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August-Putsch: die Chronologie

Vorgeschichte Februar 1990 Auf Betreiben Gorbatschows verzichtet die Kommunistische Partei (KPdSU) auf ihr Machtmonopol. Das Präsidialsystem wird eingeführt, Gorbatschow daraufhin im März zum Präsidenten der UdSSR gewählt.

11.3.1990 Unabhängigkeitserklärung Litauens. Auch andere Teilrepubliken der Sowjetunion fordern mehr Souveränität.

April 1990 Der neue russische "Kongress der Volksdeputierten" (russisches Parlament) erklärt die Souveränität Russlands über seine natürlichen Ressourcen, sowie des Vorranges von russischem über zentrales sowjetisches Recht. Einen Monat später wird der ehemalige Protégé Gorbatschows Boris Jelzin von den Volksdeputierten als radikaler Reformer zum Vorsitzenden des "Obersten Sowjets". Damit ist Jelzin de facto russischer Präsident.

11.6.1990 Souveränitätserklärung Russlands. Gorbatschow initiiert Gespräche über einen erneuerten Unionsvertrag, mit dem die auseinanderbrechende Sowjetunion in dezentralisierter Form gerettet werden soll.

1.8.1990 Pressefreiheit

November 1990 Neun weitere Republiken haben ihre Souveränität erklärt.

12.6.1991 Jelzin wird zum Präsidenten der RSFSR (Russische Teilrepublik) gewählt.

Drei Tage im August: der Putsch

19.8.1991 Am frühen Morgen meldet die sowjetische Nachrichtenagentur TASS, Gorbatschow sei erkrankt und könne seine Amtsgeschäfte nicht mehr ausüben. Vizepräsident Gennadi Janajew habe dessen Vollmachten übernommen. Gorbatschow steht derweil in seiner Urlaubsdatscha auf der Krim unter Hausarrest. Sein 30-köpfiges Leibwächterteam bleibt loyal. Gorbatschow hätte am nächsten Tag zusammen mit anderen Republikchefs den neuen Unionsvertrag unterzeichnet.

Janajew verhängt den Ausnahmezustand. Die Macht übernimmt ein achtköpfiges Notstandskommitet. Demonstrationen und Parteien werden verboten, die Medien zensiert. Am späten Morgen kommen die ersten Panzer in Moskaus Zentrum an. Gegen 10 Uhr stoppen einige Hundert Putschgegner vor dem Weißen Haus, dem russischen Parlamentssitz, einen Panzerkonvoi. Jelzin klettert auf einen der Panzer und hält seine berühmt gewordene Rede "an die Bürger Russlands". Er ruft zum Widerstand gegen die Putschisten und zum Generalstreik auf und erklärt, er übernehme die Kontrolle über das russische Territorium.

Schätzungen zufolge sind 20.000 Soldaten mit ungefähr 100 Panzern in der Stadt. Demonstranten errichten rund um das Weiße Haus Barrikaden gegen die Panzer. Auch an anderen Stellen in der Stadt stoppen die Menschen nun Panzer, geben den Besatzungen Flugzettel mit Jelzins Appell in die Hand und stecken Blumen in die Kanonenrohre. Vor dem Weißen Haus verhandeln Jelzin-treue Parlamentarier mit den Panzerkommandeuren.

20.8.1991 Jelzin fordert ein Treffen mit Gorbatschow und übernimmt die Kommandogewalt über alle Truppen auf dem Territorium der Russischen Republik. In Moskau und St. Petersburg demonstrieren mehrere 100.000 Menschen gegen die Putschisten. Die Verteidiger im Weißen Haus richten sich auf einen Sturm durch den Putschisten ergebene Truppen ein.

21.8.1991 Die Lage in Moskau spitzt sich zu. Beim Versuch, in einen Panzer zu gelangen, werden am Morgen drei Männer von Soldaten erschossen. Die ersten (und einzigen) Toten des Umsturzversuches schockieren das Land. Die Proteste gegen das Notstandskommitet drohen außer Kontrolle zu geraten.

Verteidigungsminister Dmitri Jasow, Mitglied im Notstandskommitet, ordnet schließlich den Rückzug der Truppen aus Moskau an. Das Notstandskommitet flüchtet aus Moskau. Drei der Putschisten fliegen zu Gorbatschow auf die Krim, der jedoch lehnt ein Gespräch ab. Der Ausnahmezustand wird aufgehoben. Der Umsturzversuch ist gescheitert.

Gorbatschow kehrt nach zweieinhalb Tagen wieder in sein Amt zurück und hebt nach seiner Rückkehr nach Moskau am nächsten Tag alle während des Staatsstreichs verhängten "verfassungswidrigen Maßnahmen" auf. Die Putschisten werden verhaftet.

Danach

November 1991 Jelzin verbietet die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) und die Russische Kommunistische Partei. Der gescheiterte Putsch hat Jelzin einen enormen Popularitätsaufschwung gebracht. Gorbatschows Beliebtheit sinkt, einhergehend mit dem wirtschaftlichen Niedergang, dagegen stätig. Jelzin kann daher immer mehr ehemals sowjetische Regierungskompetenzen in seinen Verantwortungsbereich ziehen.

Dezember 1991 Die Ukraine erklärt ihre Unabhängigkeit. Am 8.12. treffen sich Jelzin und die politischen Führer der Ukraine und Weissrussland beim weißrussischen Brest und gründen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Dieser Akt wird am 21.12. mit den Führern fast aller anderen Sowjetrepubliken in der kasachischen Hauptstadt Alma Ata wiederholt. Die Republikführer erklären den 1922 geschlossenen Unionsvertrag für aufgelöst. Gorbatschow gibt die Entscheidung offiziell am 25.12. bekannt. Die Sowjetunion hat damit aufgehört zu existieren. Die rote Fahne mit Hammer und Sichel über dem Kreml wird feierlich eingeholt.

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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)



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