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Schießen statt verhandeln: Ukrainische Truppen vor Slawjansk (Foto: unian.net)
Schießen statt verhandeln: Ukrainische Truppen vor Slawjansk (Foto: unian.net)
Donnerstag, 08.05.2014

Faschismus und die gespaltene ukrainische Seele

Thomas Fasbender, Moskau. Homs und Slawjansk - die Bilder gleichen sich. Bewaffnete in Tarnanzügen, Tote und Verletzte, eine verzweifelte Zivilbevölkerung und Panzer, die im Namen der Regierung auf das eigene Volk schießen.

Doch es zeigen sich auch Unterschiede. Während die Aufständischen in Syrien mit westlichen Waffen bestens ausgestattet sind, tragen die ukrainischen Separatisten Karabiner aus alten Beständen, Kalaschnikows und allenfalls die eine oder andere Panzerfaust. Fast scheint es, als seien sie angewiesen auf den Schutz durch die Großmütter, die sich in ihrer Verzweiflung nur mit Ikonen bewaffnet den anrollenden Tanks entgegen stellen. Nicht wenige der Babuschki haben als Kinder noch die deutschen Soldaten erlebt.

Ukrainische Rechte macht mobil


Gab es anfangs noch die Hoffnung, die ukrainische Armee werde den Schießbefehl aus Kiew verweigern, so hat die Regierung inzwischen dazugelernt. Wenige Tage vor Beginn der jüngsten Angriffe auf die pro-russischen Separatisten verkündete Dmitrij Jarosch, Führer des Rechten Sektors, in Dnjepropetrowsk die Aufstellung eines eigenen Bataillons, das in Abstimmung mit regulären Einheiten gegen die Aufständischen eingesetzt werden kann. Tiefsitzender Hass auf alles Russische ist in der Westukraine weit verbreitet.

Bei Russland-Aktuell
• Putin ruft zu Verschiebung des Referendums auf (07.05.2014)
• Ukraine wählt ohne Volksbefragung (06.05.2014)
• Ukraine: Armee umzingelt Slawjansk, 46 Tote in Odessa (03.05.2014)
• Anschlag auf Bürgermeister: Schuss ins Herz der Ukraine (28.04.2014)
• Sanktionen: Putin setzt auf Piroggen statt Burger (29.04.2014)
Die Angst vor allem der russischsprachigen Zivilbevölkerung vor den Todesschwadronen des Rechten Sektors kann jeder nachempfinden, der die mordlüsternen Tweets der rechtsextremen Ukrainer verfolgt.

Der Hass macht selbst vor hohen Amtsträgern nicht Halt. Die ukrainische Parlamentsabgeordnete der Swoboda-Fraktion Irina Farion, Professorin aus Lwow und Leiterin des Parlamentsausschusses für höhere Bildung, hinterließ folgenden Facebook-Eintrag als Antwort auf den Feuertod von fast 40 Anhängern der pro-russischen Bewegung in Odessa: „Bravo Odessa! Du hast die echte ukrainische Seele bewiesen. Du – die Heimat der großen Nationalisten Iwan und Julia Lipa. Sollen die Teufel in der Hölle brennen! Bravo!"

Einäugig erblindet


Die Kommentare, in denen unsere Politiker und Medien den Maßnahmen der Kiewer Putschregierung Beifall spenden, sind zwar frei von Hass und Emotionen. Trotzdem lesen sie sich in ihrer kalten, zynischen Logik, die an schlimmere Zeiten erinnert, nicht angenehmer als die Ergüsse ukrainischer Faschisten. So wird knapp und gnadenlos konstatiert, dass die Befehle der Herren in Kiew einzig der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung dienen, dem Schutz Unbeteiligter vor Terroristen und dem Schutz des ukrainischen Volkes vor dem immer lauernden bösen Aggressor im Osten.

Dass Russland der Buhmann ist, daran hat sich auch der Kreml inzwischen gewöhnt. Die Russen selbst lachen darüber. Die Aussicht auf harte Sanktionen schweißt sie zusammen; nichts motiviert die russische Volksseele mehr als auswärtiger Druck.

Traurig jedoch ist, wie das deutsch-russische Verhältnis auf dem Altar der atlantischen Nibelungentreue für nichts und wieder nichts geopfert wird. Denn der Adressat dieser Treue, die USA, ist nicht mehr das Land von Kennedy, Carter und Reagan. Das Amerika, das im 20. Jahrhundert den Kalten Krieg gewonnen hat, war selbstbewusst und großherzig. Das Amerika, das im 21. Jahrhundert einen neuen Kalten Krieg anzettelt, ist angeschlagen, engherzig und unsicher.

