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In Minsk ist nach dem Anschlag jede Menge Miliz auf den Straßen. (Foto: newsru.com)
In Minsk ist nach dem Anschlag jede Menge Miliz auf den Straßen. (Foto: newsru.com)
Mittwoch, 13.04.2011

Ist der Bombenleger von Minsk doch kein „Kaukasier“?

Minsk. Das Phantombild des Attentäters von Minsk stimmt nicht mit den Bildern der Überwachungskameras überein; womöglich war der Mann kein „Kaukasier“. Der KGB lädt derweil hunderte Personen zu Verhören vor.

Ein Informant der Zeitung „Kommersant“, der die Überwachungskameras in der Metrostation „Oktjabrskaja“ ausgewertet hat, gibt an, der Mann habe keine Bartstoppeln und außerdem eine helle Hautfarbe gehabt und ähnele „einem Slawen oder Westeuropäer“.

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Er sei „völlig ruhig an die Bank herangetreten“, habe die Tasche mit der Bombe darunter gelegt und sich dann „ohne jede Eile vom Tatort entfernt“.

Die Minsker Sicherheitsbehörden gehen dagegen von einem „jungen Mann von nichtslawischem Äußeren“ aus. Er soll kräftig gebaut, 175-178 cm groß sein und eine braune Jacke und eine braune Mütze getragen haben.

Hauptversion: Lage im Land destabilisieren


Der Pressesprecher der Generalstaatanwaltschaft in Minsk gab gegenüber dem „Kommersant“ zu, der „Kaukasier“ sei aufgrund von Augenzeugenaussagen erstellt worden. Sie hätten kurz vor der Explosion einfach einen Mann gesehen, der durch sein Aussehen natürlich sofort Verdacht hervorrief.

Es wurden inzwischen mehrere Männer verhaftet, die von den Sicherheitsbehörden als „Mittäter“ eingestuft werden. KGB-Chef Wadim Saizew erklärte am Dienstagabend, die wichtigste Version des Terroranschlags, bei dem am 11. April zwölf Menschen getötet und Unzählige verletzt wurden, sei der Versuch, „die Lage im Land zu destabilisieren“.

“Der Feind kommt von außen!“


In Minsk wurden derweil die Sicherheitskräfte durch zwei Milizregimenter aufgestockt. Alle Züge Richtung Russland werden an der Grenze verstärkt kontrolliert, weil es für möglich gehalten wird, dass die Täter nach Russland geflüchtet sind.

Während Moskau zur Unterstützung eine Ermittlergruppe schickt, schlagen einige weißrussische Oppositionspolitiker vor, die Verantwortlichen in Russland zu suchen. Auch Präsident Alexander Lukaschenko sieht „äußere Feinde“. Bei einer Krisensitzung sagte er am Dienstag: „Ich schließe nicht aus, dass dieses „Geschenk“ von außen gekommen ist.“

Massenhafte Verhöre


In Weißrussland werden massenweise Verhöre durchgeführt. Nicht nur Augenzeugen der Tragödie in der Metro werden vorgeladen, sondern auch Blogger, die im Internet darüber schreiben, und Menschen, die auf Fragen von Journalisten geantwortet haben.

Auch Angehörige der Opposition werden zum KGB „gebeten“. Oppositionspolitiker und Politexperten befürchten, das Regime Lukaschenko könne das Unglück für weitere Repressionen nutzen. Und: Die EU werde ihre Sanktionen überdenken und Russland wohlwollender über einen Kredit nachdenken.

“Der Liberalismus ist schuld!“


Die weißrussischen Machthaber haben ihre eigene Lesart der Ereignisse. Sergej Mussijenko vom regierungsnahen Analysezentrum EcooM sieht den Terrorakt in der Minsker Metro als Ergebnis „eines übermäßigen Liberalismus gegenüber der Opposition“.

Die Terroristen wollten „einen Keil zwischen die wieder in Fluss gekommenen russisch-weißrussischen Beziehungen treiben“. Jetzt würde die Opposition die Gesellschaft auf den „Terrorismus-Export aus Russland einpeitschen“.

Und der Beginn der Anhörungen im Europaparlament zur „weißrussischen Frage“ käme auch gerade zupass. Mussijenko sieht jedenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Terrorakt und den Anhörungen in Brüssel.



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