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Eduard Limonow gehört dem Oppositionsbündnis Anderes Russland an (Foto: lenta.ru)
Eduard Limonow gehört dem Oppositionsbündnis Anderes Russland an (Foto: lenta.ru)
Aktualisiert 18.12.2008 11:34

Eduard Wenjaminowitsch Limonow

Dichter, Journalist, Vorsitzender der National-bolschewistischen Partei Rußlands (NBP).

Zitat: „Putin wird nichts in Russland ändern können. Die Bürokratie ist es doch, die alles blockiert. Es muss grundsätzlich alles anders werden.“
Geboren: 22.Februar 1943 in Dserschinsk bei Nischni Nowgorod als Offiziersohn. Bürgerlicher Name ist Eduard Wenjaminowitsch Sawenko.
Laufbahn: 73-91 Exil in den USA, Erfolgsautor kulturkritischer Romane, 1992 Mitglied der Schirinowski-Partei, gründet 1994 die Nationalbolschewsitische Partei. 2001-2003 im FSB-Untersuchungsgefängnis Lefortowo. Terrorismusprozess. 2005 Verbot der NBP. Seit 2006 im Oppositionsbündnis "Anderes Russland"
Freunde: Garri Kasparow Alexander Prochanow, Parteigenossen der NBP, Alu-Mafiosi Bykow.
Feinde: Der ehemalige FSB-Chef Nikolai Patruschew, Wladimir Ustinow, Hitler-Fan Barkaschow, Oligarch Oleg Deripaska. Regisseur Nikita Michalkow.
Skandale: Kokettiert mit Homosexualität in Werken wie „Russischer Dichter bevorzugt große Neger“; Beteiligung an serbischem Paramilitär; angeblicher Versuch, Partisanengruppen im Altai zu organisieren.
Familie: zweimal offiziell verheiratet, keine Kinder.
Hobbies: Revolution, Schneidern und Kochen. Liebt an Frauen „vor allem den Körper“, an Männern die Dummheit: „so kann man leichter mit ihnen reden”.


Laufbahn:

Seit 2006 Limonow schließt sich dem Oppositionsbündnis "Anderes Russland" an. Seine Aktivisten der NBP nehmen auch an den zahlreichen "Märschen der Unzufriedenen" teil

2005 Die Nationalbolschewistische Partei Russlands (NBP) wird wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten. Allerdings existiert die Partei bis heute im Untergrund weiter.

2003 Wegen versuchten Staatsumsturzes zu vier Jahren Haft verurteilt. Kommt allerdings auf Bewährung kurz darauf wieder frei.

2002 Untersuchungshaft im FSB-Gefängnis Lefortowo. Gerichtsverfahren. Angeklagt wegen Terrorismus und Organisation illegaler bewaffneter Einheiten im Altai, um einen Umsturz in Kasachstan vorzubereiten.

7. April 2001 Verhaftet wegen illegaler Beschaffung und Transports von Feuerwaffen und explosiver Stoffe. Eine Sondereinheit des FSB in einer Stärke von 60-100 Mann umstellt Limonow und vier seiner Anhänger, die in einem Waldstück kampierten. Limonow sagt, er habe dort philosophiert und Gedichte geschrieben. Der FSB fand in der Nähe zwei Kalschnikow MPs, Jagdgewehre und Munition.

1996 unterstützt er bei den Präsidentenwahlen zunächst Boris Jelzin als „gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten aller nationalistischer Kräfte“. Danach wechselt er ins Wahlkampfteam von Juri Wlassow über.

1995 Kandidiert bei den Duma-Wahlen für das Direktmandat des 194. Leningrader Wahlkreises der Stadt Moskau. Bei der Wahl bekommt er 1,84 der Wählerstimmen.

1994 Chefredakteur der Zeitung „Limonka“, des offiziellen Presseorgans der NBP. „Limonka“ wird im Russischen auch als Bezeichnung für Splitter-Handgranaten genutzt.

1994 Gründer der National-bolschewistischen Partei, Herausgeber der Parteizeitschrift „Limonka“.

1992 tritt er der Liberal-demokratischen Partei (LDP) von Wladimir Schirinowski bei, wird Leiter des Gesamtrussischen Untersuchungsbüros im Schattenkabinett der LDP.

1987 erhält er die französische Staatsbürgerschaft und wechselt 1992 zur russischen zurück.

1973-1991 in der Emigration, zunächst in New York, wo er 13 Berufe ausprobiert, danach in Frankreich.

Künstlerische Projekte:


Im Sommer 2001 veröffentlicht er sein neues Buch „Die Untersuchung Eduard Limonows: die Jagd auf Bykow“.

Im September 2000 gibt er das „Buch der Toten“ heraus.

