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Ganz so einfach waren die russischen Langzeitspione in Deutschland allerdings nicht zu erkennen (Foto: Archiv/.rufo)
Ganz so einfach waren die russischen Langzeitspione in Deutschland allerdings nicht zu erkennen (Foto: Archiv/.rufo)
Dienstag, 25.10.2011

Agenten-Fall: Moskau schweigt. Das sagt viel

Moskau. Russland bestätigt nicht, dass es sich bei dem in Deutschland verhafteten Ehepaar um seine Agenten handelt. Wenn es doch so war – und darauf zeigen die Indizien – dann wohl nur im Bereich Industriespionage.

Wie der „Kommersant“ heute mitteilt, arbeitete der unter Spionageverdacht festgenommene Andreas A. – dem Pass nach wie seine Ehefrau Heidrun Österreicher – für den im hessischen Heuchelheim ansässigen Technologiekonzern Schunk Group.

Konkret sei er Mitarbeiter des Tochterunternehmens Vötsch Industrietechnik im württembergischen Balingen. Dort war A. auch letzte Woche an seinem Arbeitsplatz festgenommen worden.

Im Visier: High-Tech bei Werkstoffen und Produktion


Laut der Webseite des Konzerns plant und produziert die Vötsch Industrietechnik GmbH Geräte und Anlagen zur Wärmebehandlung und Trocknung für nahezu jeden Anwendungsbereich. Schunk charakterisiert sich als „mittelständisch geprägter weltweit aktiver Technologiekonzern“, der „in den Kernmärkten Kohlenstofftechnik und Keramik, Umweltsimulationstechnik und Klimatechnik, Sintermetalltechnik und Ultraschallschweißtechnik“ technologisch führend sei.

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• Putin singt Schlager mit Ex-Spionen, droht den Verrätern (26.07.2010)
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Die Nachbarn des Ehepaars A. gingen davon aus, dass die Ehefrau nicht berufstätig war. Nach der Darstellung der deutschen Behörden wurde sie in ihrem Einfamilienhaus in Michelbach bei Marburg just in dem Moment gestellt, als sie per Funk Kontakt mit ihren ausländischen Auftraggebern hatte.

Aus welchem Staat diese kommen, wurde von deutscher Seite offiziell bisher nicht präzisiert. Der Umstand, dass aber besonders China und Russland in Deutschland besonders intensiv Industriespionage betreiben weist jedoch bereits in Richtung Moskau – ebenso wie die Einschleusung der lebenslangen Undercover-Agenten über Südamerika.

Verräterischen Akzent geleugnet


Den Nachbarn war dem Bericht zufolge der "russische oder polnische Akzent" der Eheleute A. aufgefallen. Als ein Sudetendeutscher aus der Nachbarschaft sie daraufhin jedoch angesprochen habe, hätte das Ehepaar jedoch kategorisch abgestritten, aus Osteuropa zu kommen, so die Zeitung. Das Alter der beiden taxieren die Nachbarn auf 45-46 Jahre bei ihm und 51-52 Jahre bei ihr.

Wie dem „Kommersant“ ein Informant „einer staatlichen Einrichtung“ sagte, würde Moskau üblicherweise „wenn nicht unsere Leute verhaftet wurden, deutlich sagen, dass dies nicht unsere sind“. Die Verweigerung eines Kommentars zu dem Vorgang in Deutschland seitens des Auslands-Geheimdienstes SWR könne deshalb als indirekter Beleg gelten, dass es sich um russische Agenten handelt.

Nur Rentner-Spione mit altem Funkgerät?


Möglich wäre aber auch, dass weniger der als Ingenieur tätige Ehemann, sondern dessen Gattin Moskau mit Vermittlerdiensten zu Dienste stand: „Falls es sich tatsächlich um Spione handelt, waren sie wohl in Rente und wurden als eine Art Briefkasten genutzt“, sagte gegenüber der „Iswestija“ ein Mitarbeiter des SWR.

Die Darstellung, im Hause der Familie hätte ein Kurzwellensender zur Nachrichtenübermittlung gestanden, hält der Spionageexperte Igor Korotschenko für kaum glaubwürdig. „Angepeilt wurden Spione im vergangenen Jahrhundert. Heute benutzt man für verschlüsselte Nachrichten Satelliten.“ Der vom „Kommersant“ befragte deutsche Geheimdienst-Experte Erich Schmidt-Eenboom sagte hingegen, diese Methode sei „zwar alt, aber durchaus praktisch und sicher“. Er geht davon aus, dass der Ehemann Industriegeheimnisse ausspionierte, die dann von seiner Frau übermittelt wurden.

Deutsch-russischer Agentenaustausch wahrscheinlich


Laut Schmidt-Eenboom erwartet die Beschuldigten im Falle eines Schuldspruchs eine Haftstrafe von „nicht mehr als fünf bis sechs Jahren“. Dennoch ist dem Bericht zufolge der russische Geheimdienstapparat einem Gesetz zufolge geradezu verpflichtet, seine enttarnten Agenten aus der Haft und in die Heimat zu holen und ihnen dort eine neue Existenzgrundlage zu verschaffen.

Üblicherweise geschieht diese Heimholung durch einen Austausch – so war es ja auch im Aufsehen erregenden Fall der zehnköpfigen russischen Spionage-Gruppe in den USA.

Offensichtlichster Kandidat für einen Austausch sei auf russischer Seite Andrej Dumenkow, der wegen 2006 wegen Spionage für Deutschland zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Er soll für den BND Informationen über russische militärische Raketen beschafft haben.



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