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Freitag, 26.08.2005

Seuchen in Russland: Amtsarzt isst Grippehuhn.

Moskau. Gennadi Onischtschenko, Russlands oberster Amtsarzt, ist zur Beruhigung der Verbraucher bereit, ein Vogelgrippe-Huhn zu essen - wenn es gut gebraten ist. Derweil entwickeln sich zwei weitere Seuchen.

„Ich bin bereit, in Ihrem Beisein einen Akt zu begehen, den viele für Selbstmord halten würden“, sagte Onischtschenko im Fernsehen. „Bringt mir ein Huhn, weist im Labor nach, dass es unter Vogelgrippe leidet, tötet und bratet es und ich werde es unter Ihren Augen verspeisen. Mir wird dabei nichts geschehen, denn der Virus wird bei hohen Temperaturen vernichtet.“

Der PR-Gag sollte den letzten Zweifler davon überzeugen, dass die Vogelgrippe in Russland keine Gefahr für den Menschen darstelle. Doch nicht alle teilen den grenzenlosen Optimismus Onischtschenkos.

Kein Selbstversuch, sondern schriftliche Garantie

So hat die Verwaltung des bislang vom Grippevirus verschonten Gebietes Kemerowo in Sibirien, die Einfuhr von Geflügel aus den betroffenen Regionen verboten. Gouverneur Aman Tulejew möchte statt des Selbstversuchs von Onischtschenko lieber eine schriftliche Unbedenklichkeitsbescheinigung.

Bei Russland-Aktuell
• Vogelgrippe ist in Europa angekommen (19.08.2005)
• Noch kein Impfstoff gegen Vogelgrippe gefunden (05.08.2005)
• Vogelgrippe auf dem Vormarsch nach Europa? (03.08.2005)
„Die Einfuhrbeschränkung gilt solange, bis Onischtschenko der Verwaltung von Kemerowo schriftliche Garantien schickt, die nicht mit Blut, sondern mit Tinte unterschrieben sind, dass das vom Virus befalllene Geflügel keine Gefahr für die Gesundheit der Bürger darstellt“, heißt es in einer Reaktion der Region Kemerowo auf den öffentlichen Auftritt Onischtschenkos.



Der oberste Amtsarzt hatte Kemerowos Gouverneur wegen der Einfuhrbeschränkungen kritisiert. Derzeit sind sieben russische Regionen von der Vogelgrippe betroffen. 120.000 Tiere wurden bereits notgeschlachtet. Der Virus ist schon bis an das Wolgadelta im europäischen Teil des Landes vorgedrungen.

Doch die Vogelgrippe ist nicht die einzige Seuche, die derzeit in Russland grassiert. Das Land kämpft außerdem noch mit der Maul- und Klauenseuche, die im Fernen Osten Russlands wütet. Im Gebiet Chabarowsk an der chinesischen Grenze wurden 121 Kühe notgeschlachtet. Impfstoff für 180.000 Kühe wird angeliefert.

Etwa 100 Personen an Hasenpest erkrankt

Und nun wurde auch noch die so genannte Tularämie oder Hasenpest im europäischen Teil Russland festgestellt. Im Gebiet Nischni Nowgorod an der Wolga sind etwa 100 Menschen an der Epidemie erkrankt. Unter den Betroffenen sind auch mehr als ein Dutzend Kinder. Russische Medien spekulieren bereits, dass die Seuche durch Bakterien ausgelöst wurden, die aus einem Forschungs-Labor stammen.

In dem Städtchen Dserschinsk, wo die Krankheit aufgetreten ist, befindet sich ein Labor zur Herstellung von Bio-Waffen, heißt es. Wie die Bakterien sich allerdings verbreitet haben können, ist noch unklar.

Mitte der 70iger Jahre waren in Jekaterinburg (Ex-Swerdlowsk) zahlreiche Bewohner an Maul- und Klauenseuche gestorben, die aus einer Militäreinrichtung stammte, wie sich später herausstellte.

(ab/.rufo)


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