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Alexej Miller ist seit 2001 Vorstandschef bei Gazprom (Foto: Ballin/.rufo)
Alexej Miller ist seit 2001 Vorstandschef bei Gazprom (Foto: Ballin/.rufo)
Aktualisiert 18.03.2011 10:40

Alexej Borissowitsch Miller

Vorstandschef von Gazprom

Zitat: „Wir leiden nicht an Gigantomanie, aber Erster werden wir auf alle Fälle.“

Geboren: 31. Januar 1962 in Leningrad.

Laufbahn: Abschluss des Finanz- und Wirtschaftsinstituts in Leningrad. Mitglied im Komitee für Außenhandelsbeziehungen von St. Petersburg. Hafendirektor. Stellv. Energieminister Russlands. Chef von Gazprom (Gasprom).

Freunde: Dmitri Medwedew. Wladimir Putin.

Feinde: Rem Wjachirew. Igor Setschin. Julia Timoschenko, Viktor Juschtschenko.
Skandale: Zahlreiche skandalträchtige Übernahmen, angefangen von NTW bis hin zur Übernahme eines Mehrheitsanteils am Gasförderkonsortium SakhalinEnergy mit Hilfe staatlichen Drucks.

Familie: Verheiratet. Ein Sohn.

Hobbys: Skilanglauf und -slalom. Fußballfan. Liest historische Bücher.


Laufbahn:



2011: Miller wird nach dem Auslaufen seines zweiten Fünfjahresvertrags auch für die dritte Amtszeit als Konzernchef nominiert.

2008: nach der Wahl von Dmitri Medwedew zum russischen Präsidenten übernimmt Miller neben seiner Funktion als Vorstandschef auch zeitweise das Amt des Vorstandschefs. Erst im Juni 2008 gibt er das Amt an Vize-Premier Viktor Subkow ab und wird stellvertretender Chef des Aufsichtsrats.

2005: Miller unterzeichnet als Gazprom-Chef mit den deutschen Energieversorgern E.on und BASF den Vertrag über den Bau der „Nordeuropäischen Gasleitung“ (Ostsee-Pipeline), die ab 2012 Gas nach Europa liefern soll. Gazprom ist mit 51 Prozent an dem Projekt beteiligt.

September 2004: Miller kündigt die Fusion mit dem staatlichen Ölkonzern Rosneft an. Für die Übernahme werde Gazprom mit eigenen Aktien bezahlen, wonach der Staat wieder die Mehrheit an dem Unternehmen haben werde, teilt Miller mit. Die Fusion mit Rosneft scheitert schließlich an internen Machtkämpfen im Kreml. Doch Gazprom wird wieder zur Staats-AG.

Seit 2001: Vorstandschef bei Gazprom. Er löst auf diesem Posten Rem Wjachirew ab.

Zu Beginn seiner Karriere war Miller noch deutlich schlanker als jetzt (Foto: Archiv/.rufo)
Zu Beginn seiner Karriere war Miller noch deutlich schlanker als jetzt (Foto: Archiv/.rufo)
2000: Ernennung zum stellvertretenden Energieminister. In seinen Kompetenzbereich fallen Fragen des Außenhandels.

1999: Generaldirektor der AG „Baltisches Pipelinesystem“.

1996: Nach der Abwahl von Sobtschak als Bürgermeister geht Miller zum Petersburger Hafen. Er wird dort Direktor für Entwicklung und Investitionen

1991 – 1996: Arbeit im Außenhandelskomitee von St. Petersburg unter Wladimir Putin. Ist für die Entwicklung von Investitionsgebieten (z.B. Pulkovo) verantwortlich. Beschäftigt sich zudem mit dem Hotelbusiness in St. Petersburg. Nebenbei Generaldirektor des Hotels „Europa“.

1990: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am „LenNIIProjekt“

1989: Abschluss der Dissertation als Wirtschaftsfachmann

1984: Studienabschluss als Ökonom am Leniningrader Finanz- und Wirtschaftsinstitut.

Freunde und Team:



Miller selbst gehört zum Team von Wladimir Putin, unter dem er bereits Anfang der 90er Jahre in St. Petersburg gearbeitet hat. Später holte ihn Putin dann nach Moskau.

Mit Dmitri Medwedew hat Miller ebenfalls in Petersburg zusammengearbeitet. Später dann haben beide acht Jahre lang gemeinsam den Konzern Gazprom geführt.

Zu seinem Team gehören die Gazprom-Buchhalterin Jelena Wassiljewa, mit der er bereits im Petersburger Hafen und bei der AG „Baltisches Pipelinesystem“ zusammengearbeitet hat und Kirill Selesnjow (ebenfalls AG „Baltisches Pipelinesystem).

Feinde:



Wladimir Gussinski sowie der frühere NTW-Chefredakteur Jewgeni Kisseljow.

