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An Michail Lomonossow, dem russischen Universalgelehrten, führt kein Weg vorbei. Hier als Büste in der Kiewer Metrostation „Uniwersitet“. (Foto: AMY 81-412)
An Michail Lomonossow, dem russischen Universalgelehrten, führt kein Weg vorbei. Hier als Büste in der Kiewer Metrostation „Uniwersitet“. (Foto: AMY 81-412)
Donnerstag, 17.11.2011

Zum 300. Geburtstag: Lomonossow-Abend in Dresden

Dresden. Eine Universität haben sie ihm gebaut, ein Effekt ist nach ihm benannt. Zu Ehren des 300. Geburtstags von Michail Lomonossow veranstaltet das Deutsch-Russische Kulturinstitut Dresden einen Abend für den Gelehrten.


Die Bewohner des kleinen Dorfes Mischaninskaja, hoch im russischen Nordwesten unweit von Archangelsk, hätten vermutlich nie zu träumen gewagt, dass aus diesem Ort jemals einer der bedeutendsten Köpfe Russlands kommen würde.

Die dort ansässigen, nicht leibeigenen Bauern nährten sich von Fischfang und Beinschnitzerei. Für die meisten war die weiteste Reise wahrscheinlich über die im Winter zugefrorene Dwina in die nächstgelegene Handelsstadt Cholmogory.

Heute heißt Mischaninskaja und dessen dazugehörige Gemeinde Lomonossowo. Und das hat seinen guten Grund…

Zu Fuß an die Akademie - 1.000 Kilometer weit


Am 19. November 1711 erblickte in Mischaninskaja eben jener Michail Wassiljewitsch Lomonossow das Licht der Welt. Als Spross einer Fischerfamilie besaß er schon seit seiner Kindheit elementare Kenntnisse über Navigation und Wetterkunde. Zudem beschäftigt sich der junge Lomonossow mit der russischen Grammatik.

Der Universalgelehrte, verewigt auf einem zeitgenössischen Portrait in seiner einstigen Wirkungsstätte. (Foto: Akademie der Wissenschaften)
Der Universalgelehrte, verewigt auf einem zeitgenössischen Portrait in seiner einstigen Wirkungsstätte. (Foto: Akademie der Wissenschaften)
Das hat ihn dann gleich so beschäftigt, dass er sich, entgegen dem Willen des Vaters, auf den Weg nach Moskau gemacht hat. Buchstäblich, denn Lomonossow wandert die 1.000 Kilometer in die große Stadt 1730 zu Fuß.

Dort begann er an der Geistlichen Akademie mit seinem Studium. Vier Jahre später sendet man ihn nach St. Petersburg an die Akademie der Wissenschaften, um sein Wissen um die Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften zu fördern.

Ein Universalgenie reift heran


Die Wissenschaft im Russland der damaligen Zeit lag ausnahmslos in der Hand von ausländischen Gelehrten. Das wollte Michail Lomonossow, ehrgeizig wie er nun einmal war, ändern. Er begann sich geradezu zu perfektionieren.

Mit 25 Jahren zog es ihn deswegen ins deutsche Marburg. Lomonossow studiert in Hessen die Fächer Philosophie, Mathematik, Chemie und Physik. 1739, also wiederum bereits drei Jahre später, wechselt der eifrige Student aus dem kalten russischen Norden für ein Jahr ins mittelsächsische Freiberg.

Im dortigen Laboratorium erlangt er Kenntnisse in Bergbau und Hüttenwesen. Außerdem wächst sein Interesse an Literatur. Zurück in Marburg heiratete Lomonossow und schrieb 1741, mittlerweile wieder in St. Petersburg gelandet, seine Doktorarbeit.

Begründer der russischen Wissenschaft


Alexader Puschkin, der große Dichterfürst Russlands, sagte einst über ihn, Lomonossow habe nicht nur eine Universität geschaffen, sondern sei selbst eine ganze Universität gewesen. Ab 1745 schließlich lehrt Lomonossow als Professor Chemie in St. Petersburg.

„Seine“ Universität heute. Die Moskauer Lomonossow-Universität erstrahlt im herrlichsten stalinistischen Zuckerbäckerstil. (Foto: msu.mnc.ru)
„Seine“ Universität heute. Die Moskauer Lomonossow-Universität erstrahlt im herrlichsten stalinistischen Zuckerbäckerstil. (Foto: msu.mnc.ru)
1750 fordert ihn die Zarin Elisabeth auf, für das neue Nationaltheater Schauspiele zu schreiben. 1755 gründet Michail Lomonossow zusammen mit Iwan Schuwalow die Moskauer Staatsuniversität – „seine“ Lomonossow-Universität. Fünf Jahre später wird er Direktor der Petersburger Akademie der Wissenschaften.

Nach seinem Tod im Alter von nur 54 Jahren hatte Lomonossow deutliche Spuren seines Wirkens in seiner Russischen Heimat hinterlassen. Als Gelehrter ein „Mensch aus Peters Nest“ wurde er der erste russische Wissenschaftler von Weltrang.

Lomonossows bahnbrechende Ergebnisse


Wer sich schon immer gefragt hat warum der Eisberg auf Russisch auch so heißt, frage nach bei Lomonossow. In seiner Marburger Zeit beschäftigte er sich mit der Dichte des Eises und berechnete die Masse, die sich unter der Wasseroberfläche befindet. Wie die Polarlichter entstehen, erklärt er der Nautik auch noch gleich dazu.

Wann und wo
19.11.2011, 16 Uhr
Dresden, Deutsch-Russisches Kulturinstitut, Zittauer Strasse 29
1761 entdeckt er einen Lichtkranz um die Venus, den sogenannten Lomonossow-Effekt. Heute gibt es je einen Krater auf dem Mond und auf dem Mars, der nach ihm benannt ist. Der Begründer der russischen Metallurgie und Meteorologie, der Geologie und der Geographie war aber auch im russischen Bildungswesen tätig.

Lomonossow reformierte das Bildungswesen, sowie die Schriftsprache im russischen Kaiserreich. Auch die Geschichtswissenschaften und die Kartographie gehen auf sein Konto und er macht sich für Russisch als Unterrichtssprache stark. Darüber hinaus vergisst er aber auch die Kunst nicht.

Michail Lomonossow sollte die russische Mosaikkunst reanimieren und baute gleich eine Mosaik- und Buntglasfabrik in St. Petersburg. Und 1760 publiziert er schließlich als erster die Vergangenheit Russlands.

In Dresden: Vorträge zum 300. Geburtstag


Die Vorträge und Filmvorführungen konzentrieren sich bei der Veranstaltung auf das Schaffen und Wirken Lomonossows sowohl als Wissenschaftler als auch auf seine künstlerische Ader.

Lomonossows Beziehung zu Marburg wird Inhalt eines Referats des Russisten und Slawisten Prof. Dr. Holger Kusse aus Dresden sein. Und Dr. Anne Hultsch vom Slawistischen Institut Dresden widmet sich Lomonossow als „Künstler des Reims“ und nimmt ihre Zuhörer mit in die Werke des Schriftgelehrten.

Aufgelockert wird das Programm durch Filmbeiträge in Russisch und Deutsch.



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