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Eigentlich ein sicheres Viertel: Die getroffene Bushaltestelle in Donezk (Foto: vesti.ru)
Eigentlich ein sicheres Viertel: Die getroffene Bushaltestelle in Donezk (Foto: vesti.ru)
Donnerstag, 22.01.2015

Granaten treffen Bushaltestelle: 13 Tote in Donezk

Donezk. Vom Waffenstillstand ist keine Spur mehr: Der Krieg in und um die Ostukraine ist wieder heftig entflammt. Beim Einschlag eines Geschosses an einer Bushaltestelle in Donezk starben am Donnerstag 13 Menschen.

Der Leninski-Bezirk gilt als eines der mehr oder weniger sicheren Stadtviertel der umkämpften Großstadt Donezk – er ist hinreichend weit entfernt von der Front zwischen der ukrainischen Armee und den prorussischen Separatisten, welche die Stadt im Westen und Norden umgibt. Anders als in der Nähe des heftig umkämpften Flughafens und auch des immer wieder beschossenen Stadtzentrums konnten sich die Menschen hier im Süden der Stadt einigermaßen sicher fühlen.

Das ist seit Donnerstag Morgen vorbei: Gegen 9 Uhr schlug an der Haltestelle „Gormasch“ eine Granate ein – also zu einer Zeit, zu der dort zahlreiche Menschen warteten, um zur Arbeit zu fahren. Ein gerade haltender Trolleybus sowie ein vorbeifahrendes Auto wurden zerstört. Die Zahl der Todesopfer wurde von Alexander Sachartschenko, dem Regierungschef der von den Separatisten ausgerufenen „Donezker Volksrepublik“, einige Stunden später mit 13 angegeben. Zudem seien zwölf Personen verletzt worden.

Kinder sind nicht unter den Opfern, da die Donezker Behörden wegen des in dieser Woche wieder aufgeflammten Beschusses ihrer Stadt die Schulen geschlossen hielten.

Übereinkunft in Berlin: Wieder nur auf dem Papier?


Der Angriff geschah nur wenige Stunden nachdem sich in Berlin bei einem Außenministertreffen Russland und die Ukraine darauf verständigt hatten, schwere Waffen von der bereits im September in Minsk vereinbarten Demarkationslinie abzuziehen.

Flughafen ganz in der Hand der Aufständischen?


Vor allem der Flughafen von Donezk war in den letzten Tagen heftig umkämpft. Nach einer Offensive der Separatisten haben sich die ukrainischen Streitkräfte inzwischen offenbar faktisch vollständig vom Airport-Areal zurückgezogen: Die Webseite des auf ukrainischer Seite kämpfenden Freiwilligenbataillons „Asow“ meldete jedenfalls, die letzten gehaltenen Stellungen auf dem Flughafen seien nach „242 Tagen heldenhafter Verteidigung“ aufgegeben worden. Das Kiewer Verteidigungsministerium erklärte hingegen am Donnerstag, seine Truppen hielten noch immer einen Teil des Geländes.

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• Auf Nato-Kurs: Ukraine schafft blockfreien Status ab (23.12.2014)
• Ostukraine: Frieden als Not-Lösung (14.12.2014)
• Donbass: Die Waffen schweigen – die Krieger sind pleite (13.12.2014)
Nach Einschätzung von Beobachtern sind die erst zur Fußball-EM 2012 aufwändig erneuerten Flughafengebäude inzwischen so stark zerstört, dass sie der dort ausharrenden Spezialtruppe der Armee, im Volksmund „Cyborgs“ genannt, schlichtweg keine Deckung mehr bieten. Am Sonntag hatte die ukrainische Führung den Waffenstillstand offiziell aufgehoben, da die Lage am Flughafen eine massive Artillerie-Offensive erfordere.

Gegenseitige Beschuldigungen - wie üblich


Wie im Ostukraine-Konflikt schon üblich, beschuldigten sich beide Konfliktparteien gegenseitig, für das jüngste Blutbad an der Bushaltestelle verantwortlich zu sein. Der ukrainische Premierminister Arseni Jazeniuk erklärte, es handele sich um einen unmenschlichen Akt „russischer Terroristen“. Moskau beschuldigte seinerseits mit ähnlich drastischen Worten die ukrainische Armee und Nationalgarde. Die Kiewer Armeeführung erklärte, sie könne nicht verantwortlich sein, da die Frontlinie 15 Kilometer entfernt sei.

Von Seiten der Separatisten wurde erklärt, die Haltestelle sei mit einem Granatwerfer unter Feuer genommen worden. Die Tat habe eine nach Donezk eingedrungene Kampfgruppe begangen, deren Mitglieder einige Stunden später festgenommen worden seien, hieß es. Nähere Angaben zu Zahl und Identität der angeblich hinter den feindlichen Linien operierenden Kämpfer wurden nicht gemacht..

Neun Tage zuvor: Zwölf Tote bei Beschuss von Bus


Erst letzte Woche waren unter ähnlichen Umständen zwölf Personen ums Leben gekommen, als ein Bus beschossen wurde, der vor einem Kontrollpunkt der ukrainischen Armee bei Wolnowacha wartete. Die Passagiere wollten über die einzige offene Straße von der ukrainischen Seite her nach Donezk gelangen. Auch in diesem Fall werfen sich bis heute beide Kriegsparteien vor, für den Angriff verantwortlich zu sein.

Mittlerweile scheint nicht ausgeschlossen, dass in der Ostukraine neben den Separatisten und ihren Unterstützern aus Russland sowie der ukrainischen Armee und ihren semi-offiziellen Hilfstruppen auch noch eine geheime „Partei der Kriegstreiber“ operiert.

Die Idee hinter derartigen brutalen Angriffen auf Zivilisten kann eigentlich nur sein, die beiden latent kriegsmüden Seiten maximal zu verbittern und gegeneinander aufzuhetzen.



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