Rem Wjachirew, den er auf dem lukrativen Posten des Gazprom-Chefs ablöste.

Konflikte gibt es bis heute mit Vize-Premier und Rosneft-Aufsichtsratschef Igor Setschin. Setschin, der der Geheimdienstlerfraktion im Kreml angehört, bootete Miller bei der Yukos-Übernahme aus und widersetzte sich erfolgreich der Fusion von Rosneft und Gazprom. Die beiden Staatskonzerne stehen in scharfer Konkurrenz um Ressourcen und Einfluss in Russland.

Viktor Juschtschenko und Julia Timoschenko. Immer wieder gab es unter Führung der beiden Politiker in der Ukraine Streit um Gaslieferungen, Preise und Schulden zwischen Kiew und Moskau. Mit dem Nachfolger-Tandem Viktor Janukowitsch (Präsident) und Nikolai Asarow (Premier) hat Gazprom hingegen schnell Einverständnis über einen Preisrabatt erzielt.

Skandale:



Seine Ernennung zum Chef von Gazprom. Der Kreml entschied selbständig darüber und informierte die Konzernführung erst unmittelbar vor der Aktionärsversammlung im Mai 2001.

Harte Übernahmeschlacht um den kremlkritischen Sender NTW 2001 (begann freilich schon vor seiner Amtszeit als Gazprom-Chef). Der vorherige Besitzer, Wladimir Gussinski, muss sogar zwischenzeitlich wegen Betrugs ins Gefängnis. Unter Druck stimmt der hochverschuldete Medienmagnat dem Verkauf zu. Eine Reihe namhafter NTW-Journalisten kündigt aus Protest gegen die Übernahme. Der Sender wird anschließend von Gazprom unter Miller auf Linie gebracht.

Als 2003 der Yukos-Skandal in Russland beginnt hält sich Gazprom noch zurück. Selbst im September 2004 erklärt Miller noch: „Wir haben nicht die Absicht, an einer Auktion oder ähnlichem teilzunehmen. Wir sind an der Stabilität des Yukos-Konzerns interessiert“. Nur wenige Monate später bewirbt sich Gazprom aber doch um das Kronjuwel des Yukos-Konzerns, Yuganskneftegas, verliert aber gegen den zweiten Staatskonzern Rosneft. Bei dem Yukos-Bankrottverfahren kommt aber auch Gazprom noch mehrfach günstig zum Zug.

Im Jahr 2006 kommt der amerikanische Ölkonzern Shell mit seinem Förderprojekt Sachalin-2 unter extremen staatlichen Druck. Das Unternehmen hat massiv gegen Umweltschutzauflagen verstoßen. Es droht sogar der Verlust der Förderlizenz. Erst als Gazprom zum „Discountpreis“ von 5,65 Mrd. Euro in das Projekt als Mehrheitsaktionär einsteigen kann, sind alle Umweltsünden vergessen.

2007 überschreibt Russland die riesige Lagerstätte Kowykta des britsch-russischen Ölkonzerns TNK-BP auf Gazprom. Die Wegnahme wird damit begründet, dass TNK-BP nicht die vereinbarte Menge an Gas geliefert habe. Allerdings gehört das Pipelinesystem dem Monopolisten Gazprom und die weigerten sich, Gas von TNK-BP einzuspeisen. Der Streit zieht sich einige Jahre hin und wird erst 2011 entschieden, als Gazprom das Gasfeld kauft.

Familie und Eltern:



Verheiratet, ein Sohn.

Mutter – Ingenieur, Vater – Schlosser. Beide arbeiteten zu Sowjetzeiten in einem Rüstungsbetrieb

Hobbys und Charakter:



Skilanglauf und -slalom. Liest historische Bücher. Laut eigener Aussage seit dem vierten Lebensjahr Fußballfan. Anhänger von Zenit St. Petersburg.

Spielt ein bisschen Gitarre und ist wie auch Dmitri Medwedew Fan von Deep Purple. Hat wie Putin einen Labrador-Hund.

Spricht fließend Englisch.

Zitate:



„Wir leiden nicht an Gigantomanie, aber Erster werden wir auf alle Fälle.“

„Wir haben nicht die Absicht, an einer Auktion oder ähnlichem teilzunehmen. Wir sind an der Stabilität des Yukos-Konzerns interessiert“ (kurz darauf beteiligt sich Gazprom an der Auktion um Yuganskneftegas)

„Meine Familie hat gemeinsam mit dem Land gelebt. Die Großväter haben gekämpft, mein Vater die Blockade überlebt.“

„Wenn ich sehe, dass ein Mensch Hilfe braucht, und ich kann sie leisten, dann warte ich nicht auf die Bitte, sondern biete sie von selbst an.“

Weitere Quellen im Internet:



Internetseite des Konzerns Gazprom (russ./engl.)

Millers Kolumne auf der Konzernseite


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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)



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