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Russen sollen nur von der orthodoxen Kirche getauft werden (Foto: Swetlizki/.rufo) |
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Mittwoch, 27.04.2005
Wird Russland evangelisch?Karsten Packeiser, Moskau. Die orthodoxe Kirche toleriert andere Konfessionen, solange die als Kirchen ethnischer Minderheiten auftreten. Genau das ist bei vielen protestantischen Organisationen nicht der Fall.
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Spätestens seit dem Untergang des Byzanthinischen Reichs sieht sich Moskau als Drittes Rom und Russland als Hüterin des wahren orthodoxen Glaubens. Zwar bezeichnen sich bis zu 80 Prozent der Russen nach wie vor als orthodox, aber aktive Kirchgänger bilden nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung.
“Neoprotestanten” in Sektennähe gerückt
Bei den russischen Protestanten ist eine “formale” Zugehörigkeit zur Kirche viel seltener. Nach eigenen Schätzungen gehören mindestens zwei Millionen Russen protestantischen Kirche an. In manchen russischen Städten gibt es heute aber bereits mehr registrierte protestantische als orthodoxe Gemeinden. Manche Vertreter der russischen Protestanten behaupten inzwischen, die Zahl der wirklich religiösen Protestanten und Orthodoxen in Russland lasse sich schon fast vergleichen.
Besonderen Zulauf haben in Russland Pfingstler und Baptisten. Zu beiden Strömungen haben offizielle Stellen und die orthodoxe Kirche wenn überhaupt - ein äußerst kühles Verhältnis. Die “Neoprotestanten” werden oft als Sekten eingestuft und mit Zeugen Jehovas, Scientology und Hare Krishna in einem Atemzug genannt. Voller Argwohn blicken die Orthodoxen auf die oft aus dem Ausland stammenden Missionare, die das Evangelium in Russland verkünden und auf ihren Erfolg.
Immer wieder hatten protestantische und katholische Geistliche in den letzten Jahren Probleme bei der Visabeschaffung für Russland. Zuletzt wurde zwei Mitarbeitern der Heilsarmee die Einreise verboten, in Moskau stand die protestantische Organisation wegen angeblichen Militarismus' sogar schon vor Gericht.
Das Verhältnis der orthodoxen Kirche zu den deutschen Lutheranern ist dagegen bislang geradezu herzlich. Mit der EKD unterhält das Moskauer Patriarchat einen regen theologischen Meinungsaustausch. Auch mit den Behörden gab es keine nennenswerten Probleme.
Lutheraner russischer und weniger deutsch?
Daher kam es umso überraschender, dass der Bischof des Evangelisch-Lutherischen Kirche für das Europäische Russland, Siegfried Springer, Anfang April von den russischen Behörden des Landesverwiesen wurde. Bei der Rückkehr von einer Deutschland-Reise war sein Visum auf dem Moskauer Flughafen ungültig gestempelt worden.
Nach einer Nacht in Abschiebehaft musste der 74-Jährige in die Bundesrepublik zurückfliegen. Damit kann er nicht an den entscheidenden Sitzungen der Generalsynode in St. Petersburg teilnehmen, auf der über die Zukunft seiner Kirche entschieden wird.
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Die traditionsreiche Evangelisch-Lutherische Kirche Russlands, der Ukraine und Kasachstans (ELKRAS) steht nämlich an einem Scheidepunkt: Ihre Gemeinden sind durch die Übersiedlung hunderttausender Russlanddeutscher ausgeblutet. Auf der Generalsynode, die am Montag in St. Petersburg begann, geht es nicht nur um die Nachfolge des Erbischofs Georg Kretschmar gehen, der sein Amt aus Altersgründen abgibt. Sondern auch darum, ob sich das Luthertum in Russland von einer deutschen zu einer russischen Kirche entwickeln soll.
Offen bleibt auch die Frage, wo sich die ELKRAS in Zukunft theologisch und ethisch positioniert. Denn zwischen den äußerst konservativen Brüdergemeinden, die als einzige während des Stalinterrors im Untergrund die Traditionen der Kirche fortsetzen konnten, und den Strömungen der modernen evangelischen Kirchen Deutschlands klaffen zuweilen Welten.
Davon, wohin sich die ELKRAS weiter entwickelt, wird abhängigen, auf welchen Einfluss sie in Zukunft rechnen kann und auf welches Echo sie in der russischen Gesellschaft stoßen wird.
(kp/.rufo)
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