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Dmitri Kosak erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung der Kaukasusrepubliken (Foto: newsru)
Dmitri Kosak erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung der Kaukasusrepubliken (Foto: newsru)
Donnerstag, 23.06.2005

Kosak: Keine Banditenmethoden gegen Banditen

Moskau. Südrusslands Generalgouverneur Kosak hat seine Untergebenen im Nordkaukasus erneut scharf kritisiert. Auch beim Einsatz gegen Banditen dürfen nicht mit Banditenmethoden vorgegangen werden, sagte er.

Anlass seiner Kritik war eine „Säuberungsaktion“ moskautreuer tschetschenischer Sondereinheiten in einer tschetschenischen Ortschaft nahe der dagestanischen Grenze. In der Siedlung Borosdinowskaja hatten Anfang Juni Einheiten des rein tschetschenischen Batallions "Wostok" auf der Suche nach Separatisten Dutzende Einwohner verprügelt und elf Personen in unbekannte Richtung entführt. Ein 77 Jahre alter Mann kam dabei ums Leben.

Sabotage gegen Russland

Die brutale Razzia löste Massenproteste in der Region aus. Dmitri Kosak, der persönlich nach Borosdinowskaja fuhr, um sich ein Bild zu machen, bezeichnete den Vorfall als “Sabotage gegen Russland, Dagestan und Tschetschenien”

Immer noch ist nicht bekannt, um welche konkrete Einheit es sich handelt. Doch es sollen vor allem moskautreue Tschetschenen des Bataillons „Wostok“ („Osten“) gewesen sein.

Es handelt sich dabei um eine Sondereinheit, die zwar der 42 Division des Verteidigungsministeriums unterstellt ist, aber aus Tschetschenen gebildet wurde, die ehedem den Kampfgruppen der Gebrüder Jamadajew angehörten, die im zweiten Tschetschenienkrieg auf die Seite Moskaus überwechselten. Sie stellten die Hausmacht des ermordeten Präsidenten Kadyrow und sind jetzt ein Teil der Basis des Vizepremiers Ramsan Kadyrow.

Da in der Ortschaft vorwiegend Dagestaner leben, hätte die Aktion leicht zu weiteren ethnischen Konflikten führen können. Tatsächlich ist die Stimmung in Dagestan gereizt, zu Ausschreitungen kam es bislang allerdings noch nicht.

Kosak machte für den Vorfall auch die Leiter der Orts- und Gebietsadministration verantwortlich. Der mit Kosak reisende Präsident Tschetscheniens Alu Alchanow entließ daraufhin reflexartig den Chef der betreffenden Gebietsverwaltung.

Schuldige werden bestraft

Doch Kosak versprach, dass er sich nicht auf die Bestrafung der unteren Führungsebene beschränken werde. Der Fall werde sorgfältig untersucht, sagte er den aufgebrachten Bewohnern von Borosdinowskaja. Die Schuldigen werden ungeachtet ihres Dienstranges und ihrer früheren Verdienste bestraft.

Bei Russland-Aktuell
• Sprengstoffanschlag auf Zug zum Staatsfeiertag (12.06.2005)
• Kosak kritisiert Beamtenkaste im Kaukasus (17.06.2005)
• Krise in Dagestan – Magomedow vor dem Ende? (09.06.2005)
Erstmals heftige Kritik an moskautreuen Tschetschenen

Es war das erste Mal, dass Kosak, direkter Vertreter Putins in der Kaukasusregion, das Wort \"Banditen\" im Zusammenhang mit dem Kadyrow-Sohn benutzte. Es ist aber nicht das erste Mal, dass Kosak die Führungsebene der Kaukasusrepubliken kritisiert.

In einem vor kurzem veröffentlichten Bericht Kosaks an Präsident Wladimir Putin bezichtigte Südrusslands Generalgouverneur die Führungskaste der russsischen Kaukasusrepubliken als korrupt und eigensüchtig. Sie habe sich von der Bevölkerung abgekapselt und vertrete nicht mehr deren Interessen, zog er ein vernichtendes Fazit.

Die Ereignisse von Borosdinowskaja bestätigten die Einschätzung Kosaks. Seine Ankündigung: „Wenn jemand glaubt, wir lassen es zu, dass die Zivilbevölkerung gequält wird, so irrt sich dieser Jemand gewaltig“, muss wie eine Drohung besonders in den Ohren Kadyrows und anderer moskauorientierter Tschetschenen klingen, die bisher ihre Moskauorientierung als einen Freibrief für Vandalentum in der "eigenen" Republik betrachten.

Die russische Tageszeitung “Wremja Nowostjei” erwartet umfassende Personaländerungen auf der Führungsebene fast aller Kaukasusrepubliken.

(ab/.rufo)


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