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Vater Alexander Men (Foto: Alexander-Men-Fonds) |
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Dienstag, 18.01.2005
Alexander Men: Dorfpfarrer mit MassenwirkungVon Karsten Packeiser, Moskau. In Kinosälen, Schulkassen und Kulturhäusern, in denen teilweise noch die kommunistischen Losungen an den Wänden hingen, zog der bärtige russisch-orthodoxe Priester in schwarzer Soutane das Publikum in seinen Bann. Alexander Men kannte die Antworten auf alle Fragen seiner Zuhörer, die sich nach Jahrzehnten atheistischer Propaganda wieder offen für Gott und Kirche interessieren durften. Am 22. Januar wäre der Prediger und Publizist, der 1990 brutal ermordet wurde, 70 Jahre alt geworden.
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Ich bin kein Philosoph und kein Historiker, erklärte der wohl populärste orthodoxe Geistliche seiner Zeit, ich bin nur ein einfacher Dorfpfarrer. Alexander Men, Sohn jüdischer Eltern, dessen Mutter zum Christentum konvertiert war, hatte bereits in den 60er Jahren Bibelkreise gegründet, in denen er Gläubigen auf undogmatische Weise das Christentum vermittelte. Aus Angst vor Repressionen musste er seine wichtigsten Bücher unter Pseudonym im westlichen Ausland verlegen lassen.
Predigt über ewige Fragen im Sowjet-Fernsehen
Als Men während der Perestroika-Zeit zum ersten Mal im Fernsehen auftreten durfte, machten die immer noch starken kommunistischen Funktionäre ihm eine absurde Auflage: Auf keinen Fall dürfe er das Wort Gott in den Mund nehmen. Die Sendung wurde dennoch zu einer beeindruckenden Predigt über ewige Fragen.
Am 12. September 1990 wurde der Priester auf dem Weg von seinem Haus zum Gottesdienst mit einer Axt erschlagen. Blutüberströmt schleppte er sich noch zurück bis zu seinem Grundstück, doch der Notarzt konnte ihn nicht mehr retten. Mens Mörder wurde nie verurteilt, obwohl sowohl der letzte sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow, als auch Boris Jelzin die Ermittlungen zur Chefsache erklärt hatten und mehrere Verdächtige verhaftet wurden.
Alexander Mens jüngerer Bruder Pawel ist sich sicher, dass der KGB hinter der Tat steht. Sie wollten sich dafür rächen, dass er sie so lange an der Nase herumgeführt hatte, glaubt er. Als der Geheimdienst die Gefahr für das kommunistische Regime erkannt habe, die von Mens Popularität ausgegangen sei, sei es bereits zu spät gewesen.
Von orthodoxen Buchläden boykottiert
Knapp fünfzehn Jahre nach dem Tod des Ausnahme-Missionars und Seelsorgers ist Mens Hauptwerk Menschensohn in 14 Sprachen übersetzt worden, seine Bücher wurden in Millionenauflagen verkauft. Innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche jedoch ist er alles andere als unumstritten. Die meisten orthodoxen Buchhandlungen boykottieren die Werke des Priesters. Der inzwischen seines Amtes enthobene ultra-fundamentalistische Bischof Nikon von Jekaterinburg ließ sie gar öffentlich verbrennen. Vielen Kirchenhierarchen sind Mens offene Sympathien für die Ökumene und seine Wertschätzung auch nichtchristlicher Religionen suspekt, seine jüdische Abstammung ebenso. Kritiker werfen ihm auch vor, er habe sich nicht gegen okkulte Praktiken abgegrenzt.
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Im Internet: |
Offizielle Webseite der Alexander-Men-Stiftung
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Die Orthodoxe Kirche der Wiedergeburt, eine vom Moskauer Patriarchat abgespaltene Erneuerungsbewegung um den mit Kirchenbann belegten Priester-Dissidenten Gleb Jakunin, hat Men dagegen zu ihrem ersten Heiligen erklärt und ließ Ikonen des Geistlichen anfertigen. Diese Leute hätten es eigentlich besser wissen müssen, kritisiert Pawel Men. Auch, wenn sein Bruder manches anders gesehen habe, als die konservativen Kräfte innerhalb des Moskauer Patriarchats, habe er immer deutlich gemacht, dass er seinen Platz ausschließlich innerhalb der Russischen Kirche sah.
(epd)
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