Geiselnahme: Terroristen wollen Schule sprengenVon Karsten Packeiser, Moskau (Zuletzt aktualisiert um 14:11 Uhr). Etwa fünfzehn schwer bewaffnete Männer und Frauen haben am Mittwochmorgen in der russischen Kaukasus-Republik Nordossetien eine Mittelschule besetzt. Schüler, Eltern und Lehrer wollten dort den Beginn des neuen Schuljahres feiern. Bis zu 400 Menschen, darunter 200 Kinder, befinden sich in der Gewalt der Terroristen, es gibt mehrere Tote.
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Die Bewaffneten hatten gegen 9 Uhr am Morgen das Gelände der Schule Nr. 1 in der Kleinstadt Beslan gestürmt. Bei dem Angriff wurden mindestens drei Menschen getötet und mehrere Menschen verletzt. Auch einer der Terroristen soll erschossen worden sein, seine Leiche zogen seine Mitkämpfer ins Innere der Schule. Die maskierten Geiselnehmer, die Sprengstoffgürtel am Körper tragen, trieben Schüler, Eltern und Lehrer in den Sportsaal. An den Fenstern der Schule stellten sie nach Kinder auf, um einen Sturmangriff auf das Gebäude zu verhindern.
Berichten zufolge sollen die Terroristen Sprengstoffgürtel am Körper tragen und mit Maschinenpistolen und Granatwerfern bewaffnet sein. Sondereinsatzgruppen der Sicherheitskräfte wurden rund um die Schule konzentriert. Anfängliche Meldungen, auch eine zweite Schule in Beslan sei besetzt worden, bestätigten sich am Vormittag nicht.
Abzug der Russen aus Tschetschenien gefordert
Einer Gruppe älterer Schüler gelang am Mittag die Flucht aus dem Gebäude. Die Geiselnehmer wollen eine Gruppe von tschetschenischen Kämpfern freipressen, die wegen des Rebellen-Überfalls auf Inguschetien inhaftiert sind und forderten inzwischen offenbar auch einen totalen Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien.
Außerdem bestanden sie auf direkten Verhandlungen mit den nordossetischen Präsidenten Alexander Dsasochow, dem inguschetischen Präsidenten Murat Sjasikow und dem Moskauer Kinderarzt Leonid Roschal und drohten, das Gebäude in die Luft zu sprengen. Roschal war bereits während des Geiseldramas im Moskauer Nord-Ost-Musical-Theater im Herbst 2002 Zwischenhändler zwischen den Behörden und dem tschetschenischen Kamikadse-Kommando. Er flog inzwischen in den Kaukasus. Angebote der ossetischen Behörden, die gefangenen Kinder gegen zwei hochrangige regionale Regierungsbeamte auszutauschen, lehnten die Terroristen ab.
Die Behörden ließen alle Schule in Nordossetien, den Flughafen und Teilstücke der Fernstraße Rostow - Baku schließen. Die Stadt Beslan war ab dem Nachmittag auch telefonisch nicht mehr erreichbar.
Beslan liegt etwa 30 Kilometer nordwestlich der von nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas. Die Teilrepublik Nordossetien hat eine kurze gemeinsame Grenze mit Tschetschenien. In den vergangenen Jahren hatte es in Wladikawkas mehrere schwere Terroranschläge gegeben.
(kp/.rufo)
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