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Oleg Orlow ist einer der dienstältesten Bürgerrechtler in Russland. Er ist Mitbegründer von Memorial (Foto: memo.ru)
Oleg Orlow ist einer der dienstältesten Bürgerrechtler in Russland. Er ist Mitbegründer von Memorial (Foto: memo.ru)

Oleg Petrowitsch Orlow

Leiter des Menschenrechtszentrums „Memorial“.

Zitat: „Ich bin sicher, dass hinter diesem Mord die tschetschenische Führung steckt.“ (Kommentar zur Ermordung der Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa)
Geboren: 29.10.1953 in Moskau
Laufbahn: Abschluss an der Bio-Fakultät der Lomonossow-Uni. Laborant am Timirjasew-Institut für Pflanzenphysilogie, gescheiterte Dissertation. Zusammen mit Andrej Sacharow einer der Gründer von Memorial. Mitglied der Menschenrechtskommission des Präsidenten. Als Unterhändler in Konfliktgebieten wie Tschetschenien, Berg-Karabach und Transnistrien
Freunde: Die Bürgerrechtler Sergej Kowaljow und Arseni Roginski. Die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja und die ebenfalls ermordete Memorial-Aktivistin Natalja Estemirowa.
Feinde: Ramsan Kadyrow. Wladimir Putin
Skandale: Beschuldigte den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, für die Ermordung von Natalja Estemirowa verantwortlich zu sein. Kadyrow hat Orlow wegen Verleumdung verklagt.
Familie: -
Hobbys: Reisen.

Laufbahn:



19. Juli 2009: Nach der Ermordung von Natalja Estemirowa beschließt Orlow die (zeitweise) Schließung des Memrorial-Büros in Grosny. Die Arbeit in Tschetschenien sei zu gefährlich geworden für die Menschenrechtsorganisation begründet Orlow die Entscheidung

November 2007: Orlow wird gemeinsam mit drei Journalisten des Senders „Ren-TV“ in Inguschetien entführt, misshandelt und bedroht. Die Täter tragen Polizeiuniformen. Der Fall wird nicht aufgeklärt.

2004 – 2006: Orlow ist Mitglied des vom Präsidenten gebildeten „Rats zur Entwicklung von Instituten der Zivilgesellschaft“. Nach dem Mord an Anna Politkowskaja tritt er aus der Kammer aus. Der Austritt richtet sich als Protest gegen Putins Äußerung, dass der Mord an Politkowskaja Russland mehr Schaden zugefügt habe als ihre Publikationen.

Seit 1994: besucht Orlow den Nordkaukasus regelmäßig. Zusammen mit Jelzins Menschenrechtsbeauftragten Sergej Kowaljow ist er während des Tschetschenkriegs in der Bürgerkriegsregion, verhandelt über den Austausch von Kriegsgefangenen, inspiziert Gefangenenlager und Militärkrankenhäuser. Seit den 90er Jahren ist die Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen im Nordkaukasus, insbesondere Entführungen und Folter von Zivilisten, einer der Schwerpunkte der Arbeit bei „Memorial“.

1991: Die Bewegung „Memorial“ wird als internationale, historisch-aufklärende, gemeinnützige Menschenrechtsorganisation registriert. Orlow ist Vorstandsmitglied der Organisation

Seit 1990: leitet Oleg Orlow das Menschenrechtszentrum bei „Memorial“

1990: Teilnahme an den Wahlen zum Obersten Sowjet der Russischen Sowjetrepublik (RSFSR). Aktiv für den Wahlblock „Wahlen 1990“ als Vertrauensperson von Sergej Kowaljow.

1988/1989: Orlow ist einer der Mitbegründer der Memorial-Bewegung. Deren primäres Ziel ist es zunächst, die Verbrechen der Stalin-Zeit aufzuarbeiten. Prominentestes Mitglied ist der Dissident und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow.

Ende der 1970 - 1980er Jahre: Orlow arbeitet als Laborant und Doktorand am Timirjasew-Institut für Pflanzenphysiologie. Der Versuch einer Doktorarbeit scheitert, Orlow kritisiert später seinen Doktorvater als „Beispiel eines typischen sowjetischen Gelehrten im schlechtesten Sinne dieses Wortes.“

Abschluss an der Biologischen Fakultät der Lomonossow-Universität Moskau, obwohl zunächst beim Aufnahmeexamen abgelehnt und an die Timirjasew-Akademie für Landwirtschaft verwiesen. Dort konnte er nach drei Semestern wegen hervorragender Leistungen auf die Lomonossow-Uni wechseln.

Freunde und Team:



Orlow ist tief in der russischen Bürgerrechtsbewegung verwurzelt. Seine Freunde stammen fast alle aus dem Bereich. Er gilt als Vertrauter des ehemaligen Menschenrechtsbeauftragten des russischen Präsidenten Sergej Kowaljow und des Vorsitzenden der Memorial-Gesellschaft Arseni Roginski.

Zu den Freunden Orlows zählten auch die beiden ermordeten Journalistinnen und Menschenrechtler Anna Politkowskaja und Natalja Estemirowa.

Feinde:



Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow. Orlow wirft ihm vor, für den Mord an Estemirowa persönlich verantwortlich zu sein.

Russlands Premier Wladimir Putin. Putin hatte sich nach dem Mord an Politkowskaja abfällig über deren Arbeit geäußert.

Skandale



Wegen seiner öffentlichen Mordvorwürfe gegen Kadyrow muss sich Orlow nun wegen Verleumdung vor Gericht verantworten.

2007 gerät Orlow als Opfer in einen Skandal der inguschetischen Sicherheitskräfte. Die entführen Orlow und drei Mitarbeiter des Fernsehsenders Ren-TV. Die Opfer werden misshandelt und halbnackt im Schnee ausgesetzt. Anschließend wird Orlow mit Erschießung bedroht, wenn er nach Inguschetien zurückkehre. Orlow erklärte später, er sei von den Sicherheitskräften entführt worden, weil diese unzufrieden mit der Unterstützung der Opposition durch Memorial waren.

Familie:



Orlows Vater war Ingenieur und begeisterte sich für das Reisen. Obwohl Mitglied der KPdSU war Orlows Vater ein Gegner der Kommunisten.

Mutter Swetlana stammte aus einer großbürgerlichen Familie (allerdings wurde während der Stalin-Ära niemand aus der Familie repressiert) und arbeitete als Russischlehrerin.

Hobbys und Charakter:



Orlow ist ein begeisterter Wanderer und geht gern auf Reisen.

Der Bürgerrechtler gilt als intelligent und zurückhaltend. Allerdings hat er keine Angst, seine Meinung zu sagen.

Zitate:



„Der Meinungspluralismus in der georgischen Gesellschaft ist sehr auffällig. Im Vergleich zu Russland ist das eine lebendige Zivilgesellschaft.“

Zum Krieg in Südossetien: „Alle Schritte Russlands in den letzten Jahren haben meiner Meinung nach provokativen Charakter getragen, was die Handlungen Michail Saakaschwilis aber keineswegs entschuldigt, der diesen Provokationen erlegen ist und breit angelegte kriegerische Operationen begonnen hat.“

„Wir wollen kein Schirm sein, hinter dem sich Willkür und Gewalt gegenüber der Bevölkerung versteckt.“


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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)



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