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Wer redete als erste ueber des Kanzlers Kinderwunsch ?
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Mittwoch, 18.08.2004

Putin, Schröder und die Adoption als Staatsakt

Von Dankwart Dahl, Moskau. Gut, dass es nicht andersrum kam. Erst die Adoption und dann die Geschichte mit dem Doktorhut. Jetzt gratulieren alle dem Kanzler. Wir auch. Nur Oskar L. und Edmund S. schweigen missgünstig. Dabei ist die Nation sich freudestrahlend einig, die deutsche und die russische: der Kanzler hat ein gutes Werk getan. Reine Privatangelegeneit, sagt das BPA, sagt der Kreml. In Wirklichkeit ist die Adoption natürlich hochpolitisch.

Dass der Kanzler vorher mit Wladimir Wladimirowitsch über seinen Kinderwunsch geredet hat, das wussten wir auch schon, bevor der Kreml das offiziell bestätigte. Es kann ja auch gar nicht anders sein. Die Frage ist eigentlich nur, wer als erster das Thema ansprach: Gerhard, Doris, Wladimir oder Ludmilla.

Und ob dies schon vor dreieinhalb Jahren beim Schlittenfahren in Moskau-Kolomenskoje passierte, beim Petersburger Stadtgeburtstag im vergangenen Sommer, beim Petersburger Dialog im Herbst vor einem Jahr oder beim 60igsten des Kanzlers jetzt im April, wo die Putins als Überraschungsgäste eintrafen. Zivilgesellschaftliche Gelegenheiten gabs zuhauf. Und Doris wollte ja eigentlich schon immer, teilt uns „Bild“ mit.

Viktoria ist also ein Kind der deutsch-russischen Freundschaft .

Und ein Produkt des zivilgesellschaftlichen Dialoges zwischen Kanzler und Präsident. Das ist die strategische Bedeutung der Adoption auf höchstem Niveau.

Und Wladimir Wladimirowitsch bekommt natürlich auch seinen Teil des Lobes ab, hat er doch, ungeachtet aller Diskussionen über den Sozialabbau in Russland, dem Kanzler in Krisenzeiten zu seinem neuen Familienglück verholfen. Rein menschlich.

Der tagespolitische Nebeneffekt ist darum auch, dass der Streit um den Hamburger Ehrendoktorhut für Wladimir Wladimirowitsch vergessen ist, noch bevor er richtig angefangen hatte.

Allerdings hätte es auch ganz anders kommen können. Man stelle sich vor: erst schenkt Wladimir Wladimirowitsch dem Kanzler eine Ehrendoktorwürde in Petersburg. Dann eine Adoptivtochter aus Petersburg.

Zwischendurch schiebt der Kanzler Harz 4 an und Wladimir Wladimirowitsch demontiert endlich die soziale Hängematte in Russland. Dann bekommt Wladimir Wladimirowitsch vom Kanzler einen Doktorenhut in Hamburg verehrt.

Kurz danach adoptiert Wladimir Wladimirowitsch aus Symmetriegründen eine Hamburgerin.

So schön hätte in dieser Konvergenzlogik alles weiter gehen können.

PS.: Das schönste an der Geschichte aber ist, dass die kleine Viktoria ein neues Zuhause hat. Dass das Petersburger Gericht in den nächsten Jahren, wie es das russische Gesetz vorschreibt, auch darüber wachen will, dass es dem Kind wirklich gut geht und Gerhard es nicht heimlich schlägt. Und dass das russische Gesetz zum Schutz des Adoptivkindes alle Daten über Eltern, Geburtsort und bisherigen Lebenslauf vor journalistischen Nachforschungen streng geheim hält.

(dd/rufo)



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