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Entwickelte noch als Blinder wichtige Theorien: Leonhard Euler. (Bild: Wikipedia)
Entwickelte noch als Blinder wichtige Theorien: Leonhard Euler. (Bild: Wikipedia)
Donnerstag, 19.04.2007

Leonhard Euler: Schweizer Genie in St. Petersburg

St. Petersburg. Leonhard Euler, Universalgenie und einer der grössten Mathematiker wäre am 15. April 300 Jahre alt geworden. Einen Grossteil seines Lebens verbrachte der Schweizer in St. Petersburg, wo er auch starb.

Eulers mathematischen Formeln sind jedermann bekannt, er verhalf der Bezeichnung „pi“, die für die Kreiszahl mit dem Wert 3,14 steht, zum Durchbruch. Auf jedem Taschenrechner ist die Eulersche Zahl „e“ vorhanden, welche die Basis für den Logarithmus und die Differentialrechnung bilden.

„Euler war das letzte Universalgenie. Was Newton für die Physik war, war Euler für die Mathematik“, erklärt der Mathematik-Professor Hanspeter Kraft, der in Eulers Geburtsstadt Basel am Mathematischen Instituts der Universität Basel vorsteht.

Leonhard Euler wurde am 15. April 1707 in Basel geboren und lebte dort bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr, danach kehrte er seiner Heimat Basel den Rücken und kehrte auch nicht mehr dorthin zurück. Er siedelte in die damalige russische Hauptstadt St. Petersburg über.

Wissenschaftler an der neuen Akademie von St. Petersburg


Nach dem nordischen Krieg (1700-1721) hat sich Peter I. mit der Stadt St. Petersburg ein „Fenster nach Europa“ verschafft. In der aufblühenden Stadt wollte der Zar seine eigene Akademie sehen, und somit hielt man Ausschau nach möglichen Wissenschaftlern.

Euler hatte sich während seiner Zeit in Basel mit den Söhnen des berühmten Wissenschaftlers Johann Bernoulli angefreundet, diese verließen jedoch alle samt die Schweiz und arbeiteten als gut bezahlte Professoren in St. Petersburg.

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So kam es dann auch, dass der junge Euler seinen Freunden folgte und sich 1727 im Nordwesten Russlands niederließ. Er bekam eine Stelle als Professor für Physik und Mathematik an der Universität in St. Petersburg, wo er auch Mitglied der neu gegründeten Akademie wurde.

In St. Petersburg lernte Euler Katharina Gsell, Tochter eines Schweizer Malers, kennen und die beiden heirateten 1734. Die 40-jährige Ehe brachte 13 Kinder hervor, wovon jedoch nur drei Söhne den Vater überlebten.

An der Petersburger Akademie entwickelte der Mathematiker die Graphentheorie, welche heutzutage in der Lösung jedes Navigations- und Verteilungsproblems Anwendung findet. Er schrieb auch zwei Bücher über die Mondbewegung mit dem Ziel, den Standort von Schiffen auf dem Meer zu bestimmen.

Umzug nach Berliner Zeit wegen politischer Wirren


In aller Welt verehrt: Leonhard Euler auf einer Briefmarke. (Bild: Wikipedia)
In aller Welt verehrt: Leonhard Euler auf einer Briefmarke. (Bild: Wikipedia)
Nach dem Tod von Zarin Anna Iwanowna 1740 kam es in St. Petersburg zu politischen Wirren. Die Stellung der Akademie, der Euler zu Weltruf verholfen hatte, litt enorm unter diesen politischen Umwälzungen.

Euler war verunsichert, und da kam ihm das Angebot des Preussenkönigs Friedrich des Großen gerade recht, welcher ihm anbot nach Berlin umzusiedeln um dort beim Aufbau der königlichen Akademie zu helfen. 1741 verließ Euler mit seiner Familie Russland und zog nach Berlin, wo er auch gleich mit der Leitung der Berliner Sternwarte beauftragt wurde.

Eulers Leben verlief während des 25jährigen Berlinaufenthalts ruhig, so dass der Gelehrte sich seiner wissenschaftlichen Arbeit hingeben konnte, er schrieb etwa 380 Arbeiten sowie einige Bücher.

Unterbrochen wurde diese Arbeitsruhe lediglich durch zwei Besetzungen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), als sächsische Soldaten, die unter Befehl Russlands standen, sein Landgut plünderten. Die Zarin entschädigte Euler jedoch reichlich als sie von diesem Übergriff erfuhr.

Der Schweizer unterhielt während seiner Zeit in Berlin weiterhin Kontakte zu St. Petersburg, wobei er auch einige seiner Arbeiten nach Russland schickte.

Er übernahm in Berlin eine Drehscheibenfunktion, wobei er Wissenschaftler an die Petersburger Akademie vermittelte und russische Gelehrte in Berlin unterbrachte und sie förderte. Natürlich versuchte die Petersburger Akademie ihren großen Wissenschaftler zurück zu gewinnen, Euler jedoch fühlte sich wohl in Berlin und lehnte eine Rückkehr ab.

Konflikt mit dem König und Rückkehr nach Petersburg


Nach einem Zerwürfnis mit Friedrich II. war die Situation für Euler in Berlin jedoch nicht mehr befriedigend. Als ihm dann auch noch der König die Präsidentschaft der Akademie verwehrte, fasste Euler den Entschluss sich nach einer neuen Stelle umzuschauen.

Es war nahe liegend dass er sich in erster Linie nach Russland orientierte, wohin er dann auch 1766 im Alter von 59 Jahren zurückkehrte. In St. Petersburg empfing die Zarin ihn mit offenen Armen, und Euler erhielt die ihm gebührenden Privilegien, die ihm in Berlin verwehrt worden waren.

Weiterarbeit trotz Erblindung


Kurz nach seiner Ankunft erkrankte er an einem Altersstar am linken Auge, was ihn fast vollständig erblinden ließ. Dieses Schicksal bremste jedoch seinen Tatendrang in keiner Weise - die Hälfte seiner Arbeiten entstanden in der Zeit der Blindheit. Gestützt auf sein phänomenales Gedächtnis und seine unglaubliche Einbildungskraft arbeitete Euler mit Unterstützung eines Gehilfen weiter.

Seine letzten Jahre wurden durch zahlreiche Schicksalsschläge geprägt, 1773 starb seine Frau, 1780 und 1781 starben dann auch noch zwei seiner Töchter. Einige paar Jahre später, am 17. September 1783 starb dann auch Leonhard Euler an einem Schlaganfall im Alter von 76 Jahren.

Sein Leichnam wurde im Friedhof des Alexander Newsky-Klosters beigesetzt. Der Name Euler und seine Theorien blieben jedoch bis heute präsent und haben grundlegende Bedeutung bei Verschlüsselungstechniken, Chip-Produktion, Ballistik, sowie für den Flugzeug- und Schiffsbau.

(Lubi Djokic/SPZ)

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