Definitiv nicht der Nibelungen-Partner, den man seinem Vaterland wünscht.

Thomas Fasbender lebt seit 1992 in Moskau und ist mit regelmäßigen Kommentaren in seinem Blog und auf Russland Aktuell präsent.



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Müller 06.07.2014 - 07:46

Unter Putin

wuchs das Bruttoinlandsprodukt von Russland pro Kopf von 2400 Dollar im Jahr 2000 auf 12.000 Dollar im Jahr 2012.
Möge er Russland noch lange erhalten bleiben und den immer mehr zur Diktatur verkommenden USA, die nur die Bodenschätze anderer Länder plündern die Stirn bieten können.


d.seher 18.06.2014 - 10:53

Über die Krim

Putin oder Russland ingesamt,will die Geschichtsbücher nicht neu schreiben,sondern verschlossene Archive öffnen.Die Krim hat schon immer und ewig zu Russland gehört und das wird sich von nun an auch gottseidank nie mehr ändern.


Stoll 23.05.2014 - 12:13

Flieg nicht so hoch mein kleiner " Freund "

Richtig ist, den Russen jetzt spürbar auf die Finger zu klopfen. Die Reisewelle der jungen, gut ausgebildeten Russen in den von Putin gehassten Westen wird immer größer. Wieder mal ist die Entschlossenheit der USA und der EU von Putin unterschätzt worden. Russland hat außer Atomwaffen und Bodenschätzen eine schrumpfende Bevölkerung, die sich gegen immer mehr Migranten und fleißigen Chinesen auf dem Arbeitsmarkt behaupten muss. Die Industrie in großen Teilen veraltet, wird wegen fehlender Investitionen auf Verschleiß gefahren, mit katastrophalen Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten. Der Zustand der Strassen,das Gesundheitswesen entspricht in vielen Städten und Gemeinden einem 3. Welt-Land, sehr zum Nachteil der darauf angewiesenen Bevölkerung. Es fehlen nur noch Medizinmänner, um dem die Krone aufzusetzen. Putin in den Augen seiner Bejubler jetzt noch der vermeindlich strahlende Held, führt sein Land in eine wirtschaftliche Katastrophe. Selbst wenn die Russen genügsame Menschen sind, sind sie doch nicht dümmer als Deutsche, Franzosen oder Amerikaner. Sie werden erkennen, dass Putins Zeit abläuft, scheint er zur Zeit auch auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Sage vom Vogel Ikarus ist bekannt. Und Putin steigt und steigt und steigt. . . . .


Stoll 12.05.2014 - 15:11

Tiefsitzender Hass auf alles Russische ist in der Westukraine weit verbreitet.

Ist das denn ein Wunder ? Wer sich über Jahrzehnte als Besatzer in der Ukraine aufgeführt hat, der brauch jetzt nicht um Verständnis zu bitten. Die Russen waren immer fremd in der Ukraine, ebenso wie die Polen. Nur durch die Ansiedlung von Russen kam eine gewisse Mehrheit in manchen Gebieten der Ukraine zu Stande.
Diese Annektion der Krim wird Putin teuer bezahlen müssen. Leiden werden die Menschen in Russland, die durch Hassmedien aufgestachelt werden. Ihr Putin-Jubel wird ihnen bald im Hals stecken bleiben, denn die Reserven Putins werden nicht ausreichen, um die Sanktionen des Westens auszugleichen. So eng werden die Russen ihren Gürtel nicht ziehen können, was dieses Abenteuer kosten wird.


Stoll 12.05.2014 - 15:04

Tiefsitzender Hass auf alles Russische ist in der Westukraine weit verbreitet.

Ist das denn ein Wunder ? Wer sich über Jahrzehnte als Besatzer in der Ukraine aufgeführt hat, der brauch jetzt nicht um Verständnis zu bitten. Die Russen waren immer fremd in der Ukraine, ebenso wie die Polen. Nur durch die Ansiedlung von Russen kam eine gewisse Mehrheit in manchen Gebieten der Ukraine zu Stande.
Diese Annektion der Krim wird Putin teuer bezahlen müssen. Leiden werden die Menschen in Russland, die durch Hassmedien aufgestachelt werden. Ihr Putin-Jubel wird ihnen bald im Hals stecken bleiben, denn die Reserven Putins werden nicht ausreichen, um die Sanktionen des Westens auszugleichen. So eng werden die Russen ihren Gürtel nicht ziehen können, was dieses Abenteuer kosten wird.


gerd 12.05.2014 - 14:13

Polizeimilitär?

