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Zypern als Anlageparadies für Russen, ob bei Firmen oder Immobilien (Foto: Ballin/.rufo)
Zypern als Anlageparadies für Russen, ob bei Firmen oder Immobilien (Foto: Ballin/.rufo)
Montag, 18.03.2013

Arme Russen: Brüssels Zypern-Hilfe teuer für Moskau

Moskau. Russland, vielmehr russische Oligarchen, könnten die größten Verlierer bei der geplanten Rettung Zyperns werden. Sie haften mit Milliarden, um die bei Offshore-Firmen so beliebte Insel vor dem Untergang zu retten.

Die Euro-Gruppe hat Zypern die Pistole auf die Brust gesetzt: Für die Freigabe eines milliardenschweren Rettungskredits muss die zypriotische Regierung u.a. die Anleger auf der Mittelmeerinsel teilweise enteignen. Wer ein Sparkonto bei einer Bank in Nikosia hat, muss sich an der Rettung Zyperns beteiligen.

Ein Zehntel bei Oligarchen-Konten weg


Konten, auf denen weniger als 100.000 Euro lagern, werden mit einer Zwangsabgabe von 6,75 Prozent belegt. Bei Beträgen über dieser Grenze sind es gar 9,9 Prozent. Das heißt, bis zu einem Zehntel der Spareinlagen wird einfach konfisziert.

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• Kapitalflucht grandios: Russland verliert 800 Mrd. USD (23.07.2012)
• Milliardengrüße aus Moskau für klamme EU-Insel Zypern (05.07.2012)
• Zypern bittet Russland um neuen Milliarden-Kredit (13.06.2012)
• Interview: Krise, feindliche Übernahmen und der Kreml (26.04.2012)
Die Forderung begründet sich auf dem überdimensionalen Anteil des Bankensektors an der Gesamtwirtschaft Zyperns: Laut der Zentralbank des Landes lagerten Ende Januar 68,4 Mrd. Euro auf den Konten zyprischer Banken, das entspricht mehr als dem Dreifachen des BIP.

Zypern als Anlageparadies für Oligarchen und Mafiosi


Laut der Ratingagentur Moodys stammen 19 Mrd. USD (rund 15 Mrd. Euro) direkt davon aus Russland. Eben diese Gelder waren ein Grund für den Streit zwischen der EU und Zypern. Als „Geldwäsche-Paradies“ für russische Oligarchen und Mafiosi habe die Insel in den letzten Jahren fungiert, so der Vorwurf aus einigen EU-Ländern, darunter auch von Politikern aus Deutschland.

Insgesamt rechnen Experten damit, dass russische Investoren zwei bis 3,5 Mrd. Euro durch die Neuregelung verlieren. Denn einige von der Financial Times befragte Experten schätzen den Umfang der russischen Spareinlagen auf Zypern sogar auf bis zu 35 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich möglicherweise nicht um direkt Russland zugeordneten Anlagen, sondern auch um einen Teil der 42,9 Mrd. Euro, die zypriotische „Residenten“ halten.

Moskau spricht von Enteignung


Die Reaktion in Moskau ist dementsprechend erbost: „Das ist Enteignung von privatem Eigentum, sei es auch nur eine Teilenteignung. Und ich denke, dass Zypern danach seine Rolle als Finanzzentrum, die es bislang gespielt hat, verliert. Das Vertrauen der Investoren zu den Banken und dem Staat Zypern wird auf lange Jahre verloren sein, denn das Land lebte und lebt ja großteils durch Finanzdienstleistungen“, erregte sich der Chef der Bank „KIT Finans“ Andrej Degtjarew.

Aus Bankenkreisen heißt es bereits, ein Teil der Investitionen werde nun so schnell wie möglich abgezogen und nach Asien oder sogar in den Nahen Osten verlagert.

Putin: „Ungerecht, unprofessionell, gefährlich“


Selbst die politische Führung in Moskau meldet sich zu Wort. Präsident Wladimir Putin kritisierte die geplante Abgabe auf Bankenkonten als „ungerecht, unprofessionell und gefährlich“. Der Kreml hatte schon in der Vergangenheit seinen Offshore-Oligarchen unter die Arme gegriffen und Zypern einen 2,5 Milliarden-Euro-Kredit erst gewährt und dann unter vorteilhaften Bedingungen verlängert.

Doch die bisherigen Anstrengungen Moskaus sind nicht genug, um Zypern vor dem Staatsbankrott zu retten. Die Verluste allein der russischen Banken bei einem solchen Szenario schätzt Moodys auf 43 – 53 Mrd. USD. Die Verflechtung der russischen und zypriotischen Wirtschaft wird schon anhand des Kreditumfangs deutlich. Russische Banken haben über 40 Mrd. USD Kredit an zypriotische Tochterfirmen russischer Unternehmen gegeben.

Der Staatsbankrott droht, sollte das Parlament auf Zypern dem umstrittenen Hilfspaket aus Brüssel nicht zustimmen. Es sei denn, Moskau springt dann als Retter in der Not ein. Bereits am Mittwoch will zumindest Zyperns Finanzminister Michalis Sarris in Moskau über einen neuen Kredit verhandeln.



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Holger Eekhof 19.03.2013 - 23:11

Kleiner Traum vom Kofferpacken...

Ich möchte niemandem zu nahe treten, nein wirklich nicht....

auch nicht dem Durchschnittszyprioten, der wohl ganz gewiss keine 100 000 Euro Cash auf seinem Konto herumliegen hat - und nur um Cash geht es hier....

