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Gerd Ruge (Foto: WDR)
Gerd Ruge (Foto: WDR)
Freitag, 08.08.2003

Fernsehen: Gerd Ruge wird 75

Von Vladimir Essipov, Moskau. Gerd Ruge, der wohl bekannteste deutsche Fernsehjournalist, feiert am 9. August seinen 75. Geburtstag. Ruge prägte nachhaltig das Russlandbild im deutschen Fernsehen – für viele Deutsche bleibt er auch heute der Moskau-Korrespondent Nummer Eins.

Wenn es um Gerd Ruge geht, nimmt sich Tatjana Mitkowa Zeit. Die Star-Moderatorin und die Nachrichtenchefin des Kanals NTW, sonst immer unter Zeitdruck, nennt den deutschen Journalisten nicht anders als ihren „Lehrer“. Denn damals, vor zwölf Jahren, hat Ruge ihr geholfen, als das staatliche Fernsehen sie wegen ihrer unabhängigen Linie vor dem Putsch gegen Gorbatschow feuerte. Sie und Dmitrij Kisseljow, zwei aufgehende Stars des russischen Fernsehen, fanden 1991 Unterschlupf im Moskauer ARD-Studio. Kisseljow moderiert heute eine der wichtigsten Nachrichtensendungen im ukrainischen Fersehen, Mitkowa leitet die Nachrichtenredaktion bei NTW.


(Foto: WDR)
(Foto: WDR)
Beide denken gern an die Zeit mit Ruge zurück – und auch daran, was sie beruflich und menschlich von ihm gelernt haben. „Von meinem ersten großen Honorar habe ich damals einen Mercedes gekauft“, erinnert sich im August 2003 Mitkowa im Gespräch mit der ARD. „Ruge sagte, ein Journalist solle keinen Mercedes fahren. Ich habe damals diese Worte vorgemerkt, aber erst heute verstanden“.

Gerd Ruge war der erste Korrespondent aus dem kapitalistischen Westdeutschland, der im Auftrag des Senders WDR Mitte der 50er Jahre in Moskau seine Arbeit aufnahm. Sein erstes Büro lag im Hotel National, mit Blick auf den Kreml. Seine Berichte sollte er zum Telegrafenamt in der damaligen Uliza Gorkogo bringen (heute: Twerskaja) und durch einen sowjetischen Zensor absegnen lassen.

Insgesamt knapp 20 Jahren berichtete Ruge aus der Sowjetunion und anschließend der GUS für das deutsche Publikum. Ob Michail Gorbatschow, Andrej Wosnessenskij oder Viktor Jerofejew - seine Freunde und Gesprächspartner erinnern sich mit warmen Worten an den neugierigen deutschen Journalisten. Seine Reportagen aus Russland und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion strahlen Wärme und Offenheit aus, seine Frage “Wie ist das Leben?” wurde zu seinem Markenzeichen. Ruge betreibt keine Selbstdarstellung, er lässt die Leute sprechen – daraus entsteht ein faszinierendes authentisches Bild des Landes, in dem der ARD-Starreporter unterwegs ist.

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Das Erste Deutsche Fernsehen ehrt seinen Frontmann mit einem ungewöhnlichem Programm – eine ganze Nacht berichtet der Sender über Ruges Leben und sendet Glückwünsche aus der ganzen Welt. Das Sonderprogramm „Ruge wird 75“ läuft am Samstag, 9. August, ab 22.10 in der ARD: „Auf den Spuren von Gerd Ruge“, ein Film von Tina Hassel und Ulrich Adrian, anschließend Reportagen von Gerd Ruge.

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