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Das Schloss in Oranienbaum wird inzwischen restauriert. (Foto: Veser/.rufo) |
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Montag, 27.09.2010
Vororte Petersburg: Vergessenes Gesamtkunstwerk, Teil IISt. Petersburg. Als die UNESCO das Zentrum der einstigen Hauptstadt 1990 in die Welterbeliste aufnahm, erweiterte die Organisation das nominierte Gebiet ausdrücklich um die Kulturlandschaft, zu der auch Strelna zählt.
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Neben den weltbekannten Schlössern und Parks mit Vorzeigecharakter wurden dadurch auch weniger bekannte Schöpfungen aus der Zeit Peters I. miteinbezogen. Manche frühen Werke fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
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Vernachlässigung, Raumplanung oder Neubauprojekte taten das Übrige. Wozu die verschonten Baudenkmäler dienten, wissen oft nicht einmal die in unmittelbarer Nachbarschaft lebenden Menschen.
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Amsterdam war Vorbild
Bevor sich der Zar ans Werk machte, hatte er sich bei Aufenthalten in Mittel- und Westeuropa inspirieren lassen. Nach dem Vorbild holländischer Grachten ließ er zunächst Kanäle zur Ostsee anlegen. Amsterdam hatte ihn besonders fasziniert.
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Holländische Vorbilder standen dann auch beim Bau des barocken Schlosses Oranienbaum Pate. Sein Besitzer war Fürst Menschikow, Peters engster Vertrauter. Lange Zeit geschlossen, ist die baufällige Hauptanlage seit einem Jahr hinter einer Holzverkleidung verschwunden.
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Sie wird ebenso renoviert wie der gleichfalls eingerüstete Chinesische Palast. Dieses filigrane Baudenkmal mit seinen feinen Kunstsammlungen hatte die Oktoberrevolution und sogar die deutsche Besatzung unbeschadet überstanden.
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Weil das Baudenkmal jedoch nie richtig instand gehalten wurde, drang Wasser durch das schadhafte Dach ins Innere und setzte die Kunstschätze ständigen Gefahren aus. Auf die Frage, ob man kurz ins Gebäude hineindürfe, antwortet der Wachmann mit einem entmutigenden Njet!.
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Aber es gibt Hoffnung: Kommen Sie, wenn die Arbeiten abgeschlossen ist, nächstes Jahr also, fügt er mit stoischem Gleichmut hinzu.
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Russland soll Seefahrernation werden
Mit Vorbedacht hat Peter I. für Oranienbaum, Strelna und Peterhof meeresnahe Standorte ausgewählt. Seine Landsleute, die sich nur schweren Herzens von Moskau trennen konnten, sollten durch den Sichtkontakt mit der Ostsee zur Seefahrernation werden, so lautete seine reformpädagogische Vorgabe.
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Peterhof |
Anfahrt mit der Elektritschka:
Vom Baltischen Bahnhof (Metro: Baltiskaja) bis zur Station \"Novy Petergof\"
(Richtung Oranienbaum oder Kalitsche) dauert die Fahrt etwa 40 Minuten.
Anfahrt mit dem Bus:
Ebenfalls am Baltischen Bahnhof fahren Doppelstockbusse ab. Sie sind nicht zu
ubersehen!
Anfahrt mit dem Tragflächenboot vom Schlosskai zwischen Mai und September
Großer Palast - Di.-So. von 10.30 bis 18.00 Uhr (Kassen bis 16.45 Uhr geöffnet.)
Montag Ruhetag. Letzter Dienstag des Monats geschlossen.
Eintritt: 250 Rubel für Bürger der Russischen Föderation, 520 Rubel für Touristen aus dem Ausland
Monplaisir - täglich von 10.30 bis 18.00 Uhr (Kassen bis 17.00 Uhr geöffnet.)
Letzter Mittwoch des Monats geschlossen.
Eintritt:
150 Rubel für Bürger der Russischen Föderation
360 Rubel fur Touristen aus dem Ausland
Unterer Park
täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr (Kassen werktags bis 16.30 Uhr und am Wochenende bis 17.30 Uhr geöffnet)
Die Fontänen
werktags von 11.00 bis 17.00 Uhr; am Wochenende von 11.00 bis 18.00 Uhr (Kassen werktags bis 16.30 Uhr und am Wochenende bis 17.30 Uhr
geoffnet).
Im Winter (in der Regel von Anfang Oktober bis Anfang Mai) sind die Fontänen geschlossen.
Eintritt in den Park:
120 Rubel für Bürger der Russischen Föderation
300 Rubel für Touristen aus dem Ausland
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Für die Elite ließ er Landsitze außerhalb von St. Petersburg errichten. Waldschutz war dem Herrscher stets ein wichtiges Anliegen, und so befahl er, in den Parks seiner Residenzen Eichen zu pflanzen. Nach und nach entstanden an Kanälen und Straßen linear angeordnete Gebäude mit Grünflächen.
In wenigen Jahren wuchs eine aus unterschiedlich großen Landhäusern und Parkanlagen geschaffene Kulturlandschaft heran, die durch eine Hauptverkehrsachse entlang der Küste zusammengehalten wurde.
Diese Achse einte Wasserflächen, Gärten und verstreut angeordnete Monumente perspektivisch zu einem optisch abwechslungsreichen Gesamtkunstwerk. Dabei boten sich dem Betrachter nach dem Geschmack des Barockzeitalters ständig neue Szenerien.
Um die Bewohner dieser Güter, auf denen sie sich ausschließlich entspannen und vergnügen sollten, zum Meinungsaustausch zu ermutigen, verbot Peter das Errichten von Zäunen. Sein Hofstaat sollte mit den russischen Sitten brechen und sich künftig nach europäischen Gepflogenheiten Höflichkeitsbesuche abstatten.
Sowjettristesse und Neue Russen
Nach der Oktoberrevolution begann die allmähliche Zerstörung der Kulturlandschaft, die nicht nur architektonische und landschaftsgestalterische Entwicklungen, sondern auch den sozialen und ökonomischen Wandel über einen längeren Zeitraum widerspiegelte.
Ganze Wälder wurden gefällt, neue Siedlungen entstanden. Oft nutzte man die leeren Herrschaftssitze als Kinderheime oder richtete Museen ein. Andere Ensembles wurden geplündert und in Brand gesteckt.
Obwohl die Peterhofer Straße stets offiziell unter Schutz gestellt war, richteten die Behörden Fabriken, landwirtschaftliche Großbetriebe und Viehzuchtanlagen ein und beeinträchtigten damit die Integrität. Seit einigen Jahren haben allerdings die neuen Russen die nordeuropäische Kulturlandschaft für sich entdeckt.
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Von Stahlzäunen umgebene protzige Landsitze, die bisweilen an stilistischer Geschmacksverirrung kaum noch zu überbieten sind, schieben sich immer näher an die Pufferzonen um die Parks heran und bilden einen wunderlichen Kontrast zum historischen Ensemble.
(Thomas Veser/.rufo)
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