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Ein seltener Gast: Abramowitsch auf Tschukotka (Foto: rufo) |
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Donnerstag, 11.08.2005
Oligarchen zieht es in Russlands fernen OstenAlexej Knelz, Moskau. Oligarchen regieren Russland: Nach Roman Abramowitsch, dem Herrn der Tschuktschen, soll Viktor Wechselberg demnächst über das benachbarte und vereinigte Kamtschatka herrschen.
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Mehr dazu im Internet |
Region Kamtschatka
Autonomer Kreis der Korjaken
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Das Gebiet Kamtschatka und Korjakien sollen 2008 zu einem Föderationssubjekt, der Region Kamtschatka, zusammengeschlossen werden. Darüber sollen die Bürger der Kreise in einer Volksabstimmung am 23. Oktober entscheiden. Es zweifelt kaum jemand daran, dass die fernöstliche Fusion stattfindet.
Vollkommen unklar dagegen ist, wer über das vereinigte Kamtschatka bestimmen wird. Der Korjaken-Chef Oleg Koschemjako ist laut Generalgouverneur im Fernosten Konstantin Pulikowski inkompetent: „Korjakien ist kaum auf den Winter vorbereitet“, urteilt er. Wieder mal, denn das ist in Korjakien eigentlich Alltag. Koschemjakos Kollege, Michail Maschkowzew, jetziger Gouverneur von Kamtschatka, hat die Lust an der Politik verloren. Kein Wunder, denn sein Einfluss auf die große Politik im 8.000 Kilometer entfernten Moskau ist verschwindend klein.
Andere Kandidaten auf den Gouverneurssessel zu locken, scheint ebenfalls fast unmöglich: „Es ist schwierig, Freiwillige für diesen Posten zu finden“, heißt es von Seiten der Kamtschatka-Verwaltung „Und dem Generalgouverneur ist es anscheinend auch nicht gelungen, einen von seinen Leuten dafür zu gewinnen.“ Somit bricht im fernen Osten der Kaderhunger aus.
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Viktor Wechselberg, der Mann mit den goldenen Eiern (Foto: newsru) |
Konstantin Pulikowski weiß dem Malheur trotz allem entgegenzutreten: Prompt kürte er den russischen Großunternehmer Viktor Wechselberg zum idealen Gouverneur. Er will sich auch schon mit Wechselberg unterhalten haben. Der Oligarch habe versprochen, über seinen Vorschlag nachzudenken.
Zwischen London und Tschukotka
Die Frage ist jetzt nur, ob der Milliardär sein Glück richtig fassen kann und tatsächlich zustimmt. Denn Russlands Osten ist, wirtschaftlich und ereignismäßig betrachtet, ziemlich öde: Menschen trifft man auf der Halbinsel so häufig wie Bären in Berlin pro Quadratkilometer leben nicht einmal anderthalb Einwohner. Dafür gibt es hier jede Menge Wald, ein paar Vulkane, viel Wasser drum herum und zahllose Rentiere. Was könnte wohl einen erfolgreichen Geschäftsmann aus Moskau herlocken?
Die Antwort ist einfach politische Immunität zur Sicherung des eigenen Vermögens. Roman Abramowitsch hat es längst begriffen. Der 13 Milliarden US-Dollar schwere Oligarch, der russischen Boulevardblättern zu Folge eine goldene Toilette in seiner Boeing 747 spült, ließ sich zum Gouverneur auf Tschukotka.
Jetzt ist der Sibneft-Chef politisch unantastbar (ein brauchbares Attribut, wenn man sich die Laufbahnen der Oligarchen-Genossen Boris Beresowski und Michail Chodorkowski vor Augen hält), wohnt in London und lässt sich selten in seinem Herrschaftsgebiet blicken. Putin über die Lage in der Region berichten und seine Geschäfte auf der Arktishalbinsel Tschukotka kontrollieren kann Abramowitsch anscheinend nebenher, während er mit der Londoner High Society Kaffee trinkt oder den Chelsea-Kickern beibringt zu gewinnen.
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Ölförderung im Winter (Foto: Rjasanow/.rufo) |
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Ob ehrlich oder nicht alle sind glücklich
Das Arbeiten von London aus scheint aber niemanden weiter zu tangieren. Konstantin Pulikowski glaubt sogar, dass man um ein Geschäft oder eine Region zu verwalten, gar nicht am Arbeitsplatz sein muss. Ehrlichkeit und Gesetzestreue sind ganz und gar nebensächlich: „Mir ist es egal, wie Abramowitsch zu Sibneft gekommen ist“, schmettert Pulikowski Vorwürfe um die dubiose Übernahme des Erdölkonzerns ab. „Die Hauptsache ist doch, dass er in Tschukotka verehrt und vergöttert wird“, fasst Pulikowski in der Zeitung „Argumenty i Fakty“ gerührt zusammen.
Derartige Nachsicht mit russischen Ölscheichs kann sich der Präsidentenbevollmächtigte leisten, wo doch Tschukotkas Budget sich zu 80 Prozent aus der Unternehmenssteuer des Hobbyanglers Abramowitsch zusammensetzt.
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Platin-Mine als Ansporn für gute Politik?
Wahrscheinlich erträumt sich Pulikowski von Viktor Wechselberg ähnliche Regionsloyalität. Die hat Wechselberg gegenüber Russland schon bewiesen, als er Faberge-Eier für 100 Millionen USD dem Kremlmuseum übergab.
Ferner hält der dreifache Milliardär, Chef des TNK-BP-Konzerns eine kleine Platin-Mine in Korjakien. Und wenn er die Politik im Kreis bestimmen würde, würde er, Pulikowskis Meinung nach das Investitionsklima verbessern. Kamtschatka, dem am stärksten staatlich subventionierten Gebiet Russlands, täte diese Maßnahme sicherlich gut.
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Zwischen Geysiren und Rentieren
Abstrus wäre das Bild ja schon: Viktor Wechselberg, einem von Rentieren gezogenen Schlitten mit Platinerz voran, zwischen Vulkanen und Geysiren gen Westen karrend...
Andererseits hat er ja die amtliche Erlaubnis von zu Hause aus zu arbeiten und viel Ärger würden seine 333.000 Untertanen eh nicht machen, so dass der „Großfürst“ von Kamtschatka noch genügend Zeit fürs Geschäftliche hätte.
Und vielleicht könnte Michail Chodorkowki ja derweil in die benachbarte Strafvollzugsanstalt in Magadan versetzt werden. Dann wäre der Osten Russlands die Oligarchen-WG schlechthin. Mit einem von Wechselberg gesponserten Gemeinschaftsklo aus Platin.
(ali/.rufo)
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