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Montag, 11.04.2011
Gagarin 1961: Bin aus dem Erdschatten ausgetretenMoskau. Am 12.April vor 50 Jahren begann mit der Erdumrundung Juri Gagarins das Zeitalter des bemannten Raumflugs. In der UdSSR und weltweit wurde er als Held verehrt. Ein tödlicher Pilotenfehler passte da nicht ins Bild. Erst jetzt wurden Geheimdokumente veröffentlicht.
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Die Sowjetunion hatte gigantischen Aufwand betrieben, um in der jungen Disziplin Raumfahrt den USA voraus zu sein. Dennoch wirkte der erste Ausflug des Menschen ins Weltall und zurück noch recht bodenständig:
Nicht irgendwelche Sowjet-Militärs empfingen am 12. April 1961 jenen Menschen, der soeben als erster die Erde und ihre schützende Atmosphäre verlassen und wieder heil zurückgekehrt war, sondern eine Kolchosbäuerin namens Anna Tachtarowa.
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Nach der Landung auf dem Kolchosfeld: Lieber ein Telefon als ein Glas Milch
Die denkwürdige Begegnung fand auf einem Feld nahe der Wolga-Stadt Saratow statt, erinnert sich Tachtarowa: "Ich war sehr verwirrt, so seltsam war dieser Mensch angezogen, nicht wie bei uns. Und wie unerwartet war er erschienen, aus heiterem Himmel".
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Doch dann zeigte der Raumfahrer sein berühmtes Gagarin-Lächeln, die Bäuerin fasste sich ein Herz und bot dem vom Himmel Gefallenen Milch zu trinken an. Der lehnte freundlich ab und sagte, es wäre gut, wenn er irgendwo telefonieren könnte.
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Strenge Auswahl: nur Parteimitglieder kommen in Frage
Auf diesen historischen Moment hatte die Sowjetunion lange hingearbeitet: 1957 hatte man mit dem "Sputnik" den ersten künstlichen Erdsatelliten ins All geschossen. 1959 erreichte eine Sonde den Mond. 1960 schliesslich kehrten zwei Schlittenhunde heil aus dem Orbit zur Erde zurück.
Doch es war der aus 3000 Bewerbern herausgefilterte Militärpilot Juri Gagarin (Auswahlbedingung waren unter anderem eine Maximalgrösse von 1,70 Meter und die Parteimitgliedschaft), der als erster Mensch die Schwerelosigkeit am eigenen Leib verspürte.
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Erst Euphorie in der Schwerelosigkeit, dann bange Minuten
Per Funk beschrieb er von Bord des Raumschiffs "Wostok-1" seiner Leitstelle dieses Gefühl als "angenehm" und "interessant", ganz ohne unangenehme Begleiterscheinungen. Etwas später rief er voller Freude: "Alles schwimmt. Es schwimmt alles! Wie schön."
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Als Gagarin die Nachtseite des Globus durchflogen hatte, setzte er eine bezeichnende Meldung ab: "Ich bin aus dem Erdschatten ausgetreten."
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Es roch schon brenzlig: bei der Landung fast verglüht
Am nächsten Tag berichtete der während seines nur 108 Minuten dauernden Fluges zum Major beförderte Gagarin in einem "streng geheim" erklärten Rapport, dass längst nicht alles so glatt gegangen war, wie es von der Sowjet-Propaganda schon weltweit verbreitet worden war. Nach dem Ende des Bremsimpulses zum Wiedereintritt in die Atmosphäre trennte sich die Raumkapsel nicht wie geplant vom Antriebsteil.
Zehn Minuten lang wartete der Kosmonaut auf die Trennung, in dieser Zeit drehte sich das Raumschiff alle 12 Sekunden einmal um seine eigene Achse. Dann roch Gagarin, wie die Beschichtung der Kapsel verbrannte und er hörte mehrfach ein verdächtiges Knacken.
Dass auch viel Glück dazu gehörte, dass der erste Raumfahrer heil auf die Erde zurückkehrte, blieb zu Zeiten des Kalten Krieges lange ein Staatsgeheimnis.
Gagarin wurde zur Verkörperung der Raumfahrt
Nach dem sensationellen Flug wurde der 27-jährige zum offiziellen Sympathieträger des Sowjetsystems im Ausland - und daheim zum Muster-Helden. Gagarin spielte mit, der Staat dankte es ihm mit einer gigantischen Prämie von 15.000 Rubeln "für die Angst", einer Vierzimmerwohnung mit jugoslawischen Möbeln in Moskau und einer Wolga-Limousine mit Chauffeur.
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Besuch in Schweden: Sonny-Boy Gagarin umrundet als Sympathiebotschafter der UdSSR die Erde. (Foto: Wikipedia) |
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Sex-Idol Brigitte Bardot brüstete sich mit einer Affäre mit dem Raumfahrer - nicht umgekehrt. Und selbst die englische Queen konnte es sich bei einem Empfang entgegen aller Etikette nicht verkneifen, den "Himmelssohn" selbst anzufassen - obwohl dieser doch nur ein einfacher Bauernsohn aus der Kleinstadt Gschatsk, 160 Kilometer westlich von Moskau, war.
Tod mit 34 Jahren wegen eines Pilotenfehlers
Gagarin, zum lebenden Mythos hochstilisiert, kam mit dem Ruhm relativ gut klar: Freunde von damals beschrieben ihn als grossen Possenreisser, der zwar etwas zu viel trank, aber trotz seiner Ausstrahlung auf Frauen nie weiter ging, als es der Anstand zuliess.
Doch dann starb Juri Gagarin den typischen frühen Tod eines Jugend-Idols: 1968 kam er beim Absturz einer MiG-15 während eines Trainingsfluges ums Leben. Über die Unglücksursache wurden jahrzehntelang die wildesten Spekulationen angestellt - der Untersuchungsbericht blieb geheim.
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Erst 2011 Geheimdokumente zur Absturzursache veröffentlicht
Erst letzte Woche hat der Kreml die meisten Dokumente freigegeben. Demnach wurden Gagarin und seinem Mitflieger ein schlichter Pilotenfehler zum Verhängnis: Vermutlich war es ein zu heftiges Ausweichmanöver wegen eines Wetterballons, das die Maschine unrettbar ins Trudeln brachte.
Die Sowjetunion verkündete nach dem Tod der nur 34 Jahre alt gewordenen Symbolfigur Staatstrauer - und das Städtchen Gschatsk wurde in Gagarin umbenannt. Dort geht der bis heute lebendige Gagarin-Personenkult soweit, dass es sogar schon ein Denkmal für die Mutter des ersten Kosmonauten gibt.
UNO-Beschluss 2011: 12.April wird Internationaler Tag der Raumfahrt
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Moskau lässt sich zum 50. Jahrestag des ersten bemannten Weltraumflugs aber auch nicht lumpen: Präsident Medwedew ordnete für Dienstag zu Ehren von Gagarins Flug ein grosses Feuerwerk aus 50 Salut-Salven an.
Und die UNO beschloss auf Antrag Russland, künftig den 12.April weltweit als "Internationalen Tag der Raumfahrt" zu begehen.
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