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Stanislaw Markelow schreckte als Jurist auch vor heiklen Fällen nicht zurück - und wurde ermordet (Foto: Archiv) |
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Donnerstag, 05.11.2009
Rache: Russische Neonazis töteten Anwalt MarkelowMoskau. Das Attentat auf den Menschenrechtler und Anwalt Stanislaw Markelow ist offenbar aufgeklärt: Zwei junge Leute stehen unter Tatverdacht, laut FSB-Direktor Alexander Bortnikow liegt bereits ein Geständnis vor.
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Ein Moskauer Gericht entscheidet heute in nicht-öffentlicher Sitzung darüber, ob gegen die beiden Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen werden soll. Es handelt sich um den 1980 geborenen Arbeitslosen Nikita Tichonow und die 1985 geborene Jewgenija Chasis, die als Manager bei einer Privatfirma arbeitete.
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Der U-Haftantrag für Tichonow ist bereits gebilligt, der gegen seine Komplizin dürfte folgen. Den Ermittlungen zufolge hatte die junge Frau Markelow ausgespäht und ihren Komplizen an das Opfer herangeführt.
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Doppelmord an Menschenrechts-Anwalt und Journalistin
Markelow war nach einer Pressekonferenz in Moskau am 19. Januar 2009 auf offener Straße durch einen Genickschuss getötet worden. Die Jungjournalistin Anastasia Baburowa, die den Anwalt in diesem Moment zufällig begleitete, wollte den Täter am Ärmel festhalten, worauf auch sie erschossen wurde. Baburowa arbeitete unter anderem für die kritische Nowaja Gaseta, die schon zahlreiche Mitarbeiter auf gewaltsame Weise verloren hat darunter auch Anna Politkowskaja.
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FSB: Geständnis liegt vor, weiterer Mord war geplant
Alexander Bortnikow, der Direktor des Inlandsgeheimdienstes FSB, der bei Extremismus-Fällen die Ermittlungen führt, berichtete heute Präsident Dmitri Medwedew über den Ermittlungserfolg.
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Demnach hat die Person, die den Mord begangen hat, bereits ein Geständnis abgelegt. Außerdem hätten die Fahnder bereits herausgefunden, dass das Duo noch einen weiteren Aufsehen erregenden Mord plante.
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Nach vorab in die Medien durchgesickerten Informationen gehören die beiden Täter dem ultrarechten Spektrum an. Sie sollen ehemalige Mitglieder der extremistischen Russischen Nationalen Einheit (RNE) sein.
Killer rächte sich an Anwalt von Neonazi-Opfer
Das Motiv für den Mord ist in Markelows Engagement als Opfer-Anwalt bei rechtsextremistischen Gewalttaten zu suchen. So vertrat er 2006-2007 die Familie des von rechtsradikalen Skinheads getöteten 19 Jahre alten Antifaschisten Alexander Rjuchin. Als Mittäter wurde der nun festgenommene Tichonow gesucht, der damals aber nicht dingfest gemacht werden konnte und der Neonazi-Organisation "Vereinte Brigade-88" zugerechnet wurde.
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Wie das Analyse-Zentrum Sowa, das Informationen zu rechten Gewaltakten sammelt, heute berichtet, war es damals Markelow zu verdanken, dass die drei wegen schwerer Körperverletzung und Rowdytum vor Gericht stehenden Täter mit Haftstrafen zwischen vier und 6,5 Jahren faktisch die möglichen Höchststrafen erhielten.
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Täter kommen aus dem ultrarechten Spektrum
Vor einer Woche hatte Markelows Bruder Michail erklärt, er wisse, wer den Mord begangen habe. Seine eigenen Nachforschungen würden sich mit den Ermittlungsergebnissen der Behörden decken. Namen nannte Markelow nicht, aber Andeutungen wiesen darauf hin, dass er die Täter in der ultrarechten Szene sieht.
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Alexander Barschakow, der Gründer und frühere Leiter der RNE, ließ über seinen Anwalt erklären, dass er keine Verbindung der Organisation zu dem Mord sieht. Von der RNE sei niemals irgendjemand getötet worden.
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Es käme häufiger vor, dass die Ermittler bei Festnahmen von ehemaligen RNE-Mitgliedern sprechen. Dann stelle sich aber immer heraus, dass die Verdächtigen seiner Organisation nicht angehört hätten, so Barschakow.
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Menschenrechtler reagieren zurückhaltend
Zweifel an der Tragfähigkeit der Beschuldigungen hegen aus schlechter Erfahrung auch prominente russische Menschenrechtler. Bisher haben wir oft schludrige Arbeit der Ermittler bei derartigen Aufsehen erregenden Fällen gesehen. Man denke nur an den Fall Anna Politkowskaja, sagte Lew Ponomarjow, der Leiter der Bewegung Für Menschenrechte.
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Auch Ludmila Alexejewa, die Vorsitzende der Moskauer Helsinki-Gruppe, zeigt sich abwartend: Man möchte sich wünschen, dass der Mord aufgeklärt ist. Aber warten wir ab und sehen, wie überzeugend das alles ist.
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Sergej Sokolow, der Chefredakteur der Nowaja Gaseta erinnerte ebenfalls daran, dass die russischen Ermittler schon öfters erklärt hätten, große Mordfälle aufgeklärt zu haben- was dann in der Praxis aber nicht zu halten war.
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