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Ein nagelneues Atom-U-Boot wurde zur Todesfalle: Dennoch trainieren auf der "Nerpa" schon seit einem Jahr indische Soldaten. (Foto: Archiv/.rufo)
Ein nagelneues Atom-U-Boot wurde zur Todesfalle: Dennoch trainieren auf der "Nerpa" schon seit einem Jahr indische Soldaten. (Foto: Archiv/.rufo)
Freitag, 30.09.2011

20 Tote im U-Boot: Freispruch für Kapitän und Matrose

Wladiwostok. Im November 2008 waren 20 Personen während einer Testfahrt des Atom-U-Bootes „Nerpa“ ums Leben gekommen. Ein Geschworenengericht hat nun den Kapitän und einen Matrosen für nicht schuldig befunden.

Dem Kapitän Dmitri Lawrentjew war Amtsanmaßung mit schweren Folgen und dem Matrosen Dmitri Gromow fahrlässige Tötung vorgeworfen worden.

Beide Angeklagten wurden jetzt jedoch von den Geschworenen entlastet. Das Militärgericht kann damit keinen Schuldspruch mehr verkünden. Die Militärstaatsanwaltschaft kündigte bereits an, gegen den zu erwartenden Freispruch Berufung einzulegen.

Die meisten Tote waren zivile Ingenieure


20 Menschen - darunter 17 Fachleute der Schiffsbauwerft in Komsomolsk-am-Amur – waren ums Leben gekommen und 40 verletzt worden, als bei einer Testfahrt des U-Bootes im zweiten Rumpfabschnitt ohne Grund das Feuerlöschsystem ansprang.

Bei Russland-Aktuell
• Russisches Atom-U-Boot für Indien läuft verspätet aus (05.10.2010)
• Russland hat Indien Unglücks-Atom-U-Boot verleast (20.08.2010)
• Unglücks-Atom-U-Boot Nerpa schon wieder auf Probefahrt (10.07.2009)
• U-Boot-Katastrophe: Zweifel an Schuld des Matrosen (14.11.2008)
• 20 Gas-Tote auf russischem Atom-U-Boot im Pazifik (09.11.2008)
Eine Expertenkommission kam in einem im Prozess vorgestellten Gutachten zu dem Schluss, dass die Opfer nicht an einer Vergiftung durch das Löschgas gestorben sind, sondern aus Sauerstoffmangel erstickt sind. Als Hauptschuldiger des Unglücks wurde von den Ermittlern der Matrose hingestellt. Er soll angeblich ohne Grund an einem Computer das Kommando für den Löschmitteleinsatz eingegeben haben.

Matrose widerrief früheres "erpresstes" Geständnis


In dem Prozess widerrief der Seemann jedoch ein früheres Geständnis und erklärte, er sei von Beamten des Geheimdienstes FSB unter Druck gesetzt worden. Er sei illegal festgehalten worden und man hätte ihm angedroht, ihn in Untersuchungshaft zu stecken.

Gromow erklärte, er sei zum Zeitpunkt des Beginns des Unglücks im Nachbar-Abschnitt gewesen und hätte das Löschsystem gar nicht auslösen können. Seinem Anwalt zufolge war die Beweisführung der Anklage lückenhaft und schlecht fundiert. Die eigentliche Ursache des Unglücks kam in dem Prozess damit nicht zu Tage.

Version: Ungiftiges Löschmittel gestohlen


Ehemalige Flottenangehörige hatten vor dem Prozess eine andere Version für die hohe Opferzahl verbreitet: Die Menschen an Bord seien umgekommen, weil das eigentlich ungiftige Löschmittel Freon zu zwei Dritteln durch die hochgiftige Substanz Tetrachloräthylen ersetzt worden sei. Wer das Freon gestohlen habe, sei unklar, so der pensionierte Vize-Admiral Boris Prichodko.

Das Atom-U-Boot Nerpa soll trotz des Unglücks wie geplant für zehn Jahre an Indien verleast werden. Die Übergabe an die indischen Streitkräfte wurde zwar mehrfach angekündigt, hat aber bislang offenbar nicht stattgefunden.



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