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Der Geldsack ist wohl mit Abstand der unoriginellste Ort zum Verstecken von Banknoten. Foto: newsru.com |
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Freitag, 21.11.2003
Beim Geldverstecken zeigen Russen ErfindergeistSt. Petersburg. Eine Umfrage besonderer Art startete das Finanz-Unternehmen NIKoil. Um seine Kunden von der Absurdität der Aufbewahrung von Geld in Matratzen und Strümpfen zu überzeugen, wollten die Banker wissen, wer wo und wie zu Hause seine Geldvorräte versteckt. Das Ergebnis lässt sich sehen und bescheinigt den Einwohnern Russlands ein großes Maß an Phantasie.
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Laut der Zeitung Wedomosti gibt es nicht wenige Leute, die ihre Scheinchen so gut verstecken, dass sie ihnen selbst nicht mehr auf die Spur kommen können. Eine Moskauerin erzählte voller Stolz, sie würde beim Geldverstecken mehrere Kniffe anwenden. Nach der Währungskrise von 1998 konnte sie lange nicht die vorsorglich in ihrer Wohnung versteckten 2000 Dollar finden. Auch als sie später wie durch ein Wunder wieder auftauchten, verriet die verschwiegene Dame weiterhin hartnäckig keinem das wiederentdeckte Versteck sogar den eigenen Hausgenossen nicht.
Nicht alle Russen halten es so hartnäckig mit der Konspiration. Viele stellten ihre Verstecke gar für eine Ausstellung zur Verfügung, die NIKoil in den eigenen Räumen veranstaltete. Dort fehlen die bereits sprichwörtlichen Matratzen und Strümpfe, aber Herrensocken und Damen-Schlüpfer erwecken sicher das Interesse des geneigten Publikums.
Ein Mann aus der Kategorie Neuer Russe teilte ganz offen mit, er würde (besonders nach den Ereignissen von 1998) niemandem sein Geld anvertrauen. All die Jahre lagen die dicken Dollarpacken zu Hause im Safe. Doch als der endgültig voll war und die grünen Scheine schon herauszuquellen drohten, brachte er die wertvollen Papiere letztendlich doch zur Bank.
Ein junger Mann zieht dem Safe eine einfache Rolle Klopapier vor. In die Standardgröße 54 Meter lassen sich exakt 27.000 Dollar oder 270.000 Rubel drehen. Wie viele Scheinchen in den Griff eines prosaischen Schrubbers passen, hat niemand nachgezählt. Originell ist das Versteck allemal. Welcher Dieb käme schon auf die Idee, an solch einem Ort nach Geld zu suchen...
Die Jugendlichen, die ihre Habe in der Buchse ihres Kassettenrekorders, die eigentlich den Batterien vorbehalten ist, aufbewahren, sollten dies vorsorglich nur draußen tun, wenn sie mit dem röhrenden Teil durch die Straßen ziehen. Zu Hause ist diese Lösung fatal - gerade technische Geräte gehören zum allerbeliebtesten Diebesgut bei Wohnungseinbrüchen.
Einen Ehrenplatz nimmt auf der Ausstellung ein Weckglas ein. Nicht ein leeres, nein zwischen eingelegten Gurken und schmackhafter Konfitüre ist das gute Geld am sichersten. Meinen jedenfalls viele der erfindungsreichen Teilnehmer an der Umfrage. Das Weckglas nebst Inhalt gehört bei den Russen zu den populärsten Verstecken. Voraussetzung ist allerdings eine hermetische Verpackung.
Zu den konventionellen Verstecken gehört der Wäscheschrank und das Bücherbord. Ein ehemaliger Student verwahrte seine Scheine im neunten Band der gesammelten Werke des Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Lenin. Warum gerade im neunten? Einfach nur, weil er die Zahl so gerne mag.
Die Moral der ganzen Geschichte: Je origineller das Versteck, desto größer die Chance, die Ersparnisse nicht einzubüßen. Vorausgesetzt, das Versteck wird nicht vergessen oder einfach als Abfall in den Müll befördert, wenn ein eifriges Familienmitglied den rostigen Büchsen auf dem Balkon oder den ausgetretenen Latschen in der Tiefe des Schuhschranks plötzlich den Kampf ansagt und nicht ahnt, was sich in ihnen an wertvollem Gut verbirgt.
(sb/.rufo)
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