlich erwachende Exklave Kaliningrad einluden, beeilte sich Generalkonsul Herz zu erklären: Die sei keine staatliche Aktion, die Bundesregierung habe hiermit nichts zu tun.
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Die erste Job-Schnuppertour aus Berlin
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Nun kommen sie dennoch. Am Wochenende reiste eine erste Gruppe von etwa 40 Russlanddeutschen aus Berlin nach Kaliningrad, um sich hier umzusehen. Vorerst für drei Tage, auf Einladung des Bauunternehmens Rusformstroj. Arbeit werden sie, im Gegensatz zu ihren deutschen Wohnorten, in der aufstrebenden Pregelstadt schnell finden. Und vielleicht werden sie bleiben.
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(tp/.rufo)
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