@Royaler
Ihr geistiger Dünnpfiff, gemeint sind Ihre Kommentare, ist normal keine Antwort wert.
Das Sie jetzt aber schon die Deutsche Sprache verballhornen ist zuviel. Ich werde Sie zum Nobelpreis für Gehirnamputierte vorschlagen


Piter 11.05.2014 - 19:01

@Royaler

Selbstverständlich hat der Staat ein Gewaltmonopol, aber dieses darf nicht als Blankoscheck gesehen werden, oppositionelle niederzumetzeln. Da sind ja eindeutig riesige Unterschiede zu erkennen.

Wieso hat denn die ukrainische Polizei in Odessa tatenlos zugesehen als zig Regierungsgegner bei lebendigem Leib verbrannt wurden?

Offenbar muss nur dann \"Ruhe und Ordnung\" hergestellt werden, wenn die Regierung und ihr Handeln kritisiert wurde...

So viel zum Thema Begrifflichkeiten...

Danke übrigens für den Bezug zum Kommersant Artikel. Ich wünschte, dass \"westliche\" Medien ein ebenso differenziertes (und regierungskritisches) Bild vermitteln würden, wie das in Russland geschieht. Somit haben sie mit einem uralten Russland-Klischee (Medien=staatlich gelenkt) aufgeräumt.


Royaler 09.05.2014 - 00:45

Die Strukturen sind entscheidend

Auf das eigene Volk schießen, das tut jeder Polizist, der einen Verbrecher jagt.
Meistens sind schwere Verbrecher
auch bewaffnet, sie sind ein besonderer teil des Volkes, nämlichj ein solcher, der das Volk bedroht. Also gehört er mit polizeilichen Mitteln entwaffnet.
Nichts anderes ist der Einsatz der Polizeimilitärs in der Ostukraine. Also zum Schutz des Volkes, bewaffnete Volksangehörige sind eben besondere und eben nicht einfach nur das Volk, das vielleicht gelegentlich friedlich demonstrieren kann.
Man bleibe begrifflich bei der Wahrheit!

Hier zum Bildungssystem und zur historischen Volksbildung

Das ist der Stand der Dinge, der einen deutschen Demokraten anwidern muss.

Die russische Regierung möchte an Schulen eine neue Geschichtsschreibung durchsetzen: Das Bildungsministerium hat einen Lehrplan zur Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim veröffentlicht. Die Lehrer beklagen eine Indoktrinierung wie zu Sowjetzeiten.
An russischen Schulen muss die Sichtweise der Regierung zur Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim gelehrt werden. Wegen der offiziellen Anweisung werfen immer mehr Lehrer Moskau Indoktrinierungsversuche wie zu Sowjetzeiten vor, wie die Tageszeitung „Kommersant“ am Mittwoch berichtete. „Die Regierung trägt offen ihre Ideologie in die Schulen“, sagte der Geschichtslehrer und Schulbuchautor Leonid Kazwa dem Blatt.
Das Bildungsministerium veröffentlichte auf seiner Website einen Lehrplan, der Lehrern das Thema vorschreibt: „Krim und Sewastopol: ihre historische Rolle für Russland.“
Der Anweisung zufolge hatte die Annektierung einen „friedenssichernden und humanitären“ Charakter und diente dem Ziel, „die geopolitischen Interessen und die Interessen der russischen und russischsprachigen Bevölkerung zu schützen“. Dass Nikita Chruschtschow die Krim im Jahr 1954 der Ukraine zuschlug, sei „illegal“ gewesen, heißt es darin. Durch die Aufnahme der Krim in die Russische Föderation sei die Halbinsel nun „zum Mutterland zurückgekehrt“.
Fragen zur Krim ohne Interpretationen
Nicht alle Lehrer wollen ihren Schülern diese Interpretation aufdrängen. „Offenkundig denkt das Bildungsministerium, Schulen seien zu Propaganda verpflichtet“, sagte Iwan Kurilla von der Universität in Wolgograd „Kommersant“. Die Schüler würden von sich aus Fragen zur Krim stellen, und diese müssten „offen und ehrlich besprochen werden“, sagte die Schuldirektorin Natalja Ljubomirskaja aus Moskau.


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