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Donnerstag, 17.01.2002
Die Würde der Hymne ist unantastbarMoskau (rUFO/abc). Die Duma hat gestern ein neues Gesetz verabschiedet. Wer künftig die Hymne der Russischen Föderation verunglimpft, wird strafrechtlich verfolgt. Doch darüber, was genau unter dem Begriff Verunglimpfung zu verstehen ist, konnten sich die Abgeordneten nicht einigen. Die Idee, die Verunglimpfung der Hymne zu bestrafen, stammt vom Duma-Abgeorneten Sergei Apatenko von der Partei Die Einheit. Er begründete das damit, dass andere Symbole der Staatsmacht, die russische Flagge und das Wappen, bereits vom Gesetz geschützt sind. Seine Idee fand in der Duma Zustimmung. Im Dezember 2000 hat das Parlament für die Einführung der alten sowjetischen Hymne gestimmt. Der Text wurde zwar geändert. Der Autor blieb aber derselbe der Dichter Sergej Michalkow. Nach der Auflösung der Sowjetunion war das Patriotische Lied des Komponisten aus dem 19. Jahrhundert, Michail Glinka, zur russischen Hymne gemacht worden. Zu der Musik gab es allerdings keinen Text, und die meisten Russen konnten sich nicht damit identifizieren. Jetzt sind 66 Prozent der Russen damit zufrieden, dass die alte sowjetische Hymne wieder eingeführt wurde. Das ergab die Umfrage der Stiftung Öffentliche Meinung. Den Text kennen allerdings nur 15 Prozent der Befragten. Und für einen Prozent symbolisiert die Hymne, die jeden Morgen im Radio ertönt nur, dass es Zeit ist, aufzustehen oder mit dem Hund spazieren zu gehen. Für die Verunglimpfung der Hymne hat die Duma verschiedene Strafmaße vorgesehen: Von der Geldbuse in Höhe von 100 Minimallöhnen bis zu einem Jahr Gefängnis. Was allerdings genau zu der Verunglimpfung der Hymne zählt, wissen die Abgeordneten selbst nicht. Abgeordneter Wladimir Butkejew fragte, ob als Verunglimpfung gilt, wenn die Hymne in einer Disko gespielt wird oder ein junges Pärchen zu der Musik Liebe macht. Der Sprecher der Duma, Gennadij Selesnjow, antwortete: Nein, das ist eine Perversion. Pjotr Krascheninnikow vermutete, dass der britischen Pop-Gruppe Pet Shop Boys, die ihr berühmtes Lied Go West mit der sowjetischen Hymne anfängt, künftig die Einreise in die Russische Föderation verwehrt wird. Und der Abgeordnete Wladimir Schtschekotschichin fasste zusammen: Über uns wird die ganze Zeit schon wegen Schirinowskij gelacht. Warum wollen wir uns jetzt weger so einer Nichtigkeit wie Hymne lächerlich machen?
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Wir sitzen alle in einem Boot, heisst es immer dann, wenn es bergab geht. Und dass noch einige Untiefen der Krise bevorstehen, vermuten auch viele Russen. Denkmal des Dichters Scholochow in Moskau. (Foto: Achim Siegmund/.rufo)
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