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Boris Nemzow wurde in der Nacht zum Samstag in Moskau erschossen (Foto: Archiv/.rufo) |
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Samstag, 28.02.2015
Oppositionspolitiker Boris Nemzow in Moskau erschossenMoskau. Der russische Politiker Boris Nemzow ist in der Nacht zum Samstag in der Nähe des Roten Platzes erschossen worden. Regierung und Opposition überhäufen sich gegenseitig mit Vorwürfen nach der Tat.
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Boris Nemzow war in Begleitung einer Bekannten, als die Killer auf der Moskworetzki-Brücke hinter dem Kreml und der Basilius-Kathedrale das Feuer auf ihn eröffneten. Nach Angaben der Behörden gaben die Täter aus einem Auto heraus sechs Schüsse ab, vier davon trafen den Oppositionsführer unter anderem in Kopf und Brust.
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Keine frischen Spuren
Die Überwachungskameras fixierten in der Zeit drei Fahrzeuge auf der Brücke. Der Versuch der Polizei, die Täter mit Hilfe des Fluchtfahrzeugs zu identifizieren und so auf frischer Tat zu stellen, wurde am Morgen ergebnislos abgebrochen. Mehrere Autos, die unter Verdacht gerieten, wurden überprüft, ihre Beteiligung hat sich nicht bestätigt, erklärte ein Sprecher der Sicherheitsorgane.
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Die Behörden klagen zudem über Schwierigkeiten bei der Spurensicherstellung am weiträumig abgeriegelten Tatort. Der Regen habe Reifenspuren und Blut verwischt. Nemzows Begleitung, Medienangaben nach eine gebürtige Ukrainerin, wurde zum Verhör auf das Revier mitgenommen, Ermittler haben die Wohnung des Politikers durchsucht, Dokumente und Aufzeichnungen beschlagnahmt.
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Beide Seiten sprechen von Auftragsmord
Gegner und Anhänger Nemzows sind sich einig, dass es sich um einen Auftragsmord handelt. Den letzten derart resonanzträchtigen Anschlag hatte es 2006 auf den Vizechef der russischen Zentralbank Andrej Koslow gegeben. Der letzte politische Auftragsmord in der Größenordnung wurde in Moskau 2003 auf den Parteichef des Liberalen Russlands Sergej Juschenkow verübt.
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In der Bewertung der Bluttat gehen die Ansichten hingegen weit auseinander: Russlands Präsident Wladimir Putin ließ den Angehörigen sein Beileid übermitteln und erklärte nach Angaben seines Pressechefs Dmitri Peskow zugleich, der brutale Mord weist alle Anzeichen für eine Auftragstat auf und trägt ausschließlich provokativen Charakter. Auf das Ansehen der russischen Führung werde dieser Mord allerdings keinen Einfluss haben, gab sich Peskow selbst in einem Interview überzeugt.
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Differenzen über mögliche Täter
Auch der nationalistische Publizist Dmitri Olschanski sprach im kremlnahen Boulevardsender Lifenews von einer Provokation, mit der das Ansehen der russischen Führung befleckt werden solle. Olschanski offerierte sogar im Gegensatz zur Polizei, die noch keine Verdächtigen hat drei mögliche Tätergruppen: Den Auftrag hätten entweder die USA, die ukrainische Führung oder die russische Opposition gegeben, behauptete er.
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Führende Oppositionspolitiker wie Alexej Nawalny oder Ex-Premier Michail Kassjanow hingegen sprachen von einem Schock. Einer von Nemzows engsten politischen Vertrauten Ilja Jaschin verband den Mord mit dessen oppositioneller Tätigkeit, seiner Kritik am Kreml. Wie wir sehen, ist so eine Kritik in Russland leider lebensgefährlich, fügte er im Interview mit dem Sender Echo Moskaus hinzu.
Vom Vize-Premier in die Opposition
Der 1959 in Sotschi geborene Nemzow war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der russischen Protestbewegung. Seine politische Karriere begann er in der Perestroika, wurde 1990 Abgeordneter des Obersten Sowjets, ein Jahr später dann Gouverneur von Nischni Nowgorod.
Als Reformer machte er sich dort einen Namen und wurde 1997 sogar zum Vizepremier der russischen Regierung befördert. Mit der Verantwortung für den wichtigen Energiesektor betraut war Nemzow zu dem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Macht und Popularität und galt sogar als Favorit bei möglichen Präsidentenwahlen.
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Mit dem russischen Staatsbankrott 1998 endete auch Nemzows Amtszeit in der Regierung. Anschließend versuchte sich Nemzow am Aufbau einer liberalen Partei. Mit der Union der Rechten Kräfte (SPS) zog er 1999 in die Duma ein, scheiterte aber 2003. Kritiker warfen ihm später vor, dass er mitverantwortlich für die Spaltung der Liberalen in Russland sei und so deren politischen Niedergang mit verursacht habe.
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Anfangs noch ein Unterstützer Putins ging er schnell in Opposition zum russischen Präsidenten. Nemzow kritisierte massive Rückschritte im Demokratisierungsprozess und die weiter grassierende Korruption in Russland. In der Ukraine engagierte er sich eine Zeitlang als Berater von Präsident Viktor Juschtschenko.
Mit der Kandidatur für den Bürgermeisterposten in der Olympiastadt Sotschi scheiterte der lebenslustige Nemzow vier Kinder aus drei Beziehungen noch, auch wegen einer beispiellosen Schmutzkampagne. 2013 schaffte er ein Mini-Comeback, als er mit seiner Partei in die Gebiets-Duma von Jaroslawl einzog.
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Kritiker der Ukraine-Politik
Nach Ausbruch der Krim-Krise kritisierte Nemzow die russische Politik gegenüber der Ukraine scharf. Im September 2014 unterschrieb er einen Aufruf, das aggressive Abenteuer zu beenden, die russischen Truppen von ukrainischem Territorium abzuziehen und die propagandistische, materielle und militärische Hilfe für die Befürworter der Donezker und Luhansker Volksrepubliken einzustellen. Nemzow bereitete einen Bericht über die Beteiligung russischer Staatsbürger an den Ereignissen im Nachbarland vor.
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Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bezeichnete Nemzow als Brücke zwischen Russland und der Ukraine. Es handle sich um kein zufälliges Verbrechen, doch die Täter würden dafür früher oder später bestraft, zeigte sich Poroschenko überzeugt. Auch westliche Politiker zeigten sich betroffen und forderten die russische Führung zu einer Aufklärung des Anschlags auf.
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eag 04.03.2015 - 10:59
Nemzow
Entsetzt stellen wir uns die frage zum Hindergrund:Wem nutzt diese schändliche tat und wem schadet sie?Denken Sie mal darüber nach
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(Topfoto: Archiv/.rufo)
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