Ich stelle mir einfach vor, ich wäre ein zypriotischer Abgeordneter....

Das zypriotische Parlament hatte die Möglichkeit, eben diese komplett herauszunehmen, sie haben genau dies nicht getan. Wozu auch, es hätte ja sein können, das das emotionalisierte Protestvieh vor den Türen einfach nach Hause gegangen wäre....

Und dies wäre nicht in meinem Sinne, wenn ich zypriotischer Abgeordneter wäre, nicht in dieser Situation. Habe ich doch wohl nur selten in meinem Leben - oder gar nie - die Möglichkeit, solch gesunden Lobbyismus auf mich wirken zu lassen, wie im Verlauf des heutigen Tages....

Ich gestehe: Wäre ich heute zypriotischer Abgeordneter, und hätte mich im Laufe des Tages ein netter Mann mit einem maßgeschneiderten Köfferchen aufgesucht - was hätte da in mir gesiegt: Der Patriotismus oder die Gier?

Oder ich stelle mir vor, ich wäre einer der unglücklichen Privatanleger, die dieser Sondersteuer unterliegen würden, so sie denn käme. Würde ich mich nicht in meinen zugegebenermaßen viel zu kleinen Privatjet setzen und ab zur Insel düsen, um ein wenig Lobbyarbeit in meinem und dem kollegialen Sinne meiner Klasse zu betreiben?
Zumal das Risiko besteht, das aus proklamierten 10% durch die Nichtausbeutung der Kleinanleger gleich mal 20 % werden? ...
Was dann für meine Klasse einen Verlust von glatten 5 Milliarden Euro bedeuten würde?

Ich gestehe, ich wäre entsetzt darüber, das ein solcher Fischzug Zyperns gegen mich überhaupt rechtmäßig wäre, und würde mich umgehend erkundigen, ob Abgeordnetenbestechung in Zypern strafbar ist... Und noch bevor ich die Horde meiner Rechtsvertreter dazu überhaupt befrage, hätte ich mit ein paar Kollegen telefoniert und mir von denen das Plazet geben lassen, viele kleine Köfferchen unter´s Volk bringen zu lassen... Sozusagen als direkte Wirtschaftshilfe ....

Natürlich hätte ich dann keinen Kampfhubschrauber wie die Briten benutzt, sondern eben mein viel zu kleines Jetlein... das große hätte ich lieber zu Hause gelassen, denn in Nikosia war heute große Parkplatznot angesagt.... Aber ich glaube im Luftverkehr nennt man das Parkingslots.....

Wie gut das ich aber weder zypriotischer Abgeordneter noch Sondersteuerbetroffener bin, so blieb mir all diese Mühe heute erspart...


Holger Eekhof 19.03.2013 - 02:38

Bankrotterklärung....

Was hier innerhalb der EU geschieht, gleicht einer Bankrotterklärung des politischen Europas an und für sich...

Worüber kann man sich aufregen, über den Eingriff ins Privateigentum? Lächerlich, weil es kein solcher ist, sondern eine einmalige (?) Sondersteuer ... Zum Thema einmalige oder in unserem Fall zeitlich begrenzte Sondersteuer können alle Deutschen ganze Arien singen.. :)

Weil kein Unterschied gemacht wurde, zwischen kleinen und großen? Ebenfalls lächerlich. Es war von Anfang an klar das die garantiert gesicherten Einlagen bis 100 K nicht angetastet werden, aber man brauchte diesen Gag als Volkstheater...

Weil die EU überhaupt glaubt ein Rettungspaket schnüren zu müssen... hier verlassen wir dann die Lächerlichkeit..

Zypern ist eine Steueroase, ohne wenn und aber, ein Maximalsteuersatz von 35 %, die Nichtberücksichtigung von Dividen im Rahmen der Einkommenssteuer sondern deren steuerliche Pauschalisierung, etc...

Also soll nun der gemeine Europäer, die Frisöse mit Ihren mit Abgaben belegten 3,70 Euro Stundenlohn dafür garantieren, das das Finanzsystem eines Landes, in welchem Jahreseinkommen bis 19 500 Euro absolut steuerfrei sind, erhalten wird. Dies wäre ohne dieses Theater nicht mehr vermittelbar gewesen - und ist es auch mit diesem Theater nicht wirklich.

In diesem Punkt haben wir dann den soliden Boden der Lächerlichkeit verlassen und nähern uns dem eigentlich tragischem dieses Gesamtpakets.

Still und leise darin verborgen lauert die absolute Bankrotterklärung des politischen System der EU. Es wird viel davon geredet, das eine \"Rettung\" ohne die Beteiligung der vom Status quo profitierenden wie z.B. russische Kapitalanleger und Mafiosi, oder eben auch zypriotischer Banken nicht vermittelbar wäre, da in Bezug auf Zypern der Verdacht auf aktive Unterstützung von kriminellen oder semilegalen Geldwäscheaktivitäten nicht von der Hand zu weisen ist.
Doch wie reagiert die EU darauf im Zuge dieses Paketes:

Es wird vereinbart, das ein privates (sic!!!) Unternehmen zukünftig die Einhaltung der Anti - Geldwäsche - Maßnahmen in und auf Zypern überprüft.

Dies ist die eigentliche Bankrotterklärung. Dagegen erscheint es schon fast lächerlich, das sich ein paar Cleverles in Zypern ein goldenes Näschen verdient haben und nun das System kippen könnte.

Dies ist die Bankrotterklärung des politischen, ernstzunehmenden Europas schlechthin.


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