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Festgehalten von der Überwachungskamera: In aller Ruhe und Kaltblütigkeit lud der Miliz-Major bei seinem "Amoklauf" seine Waffe (Foto: TV)
Festgehalten von der Überwachungskamera: In aller Ruhe und Kaltblütigkeit lud der Miliz-Major bei seinem "Amoklauf" seine Waffe (Foto: TV)
Dienstag, 28.04.2009

Psychologisch sind Milizionäre und Banditen ähnlich

Gisbert Mrozek, Moskau. Erstaunliche Reaktionen löste der blutige Amoklauf eines Moskauer Milizoffiziers aus. Psychologisch gesehen seien sich Banditen und Milizionäre oft sehr ähnlich - hieß es im staatlichen Radio Rossija.

Zitiert wurde in den Hauptnachrichten des Staatssenders ein Psychologe, der dort landesweit den Hörern erklärte, dass Aggression und Gewaltbereitsschaft zum Psychoprofil von Banditen wie Milizionären gehören – und dass das eine sehr schnell in das andere umschlagen könne.

Dass das Innenministerium und die Unterwelt sich in weiten Bereichen nicht nur psychologisch nahe stehen, ist auch allbekannt. Ebenso, wie schon das sowjetische Innenministerium versuchte, die Mafia zu unterwandern, so bemühte sich die Unterwelt mit viel Erfolg um gute Geschäftsbeziehungen zur unmittelbar zuständigen Obrigkeit. Das Ergebnis waren gegenseitige Infiltration und Verflechtung


Jedes dritte Mafia-Mitglied war Anfang der 90iger informeller Mitarbeiter



Bei Russland-Aktuell
• Amoklauf: Moskauer Polizei verschäft innere Kontrolle (27.04.2009)
• Tote und Verletzte nach Amoklauf in Moskauer Supermarkt (27.04.2009)
• Umfrage in Moskau: Angst vor neuen Amokläufern? (28.04.2009)
Anfang der 90er Jahre ergab sich aus Unterlagen des Innenministeriums, dass jedes dritte Mitglied in einer organisierten Unterweltbande in Wirklichkeit auch ein (sorgsam registrierter) informeller Mitarbeiter des Ministeriums war.

Oft stammen Mafiamann oder Bandit wie Milizionär aus demselben sozialen Umfeld.

Es entspricht ja auch den Alltagserfahrungen vieler Russen, dass Ordnungshüter sich oft wie ganz gewöhnliche Straßenräuber aufführen.

Tatwaffe stand seit Jahren auf der Fahndungsliste



Da wundert es denn auch recht wenig, dass der Miliz-Major seinen Amoklauf mit einer Waffe beging, die in Tschetschenien aufgefallen war und seit Jahren bereits auf der Fahndungsliste stand. Es wundert auch wenig, dass derselbe Miliz-Major vor seiner letzten Beförderung schon einmal eine Kneipenschlägerei inszeniert hatte.

Dazu passt dann auch, dass der Moskauer Polizeichef Pronin gleich nach der Tat entschuldigend erklärte, der Mann sei bisher nur positiv aufgefallen. Er habe wohl Familienstress nicht richtig verarbeitet. Kann eben mal vorkommen.

Dies alles jedenfalls gehört auch zur politischen Realität des modernen Russlands, in dem sich der Intellektuelle Dmitri Medwedew um etwas mehr Rechtsstaatlichkeit bemüht.



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