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Montag, 11.04.2005

Erinnerung an Kapitulation von Königsberg

Kaliningrad. In Kaliningrad wurde am Wochenende des 60. Jahrestages der Kapitulation Königsbergs am 9. April 1945 gedacht. Der 11.April ist der Tag der Befreiung der Konzentrationslager.

Vor allem das Militär wurde in Kaliningrad heroisiert. 5.000 russische Fahnen zierten die Stadt. Mehr als 100 großformatige Plakatwände mit pathetischen Gedichten und Gemälden sollten die Kaliningrader schon seit Wochen an die Ereignisse vor 60 Jahren erinnern. Auf Dutzenden quer über die Stadtstraßen gespannten Transparenten wurde den Teilnehmern des Großen Vaterländischen Krieges ewiger Ruhm und Ehre versprochen.

Bei Russland-Aktuell
• www.kriegsende.aktuell.ru
Kriegsspiele zum Gedenken

Die Gedenkveranstaltungen begannen dann am 6. April, dem 60. Jahrestag des Beginns des sowjetischen Angriffs auf die zur Festung erklärten Stadt Königsberg. In Anwesenheit von Veteranen, Offiziersschülern, Wehrdienstleistenden, örtlichen Politikern und Kirchenvertretern wurde die Erstürmung des Forts Nr. 5 nachgestellt und der Opfer von damals gedacht.

Die zentrale Erinnerungsfeier an die „heroischen Ereignisse der Erstürmung“ ließ die Stadtverwaltung dann am 9. April, dem Jahrestag der Kapitulation der deutschen Seite, auf dem Wasilewskij-Platz gegenüber des Dohnaturms (der heute das Bernsteinmuseum beherbergt) ausrichten. Auch diese Veranstaltung begann mit einem Kriegstheater - der symbolischen Erstürmung des Dohnaturms. Mit Blumen und Kranzniederlegungen wurde im Anschluß an die 150.000 sowjetische Soldaten erinnert, die bei den Kämpfen in Ostpreußen starben.

Bei Russland-Aktuell
• Kaliningrad-750: Politisch unkorrekter Stadtplan (4.3.2005)
• Kaliningrad: Eine Kirche für 3000 Menschen (1.2.2005)
• Kaliningrader Stadtjubiläum im Internet (12.1.2005)
Kritische Auseinandersetzung verpönt

Russland hat damit einmal mehr seine Veteranen geehrt. Eine kritische Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen, wie dem Verhalten der Roten Armee gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung, läßt hingegen weiter auf sich warten. So reduziert auch das Kaliningrader Stadtmuseum dieses Kapitel der Geschichte immer noch auf die Aufzählung der militärischen Siege und der Heroisierung der sowjetischen Streitkräfte. Auch die Rücksichtslosigkeit des Stalinismus gegenüber der sowjetischen Bevölkerung wird ausgeblendet.



Geschichtsaufarbeitung

In dieser Hinsicht war das Erscheinen der Memoiren Michael Wiecks (der als Jude in Königsberg erst von den Nazis verfolgt wurde und nach dem Kriegsende die Willkür der sowjetischen Truppen erleiden musste) auf russisch ein bemerkenswertes Ereignis.

Das Interesse an dem Buch, welches die Willkür und Gewalt der Roten Armee gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung authentisch und in bedrückender Weise schildert, war vor allem bei den jüngeren Kaliningradern sehr groß. Doch es gab auch viele kritische Stimmen, die den Autor verdächtigten, die Verbrechen der Deutschen damit herunterspielen zu wollen.

Die diesjährigen Gedenkveranstaltungen an die Ereignisse vor 60 Jahren machten auf jeden Fall deutlich, dass mit einer kritischen Geschichtsaufarbeitung bestenfalls gerade erst begonnen wurde.

(jm/.rufo)


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