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Eine Zehn-Kilo-Bombe hat den Bahnhof von Wolgograd schwer verwüstet (Foto: TV) |
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Sonntag, 29.12.2013
Viele Tote und Verletzte bei Terroranschlag in WolgogradWolgograd. Terroranschlag vor den Olympischen Spielen: In Wolgograd sterben mehr als ein Dutzend Menschen durch die Bombe einer Kamikaze-Attentäterin. Russland verschärft nun weiter die Sicherheitsmaßnahmen.
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Gute Vorsätze, Wünsche und Hoffnungen für das Jahr 2014. Für Dmitri Makowkin wird sich davon nichts mehr erfüllen. Der 29-jährige Polizeibeamte ist einer von mindestens 15 Todesopfern, die ein Sprengstoffanschlag am Sonntag auf dem Hauptbahnhof von Wolgograd gefordert hat. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, 15 davon schwer. Unter den Opfern sind auch Kinder.
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Tote und Verletzte
Eine Überwachungskamera auf dem Bahnhofsvorplatz fixierte die Katastrophe. Auf den Bildern ist ein Feuerblitz zu sehen, der die Eingangshalle des Bahnhofs ausfüllt. Anschließend dringt dunkler Rauch aus dem Gebäude. Wir waren zehn Minuten nach der Explosion da. Tote lagen auf dem Boden, Verletzte kamen heraus, berichtete der freiwillige Helfer Alexander Koblikow im russischen Staatsfernsehen.
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Das Bahnhofsgebäude, ein 1954 fertiggestellter Bau im Stil der Stalin-Gotik wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Fensterscheiben in den Seitenflügeln gingen zu Bruch, die Eingangstür wurde durch die Wucht der Explosion herausgeschlagen. Expertenschätzungen nach war die Bombe mit einer Sprengkraft von mindestens zehn Kilogramm TNT ausgestattet.
Schwarze Witwe als Täterin
Der Anschlag wurde laut der russischen Ermittlungsbehörde von einer Selbstmordattentäterin begangen. Sie soll aus der nordkaukasischen Republik Dagestan stammen. Inoffiziellen Angaben nach war sie in erster Ehe mit einem islamistischen Terroristen verheiratet, der von russischen Sondereinheiten getötet wurde. Solche Frauen werden als schwarze Witwen bezeichnet.
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Die Frau war den Polizisten in der Eingangshalle des Bahnhofs aufgefallen. Der eingangs erwähnte Makowkin ging ihr entgegen, bevor sie die Metalldetektoren erreichte. Damit rettete er wohl vielen Passagieren das Leben.
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Höhere Opferzahl verhindert
Das im Bahnhof installierte Absperrsystem erlaubte es der Frau nicht, weiter in den Bahnhof einzudringen, wodurch eine noch weitaus größe Anzahl an Opfern verhindert wurde, erklärte der offizielle Sprecher der Ermittlungsbehörde Wladimir Markin.
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Erst seit April gibt es diese flughafenartigen Kontrollen auf ausgewählten russischen Bahnhöfen. Neben Moskau und St. Petersburg wurden solche Checkpoints an den Bahnhofseingängen vor allem um die als terorgefährdet geltende südrussische Kaukasus-Region herum errichtet.
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Wichtiger Verkehrsknotenpunkt
Die Millionenstadt Wolgograd, das einstige Stalingrad, 1000 Kilometer südlich von Moskau gelegen, gilt gewissermaßen als das Tor zu Südrussland. Zugverbindungen von Sibirien und Moskau ans Schwarze Meer und in den Kaukasus treffen sich in dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
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Der Bahnhof fertigt täglich rund 3.500 Fernreisende ab. Gerade vor den russischen Neujahrsfeiertagen ist der Andrang groß. Wegen der Verspätung mehrerer Züge waren zur Tatzeit (12:45 Uhr Ortszeit) Hunderte Menschen im Gebäude. Das Kalkül der Attentäter bestand offenbar darin, möglichst viele Menschen zu treffen.
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Zweiter Anschlag innerhalb weniger Monate
Es ist bereits der zweite Terroranschlag, der Wolgograd in diesem Jahr trifft. Im Oktober hatte sich eine Selbstmordattentäterin in einem Bus in die Luft gesprengt und sechs Menschen mit in den Tod gerissen.
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Davor hatte es - außerhalb des Kaukasus - fast zweieinhalb Jahre Ruhe gegeben. Der letzte schwere Anschlag auf den öffentlichen Verkehr richtete sich Anfang 2011 gegen den Moskauer Flughafen Domodedowo.
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Terrorist Umarow droht
Die neuerliche Aktivität ist nicht zufällig: Schon im Sommer hatte der tschetschenische Warlord Doku Umarow gedroht, die Olympischen Spiele von Sotschi mit Hilfe von Terroranschlägen zu verhindern.
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Bislang reagierten die Behörden in Moskau zumindest rhetorisch gelassen auf die Drohung. Der moskautreue Republikchef Tschetscheniens Ramsan Kadyrow erklärte Umarow sogar vor einigen Tagen schon für tot. Von dem gehe keine Gefahr mehr aus, versicherte Kadyrow.
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Nun will der Kreml die Sicherheitsmaßnahmen allerdings russlandweit noch einmal deutlich verschärfen. In Sotschi selbst herrschen ohnehin bereits erhöhte Vorsichtsmaßnahmen knapp zwei Monate vor den Spielen.
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