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Glonass soll auch privaten Kunden helfen, den richtigen Weg zu finden (Foto: .rufo)
Glonass soll auch privaten Kunden helfen, den richtigen Weg zu finden (Foto: .rufo)
Mittwoch, 11.10.2006

Glonass: Russlands Antwort auf GPS einsatzbereit?

Karsten Packeiser, Moskau. Unter der Ägide des Verteidigungs-Ministeriums wird seit Jahren an einem eigenen russischen Satelliten-Navigationssystem gearbeitet. Ab 2007 soll Glonass einsatzfähig sein.

Obwohl noch zu Zeiten des Kalten Krieges ursprünglich in erster Linie für militärische Zwecke konzipiert, ist GLONASS (Globalnaja Navigazionnaja Sputnikowaja Sistema) inzwischen auch ausdrücklich für kommerzielle Kunden bestimmt.

Bewahrung der Unabhängigkeit Russlands


Das russische Analog zum amerikanischen GPS soll im kommenden Jahr endlich zumindest teilweise einsatzfähig sein – noch vor dem europäischen Navigationssystem Galileo. In einer ersten Phase soll zunächst das Territorium Russlands vollständig von Glonass abgedeckt werden. Russische Armee-Spezialeinheiten in Tschetschenien nutzen das System bereits heute. Die Fertigstellung von Glonass wurde inzwischen in den Rang eines eigenständigen Regierungsprogramms erhoben. Offizielle Ziele des Programms sind die „Bewahrung der Unabhängigkeit Russlands im Bereich der Satellitennavigation und eine erhöhte Sicherheit und Effektivität im Verkehrswesen des Landes“.

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Alle für ein weltumfassendes Funktionieren von Glonass notwendigen 24 Satelliten sollen bis 2010 ins All geschossen worden sein – auf eine Umlaufbahn in 19.100 Kilometern Höhe. Verteidigungsminister Sergej Iwanow hofft, zumindest einen Teil der Investitionen durch Verkaufe an zivile Nutzer zu kompensieren. „Unser System wird zu 80 Prozent zu nicht-militärischen Zwecken genutzt werden“, hofft Iwanow.

Innerhalb Russlands sollte nur das eigene System verwendet werden, erklärte auch Präsident Wladimir Putin. „Schon heute unterzeichnen Unternehmen und ganze Regionen Verträge mit GPS“, kritisierte der Staatschef.

Dabei bewegen sich die meisten GPS-Nutzer in Russland derzeit sogar außerhalb des Gesetzes. Aus Sorge um die nationale Sicherheit dürfen nach der geltenden Gesetzgebung nur staatliche Einrichtungen und Unternehmen mit einer speziellen Sondergenehmigung Satellitennavigationssysteme nutzen. Die geografischen Koordinaten von Objekten mit einer Genauigkeit von mehr als 30 Metern gelten in Russland weiter als Staatsgeheimnis. Ein großer Teil der GPS-Systeme, die derzeit im Einsatz sind, wurden über die Grenze geschmuggelt.

Einfuhrerlaubnis vom Geheimdienst


Andererseits verkauft Siemens seit Frühjahr 2006 ganz legal Empfänger für Satellitennavigations-Systeme auf dem russischen Markt. Die Positionsangaben werden dabei auf dem Bildschirm nicht exakt sondern mit einer Unschärfe von etwas über 30 Metern widergegeben, um die gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen. „Alle nötigen Genehmigungen vom Verteidigungsministerium und dem Inlandsgeheimdienst FSB für die Einfuhr der Empfänger haben wir erhalten“, teilte die Moskauer Siemens-Vertretung auf Anfrage mit.

Presseberichten zufolge plant die russische Regierung inzwischen die weitgehende Legalisierung der Satellitennavigation – jedoch nur auf Grundlage von Glonass. Als Argument gegen die Verbreitung von GPS dienen den zuständigen Beamten weiter geostrategische Überlegungen: Im Falle von Spannungen mit den USA könnten die Amerikaner die GPS-Nutzung in Russland stark einschränken.

Offizielle Glonass-Webseite (RUS/EN)

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Die ersten Glonass-Satelliten waren bereits 1982 auf eine Erdumlaufbahn gebracht worden. Während des Rüstungswettlaufs mit den USA arbeiteten Wissenschaftler und Ingenieure fieberhaft an einer Antwort auf das amerikanische GPS-System. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem darauf folgenden Wirtschaftschaos liefen die Arbeiten an dem Programm jedoch nur noch auf Sparflamme weiter.

Satelliten vorübergehend außer Betrieb>


Die nötige Zahl von Satelliten für eine Erfassung der gesamten Erde wurde daher nie erreicht. Zudem fielen einige der Glonass-Sputniks wegen technischer Defekte bereits nach kurzer Zeit aus. Von den derzeit im All befindlichen 16 Satelliten waren Ende September sechs „vorübergehend außer Betrieb“.

Das Glonass-System sei eine durchaus ernsthafte Alternative zu GPS, glauben Branchenkenner in Moskau dennoch. Beide System könnten grundsätzlich auch zusammen angewendet werden, und somit den Nutzern noch genauere Daten liefern.

Doch ob die ehrgeizigen Zeitpläne der russischen Führung eingehalten werden können, bleibt fraglich. Die Werke, in denen die modernisierten Satelliten vom Typ Glonass-K angefertigt werden, können die Produktion nicht so stark beschleunigen, wie Raumfahrtagentur und Generalstab sich das wünschen. Auch die Produktion der nötigen Empfangsgeräte läuft erst jetzt zögerlich an.

Auch, wenn Petrodollars wieder Geld in den russischen Staatshaushalt schwemmen, bleibt der Raumfahrtbereich im Vergleich zu Sowjetzeiten unterfinanziert: Die Weltraummacht Russland zehre heute vielfach nur noch an den menschlichen und technischen Reserven der Vergangenheit, empörte sich die Armeezeitung „Krasnaja Swesda“, „aber ewig kann das so nicht weitergehen.“ Im kommenden Jahr sieht der russische Haushaltsplan für 2007 immerhin knapp 350 Millionen EUR für das Glonass-Projekt vor – und damit doppelt so viel wie im laufenden Jahr.

(kp/.rufo)


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