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Freitag, 27.08.2004
Tu-Terror: Das Echo erreicht doch TschetschenienVon Lothar Deeg, St. Petersburg. Der doppelte Tupolew-Absturz erinnert nun nicht nur an den 11. September 2001, sondern auch an den 11. März 2004: Nach den Bomben in den Madrider Vorortzügen versuchte die spanische Regierung, Hinweise auf die wahren islamistischen - Urheber unter der Decke zu halten, um ihre Wiederwahl zu retten. Auch in Russland wird am Sonntag in Tschetschenien ein neuer Präsident gewählt.
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Diese einzig vom Kreml als ein Akt junger Demokratie gesehene Wahl sollte nicht durch eine Machtdemonstration seiner Gegner überschattet werden.
Der Inlandsgeheimdienst FSB beschwichtigte zunächst, es gäbe keine Hinweise auf einen Terrorakt. Und Verkehrsminister Igor Lewitin erklärte noch zwei Tage später, zwischen beiden Unglücken bestünde kein Zusammenhang: unbeholfene Versuche, Offensichtliches durch offizielle Sprachregelungen zu verschleiern. In einem Land, in dem ein guter Teil der Medien staatshörig ist, trägt so etwas ein paar Tage Früchte.
Doch dann bekannten sich Islamisten zum Angriff auf die Tupolews. Und es fanden sich Spuren von Sprengstoff. Der FSB schwenkte prompt um auf das Präsentieren von Ermittlungserfolgen und spricht schon von einem eingegrenzten Täterkreis: In jeder Maschine saß je eine Tschetschenin.
Es waren also wieder die „Schwarze Witwen“ vom Krieg entwurzelte Tschetscheninnen, von Hintermännern zu lebenen Bomben umprogrammiert. In Russland sprengten sie sich bisher in Zügen, in Menschenmengen auf offener Straße und einmal wohl auch in der Moskauer Metro.
Doch mit einer Bombe in einen Zug zu steigen, ist einfach. In ein Flugzeug jedoch nicht auch wenn die Sicherheits-Checks auf russischen Inlandsflügen nicht so ausgefeilt sind wie im Westen. Die Terroristen bewiesen so dem russischen Staat: Unterschätzt uns nicht als wilde Kämpfer aus den Bergen. Wir machen technische Fortschritte. Wir können auch zuschlagen, wo ihr euch vor Terror besonders schützt sogar doppelt.
Die Botschaft der Terroristen galt aber auch den Tschetschenen zur Einschüchterung: Seht her, unser Arm ist lang, Russland kann nicht mal seine Flugzeuge vor uns schützen. Mancher brave Wähler bleibt nun vielleicht zu Hause.
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Den Wahlausgang kann der Tupolew-Terror aber nicht ändern: Anders als in Spanien stehen in Grosny keine politischen Alternativen zur Wahl nur Personen mit identisch Russland-treuem Kurs. Und der von Putin zum Kadyrow-Nachfolger designierte Alu Alchanow wird so oder so gewinnen: Denn dass im geplagten Tschetschenien Wahlergebnisse nur nach Kreml-Wunsch produziert werden, ist leider so sicher wie der nächste Anschlag kaukasischer Kamikaze-Killer.
(ld/rufo)
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