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Ein Lada Kalina in Billig-Ausführung - viel mehr hat Avtovaz selbst als Krisenrezept nicht zu bieten (Foto: ld/.rufo)
Ein Lada Kalina in Billig-Ausführung - viel mehr hat Avtovaz selbst als Krisenrezept nicht zu bieten (Foto: ld/.rufo)
Donnerstag, 15.10.2009

Autobauer Avtovaz ohne Perspektive - außer mit Opel

Moskau. Der Lada-Hersteller Avtovaz ist ein hoffnungsloser Sanierungsfall - und reif für den Konkurs. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Industrieministeriums. Aber da ist ja noch die Politik und Opel ...

Dem Lada-Werk steht wirtschaftlich das Wasser bis zum Hals - wegen der aktuellen Auto-Absatzkrise, aber auch wegen vieler sowjetischer Altlasten bei der russischen Billigmarke. Mit ca. 350.000 Autos wird die Lada-Produktion in diesem Jahr nur etwa halb so groß sein wie vor der Krise. "Erhebliche Zweifel am Fortbestand des Unternehmens" vermeldet inzwischen auch die Konzernführung - sofern der Kreml nicht einspringt.
Seit Monaten bemüht sich die russische Regierung um einen Rettungsplan für den größten Autohersteller des Landes. Schließlich stehen in Togliatti 100.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel – die Zulieferindustrie noch nicht einmal mitgerechnet.

Der Wolga-Kahn Lada ist löchrig, aber unsinkbar


Lada darf nicht untergehen, lautet deshalb die Devise bei der Suche nach einem Sanierungsmodell. Der russische Staat signalisiert Bereitschaft, über eine staatseigene Bank den Löwenanteil des akuten Finanzbedarfs von mehr als 1,5 Mrd. Euro in Form von Aktien zu übernehmen.

Premierminister Wladimir Putin fordert aber auch vom 25-Prozent-Teilhaber Renault ein adäquates Engagement – sofern die Franzosen nicht riskieren wollen, ihre erst 2008 an Avtovaz teuer erworbene Sperrminorität zu verlieren.

Renault hält sich bisher aber bedeckt. Mehr als eine bargeldlose Beteiligung an der Lada-Rettung in Form einer Lizenz für die Logan-Baureihe der Tochtermarke Dacia kann und will der Konzern offenbar nicht aufbieten.

Ähnlich wie bei Opel: Eigentlich ein Fall für den Konkursrichter, aber ...


Eine Analyse aus dem Ministerium für Industrie und Handel stellt jetzt allerdings auf höchster Ebene die Frage, ob sich der ganze Aufwand den überhaupt lohnt: Avtovaz sei ein Fall für das Konkursrecht, nicht für staatliche Investitionen, so Vizeminister Andrej Dementjew in einer internen Analyse für die Regierung.
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Wie die Tageszeitung „Kommersant“ aus dem Papier zitierte, sieht der Experte für Avtovaz nur eine Überlebenschance, wenn die momentan noch über 100.000 Köpfe zählende Belegschaft auf 55.000 zusammengekürzt würde.

Die Hälfte der Belegschaft müsste gehen


Beschlossen ist bei Avtovaz bislang aber nur ein Abbau von 5.000 Stellen bis Jahresende. Die schon angekündigte Kündigung von 28.000 Mitarbeitern wurde wieder zurückgezogen - das Management des Autobauers hofft schlichtweg auf bessere Zeiten und Staatsgeld zur Überbrückung.

Doch parallel wächst der Schuldenberg des Konzerns: Laut Dementjew werde es zum Jahresende etwa 86 Mrd. Rubel (1,95 Mrd. Euro) sein. Eine Restrukturisierung dieser Verpflichtungen sei „unter Marktbedingungen nicht möglich“.

Verfehlte Produktpolitik: Nur mehr oder weniger moderne Kleinwagen


Keine Zuversicht vermittele auch die Produktstrategie des Autowerkes: Sowohl die vorhandenen wie auch die geplanten neuen Baureihen (eine Billig-Version des ohnehin schon schlichten Kleinwagens Kalina sowie Logan-Derivate) gehörten alle zur Kleinwagen-Klasse B. Statt zu diversifizieren, legt man bei Avtovaz also weiterhin alle Eier in einen Korb – was laut Dementjew „äußerst riskant“ sei: Die angepeilten Verkaufszahlen und Gewinnmargen seien deshalb schwerlich zu erzielen.

Besser andere Arbeitsplätze schaffen


Das Verdikt des Vizeministers lautet darum, die geplante Staatshilfe besser in „Stabilisierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt in der Region Samara“ zu stecken.

Allerdings glauben von der Zeitung befragte Branchenexperten nicht, dass der Kreml auf den Brandbrief hört: Eine Pleite des Industriegiganten und einzigen „echt russischen“ Pkw-Herstellers kann sich die Führung aus politischen und sozialen Gründen einfach nicht leisten – koste es, was es wolle.

Wird Opel in die Pflicht genommen?


Insofern wird in Russland die Hemmschwelle niedrig liegen, wenn es alsbald darum gehen wird, die ins Haus stehende Beteiligung der staatlichen Sberbank an Opel in konkrete Produktionspläne für russische Autofabriken umzumünzen - egal ob dies Magna, General Motors oder der deutschen Bundesregierung gefällt.
Neben dem diffus bei „New Opel“ schon als Partner genannten ins Spiel gebrachte Autowerk GAZ wird früher oder später wohl auch Avtovaz mit Rüsselsheim verkoppelt.




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