Seinen ersten Roman "Ich bins, Editschka " mit einer harschen Kritik an Amerika, schrieb er 1976. 1980 wurden seine Werke in französischer Sprache unter dem Titel „Russischer Dichter bevorzugt große Neger“ publiziert. Das Buch wurde in 15 Sprachen übersetzt. Außerdem publizierte er den Gedichtband „Russisches“ (1979), "Die Geschichte seines Dieners" (1982), "Tagebuch eines Pechvogels" (1982), "Der Jüngling Sawenko" (auf französisch unter dem Titel "Selbstportrait eines Banditen im Knabenalter,1983), "Der Henker" (1986), "Junger Tunichgut" (1986), Erzählband auf französisch "Gewöhnliche Vorfälle" (1987), "Wir hatten eine große Epoche" (1988), "Konjak Napoleon", "Die Ermordung des Wachmanns", Sammelband publizistischer Aufsätze "Das Verschwinden der Barbaren", "Limonow gegen Zhirinowski" (1994). Das Buch "Mein negativer Held" (Verlag „Glagol“, 1996: Gedichte 1976 - 1982, geschrieben in New York und Paris).


Freunde und Team:


Die vorübergehende Liaison mit Waldimir Schirinowski ist beendet. Während Schirinowski zwar laut poltert, aber im richtigen Moment stets auf der Seite des Kremls ist, steht Limonow auf der anderen Seite der Barrikaden.

Derzeit leitet er mit dem ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow das lauteste Oppositionsbündnis in Russland.

Alexander Prochanow und seine eigenen Parteigenossen der NBP.

Der umstrittene Aluminium-König Anatoli Bykow aus Krasnodar, dem vorgeworfen wurde, Konkurrenten um die Kontrolle der weltgrößten Aluminiumhütte von Killern aus dem Wege räumen zu lassen. Limonow verteidigt Bykow gegen die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Verfolgung.

Feinde:


Oleg Deripaska, der nach der Inhaftierung von Anatoli Bykow die Kontrolle über das Krasnojarsker Alu-Werk übernahm.

Der ehemalige FSB-Chef Nikolai Patruschew und der Ex-Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow.

Der russische Star-Regisseur Nikita Michalkow.

Der Hitler-Verehrer und Chef der extremistischen Partei RNE (Russische Nationale Einheit), Alexander Barkaschow, dem Limonow mit seiner NBP Konkurrenz machte. Barkaschow über Limonow: „Wer schwul ist, der verkauft auch seine Heimat.“


Familie:


Offiziell zweimal verheiratet – mit Elena Schapowa (später Gräfin de Karli) und mit der Sängerin Natalja Medwedewa, Autorin der Romane „Mama, ich liebe einen Gauner“ und „Hotel Kalifornien“ – sie trennte sich von Limonow im Herbst 1995. Er war ihr 5. Ehemann. Schapowa schrieb über ihr Leben mit Limonow das Buch „Ich bins, Lenotschka“.


Skandale:


Kokettiert mit seiner eigenen Bi-Sexualität in Werken wie „Russischer Dichter bevorzugt große Neger“.

Zu Beginn des jugoslawischen Bürgerkrieges kämpft er persönlich in den Reihen serbischen Paramilitärs mit.

Zwei mit einer Gaspistole bewaffnete Limonow-Anhänger bewerfen Star-Regisseur Michalkow mit faulen Eiern. Sie werden daraufhin von dessen Leibwächtern so festgehalten, dass Michalkow bequemer in die Hoden treten kann.

In dem Konflikt um den Krasnojarsker Alu-König und mutmasslichen Unterweltboss Bykow nimmt Limonow Partei für den bereits Inhaftierten.

Geht im Altai „in die Berge“ – nach eigenen Angaben, um dort zu philosophieren, nach Meinung des FSB, um Partisanengruppen zu organisieren.


Hobbies:


Skandale, Scheidern und Kochen. Limonow beherrscht Englisch und Französisch.

Er ist ein guter Schneider, nähte zu Zeiten sowjetischen Defizits moderne Hosen für den Großteil des Moskauer Underground.

Limonow kocht gern, sein Lieblingsessen sind Frikadellen mit Nudeln.

Er liebt Regenwürmer, den Duft von Kasernen, Stiefeln und Maschinenöl. An Frauen schätzt er „vor allem den Körper“, an Männern die Dummheit: „so kann man leichter mit ihnen reden”.

Zitate:


„Ich halte mich für einen Patrioten. Aber ein Patriot muss nicht vor dem Volk auf den Knien liegen.“


„Putin ist kein Geheimnis mit sieben Siegeln. Er ist ein klassischer Bürokrat. Befehlsempfänger. Genau und pünktlich. Er wird nichts in Russland ändern können, denn die Bürokratie ist es doch, die alles blockiert. Es muss grundsätzlich alles anders werden.“

„Zwei Tagen vor meiner Verhaftung habe ich das schreckliche Geheimnis Putins gelüftet: Ich habe den Artikel veröffentlicht „Der Präsident und sein Oligarch“. Es geht um ein geheimes Treffen Putins und Deripaskos in Chakassien (Gebiet in der Nähe von Krasnojarsk – d.Red.). Deripasko war sehr erbost wegen meines Artikels. Deripasko hat auch grosse Geschäftsinteressen in Kasachstan. Er kontolliert den Konzern „Aluminium Kasachstans“. Er ist eng verbunden mit dem Clan des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Ich kann nicht glauben, dass der russische Geheimdienst mich im Auftrag der Kasachen verhaftet hat, wenn ein solcher Auftrag nicht auch noch den Rückhalt einer sehr einflussreichen Person in Russland hätte.“

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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)



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