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Stilleben nach dem Sturm an der Küste der Nehrung (Foto: Plath/.rufo) |
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Dienstag, 24.03.2009
Standortvorteil Naturromantik, Standortminus BürokratieKaliningrad. Berühmte Naturlandschaften wie die Rominter Heide und die Elchniederung locken Touristen, aber bisher sind sie kaum zugänglich. Stattdessen gibt es gigantische Pläne - wenn sie die Krise überleben.
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Den 1.Teil dieses Hintergrundberichtes von Thoralf Plath lesen Sie hier >>>>
Das russische Baltikum spielt im internationalen Ostseetourismus bislang kaum mit. Zwar kommen viele Individualreisende etwa aus Deutschland, doch die Zahlen stehen in keinem Vergleich zu den Nachbarregionen.
Die baltischen Republiken, Masuren oder die polnische Ostseeküste sind bisher attraktiver als die russische Exklave.
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Ein Grund ist die lästige und teure Visapflicht. Wer aus Deutschland auf die Kurische Nehrung reisen will, kann das auf der litauischen Seite, ohne erst umständlich ein Visum beantragen zu müssen, räumt Tourismus-Beauftragte Marina Drutman ein. Natürlich ist das für uns mit Blick auf ausländische Touristen ein großer Standortnachteil.
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Urlaub zwischen Sperrgebieten?
Doch nicht nur Visapflicht und die von vielen Horrorgeschichten belastete Abfertigung an den Kaliningrader Grenzübergängen schrecken westliche Touristen nachhaltig ab.
Auch Erfindungen eines aufgeblähten staatlichen Kontrollapparates wie die Registrierungspflicht für jeden Ausländer und die mittlerweile berühmt-berüchtigten Grenzsperrzonen wirken nicht eben einladend.
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Grenzen, Passierscheine, Kontrollen - wer sowas mag, ist im Gebiet Kaliningrad gut aufgehoben (Foto: Plath/.rufo) |
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Naturlandschaften: Kein Zutritt ohne Passierschein
Berühmte Naturlandschaften wie Rominter Heide, der glasklare Wystiter See oder das wildromantische Memeldelta sind ohne spezielle Passierscheine für ausländische Touristen tabu. Für Reisegruppen beschaffen die Agenturen in der Regel den nötigen Propusk doch Reisebusse fahren eher selten in die Elchniederung.
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Gerade Individualreisende aber, die solche in Reiseführern gepriesenen Ziele gern auch spontan aufsuchen, kapitulieren schnell vor dem Procedere, einen Grenzonen-Propusk zu bekommen.
Doch wer ohne Genehmigung in die verbotenen Gebiete fährt, riskiert Ärger: Die Behörden verstehen keinen Spaß und scheuen nicht einmal davor zurück, Diplomaten aus dem Verkehr zu ziehen, wie jüngst Deutschlands neuer Generalkonsul Aristide Fenster erleben musste.
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Eine Exkursion in die Rominter Heide, einen der letzten Urwälder Europas, oder ein Abstecher die legendären Elchforsten an der Memelmündung: Fehlanzeige.
In den Nachbarländern geht das problemlos. Für viele Masuren-Urlauber gehört ein Besuch des polnischen Teils der Rominter Heide zum Pflichtprogramm, es gibt dort sogar Wanderwege und so mancher Einheimische verdient sich ein paar Złoty mit Naturführungen.
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Wer das Memeldelta erleben will, kann auf der litauischen Seite des Flusses ein Boot mieten oder diese wundervolle Landschaft einfach wandernd oder mit dem Fahrrad entdecken Grenzpassierscheine oder ähnliche Zettel will hier niemand sehen.
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Nicht kleckern, klotzen!
Es gibt noch viel zu tun, will Kaliningrad touristisch zu den Nachbarländern aufschließen. Aber mit Einholen begnügen sich Gebietsfürst Boos und sein Gefolge nicht Überholen, lautet die Devise.
Grandioses ist geplant. Zum Beispiel auf der Kurischen Nehrung: Die heißt mittlerweile touristische Sonderentwicklungszone und soll zu einem Urlaubsparadies aufgepeppt werden.
Wie das sensible ökologische Gleichgewicht dieser einzigartigen Küstenlandschaft das verträgt und ob der Status Nationalpark mit 40 Hotels und allerhand touristischem Freizeit-Bimbamborium noch gerechtfertigt erscheint, vom UNESCO-Weltnaturerbe ganz zu schweigen solche Fragen stellen sich die Tourismusplaner eher am Rande.
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Sensibilität ist von dieser Mannschaft auch nicht unbedingt zu erwarten: Zum Chef des Tourismuskonzepts Kurische Nehrung wurde der Architekt des monströsen Kaliningrader Rätehauses (der Haus der Sowjets getaufte, leerstehende Betonklotz im Zentrum) ernannt.
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Fotogalerie (Foto anklicken)
Kaliningrad-Tourismus zwischen Wunsch und Wirklichkeit
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Auch der bislang noch relativ unzersiedelten Bernsteinküste zwischen Cranz und Palmnicken sind Dutzende Hotels, Ferienhaus-Komplexe und ganze Wellness-Komplexe in Planung, sogar die russische Regierung will bei Pionersk ihre neue Sommerresidenz bauen lassen.
Casino-Stadt mittlerweile fraglich
Als Krönung der milliardenschweren Veredelung der Bernsteinküste gilt freilich die Glückspielzone ein Komplex aus Spielcasinos, Luxushotels und Spa-Tempeln in den Ausmaßen einer kleinen Stadt für die Reichen und Reicheren aus Russland und dem Rest der Welt.
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Allerdings nimmt die Zahl der Begüterten gerade bedenklich ab auch und gerade in Russland. Darum hoffen inzwischen manche Tourismusfachleute, dass die Gigantomanie an der Kaliningrader Küste im kalten Wind der Wirtschaftskrise vielleicht doch noch auf verträgliches Maß zusammenschrumpft zugunsten sanfterer Formen des Fremdenverkehrs, auf den etwa die baltischen Republiken verstärkt setzen.
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Ob es mit der hochumstrittenen Casino-Stadt überhaupt noch etwas wird, gilt inzwischen mehr und mehr als fraglich.
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Ein Großprojekt namens Amber Coast hat sich bereits verabschiedet: Der Ausbau des Pionersker Fischereihafens in eine Edel-Marina mit über 800 Liegeplätzen für Luxusyachten und Kreuzfahrtschiffe ist vorerst verschoben. Den Investoren sei das Geld ausgegangen, heißt es.
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Wie gesagt: es soll ja auch Menschen geben, die schöne leere Strände und Dünen besser finden, als Marinas und Casinos ...
Den ersten Teil dieses Hintergrundberichtes über Tourismus in Kaliningrad lesen Sie hier >>>
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(Topfoto: Plath/.rufo)
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