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Das Genie mit dem Taktstock. Valeri Gergijew und das besondere Klangerlebnis (Foto: Decca) |
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Montag, 17.01.2011
Gergijew mit den Londoner Sinfonikern zu GastFrankfurt. Ein Vorzeigeorchester, ein Ausnahmedirigent und zwei musikalische Meisterwerke. Drei Mal in Deutschland: ein einmaliges Hörerlebnis. Valeri Gergijew und das LSO mit Tschaikowski und Mussorgsky.
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Auch wenn er in einem ganz anderen Theater beheimatet ist seit 1996 ist Gergiew Intendant des Marinkii in St. Petersburg lässt er sich eine Tournee mit dem London Symphony Orchestra doch nicht nehmen. Eigentlich ist es ja auch sein Orchester. Seit 2007 ist er bereits der Chef dieser renommierten Musiker.
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Internationale Karriere durch Perestroika
Man kann Valeri Gergijew getrost zu den Gewinnern der Perestroika zählen. Erst das milde Klima des politischen Tauwetters in Russland ermöglichte dem heute 57-jährigen den ersehnten Sprung in das internationale Geschehen.
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Wann und wo |
20. 01. 2011 Frankfurt/Main, Alte Oper
21. 01. 2011 München, Philharmonie
22. 01. 2011 Düsseldorf, Tonhalle
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1989 war es ihm endlich möglich, auch außerhalb seiner Heimat unter Beweis zu stellen, dass er zu den Größten seines Fachs gehört.
Begabt genug, um schon frühzeitig in die Fördermaschinerie der ehemaligen UdSSR aufgenommen zu werden, ging seine Karriere geradlinig ihren Weg: die Leningrader Kirow-Oper, das armenische Staatsorchester.
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Seine Stationen lesen sich wie das who is who der sowjetischen Musentempel. Nun trifft man ihn, wenn er nicht gerade in seinem Haus arbeitet, fortwährend in New York City, Rotterdam und London.
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Winterträume und öde Lande
Das erste Werk, das Valeri Gergijew mit dem London Symphony Orchestra intonieren wird, stammt aus der Feder von Tschaikowski. 1866 schrieb der seine erste Sinfonie mit der schlichten Bezeichnung: 1. Sinfonie g-Moll op. 13.
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Etwas romantischer gestaltet sich dieser akademische Titel dann bei den Überschriften der einzelnen Sätze des Stücks.
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Da trägt die Sinfonie, die unter dem Titel Winterträume 1868 von Nikolai Rubinstein uraufgeführt wurde, schon viel anmutigere Titel: Traum von einer Winterreise, so die Umschreibung des ersten Satzes, offenbart schon viel eher das Thema, welches Tschaikowski zu Noten werden lies.
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Und in Land der Öde, Land der Nebel wird deutlich, was der melancholische Komponist mit seiner Arbeit ausdrücken wollte.
Museumsrundgang mit Mussorgsky
Ursprünglich war Mussorgskys eindrucksvollste Komposition Bilder einer Ausstellung ja als reiner Klavierzyklus geschrieben worden. Der Reichtum der Klangfarben inspirierte jedoch sehr schnell auch andere Komponisten, die es für Orchester umschrieben.
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Inzwischen wird es allgemein als Musterbeispiel für Programmmusik gewertet. Der Meister am Taktstock ist in seinem Element.
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Bilder einer Ausstellung ist ein Werk, das überhaupt keine Anstalten macht, zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder herauszugehen. Zu eindrucksvoll prägen sich die vertonten Gemälde ins Unterbewusstsein ein und lassen im Kopf ein Gesamtbild erscheinen, das seinesgleichen nicht zu finden vermag.
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Erinnerungen an einen Maler
Es sind Erinnerungen an den Petersburger Maler Viktor Hartmann, die hier zu Tönen geformt sind. In der Tat wurde Modest Mussorgsky von einer Gemäldeausstellung seines Freundes Hartmann inspiriert.
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Perfekt vermittelt das Werk einen Rundgang durch die Ausstellung, deren Bilder, genauso wie die Musik, geprägt sind von traditionellen russischen Motiven.
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Hartmann und Mussorgsky entführen den Betrachter bzw. Zuhörer in eine visuelle Welt. Bereits im Prolog wird ein dauerhaftes, immerfort auftauchendes Thema angekündigt. Wir treffen einen Gnom und die Hexe Baba Jaga, genießen einen schönen Nachmittag in Paris und fahren mit einem schweren polnischen Ochsenkarren über die Lande.
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Eindrucksvoll vertonte Bilder
Federleichte Küken trillern ein Bild, indem sie imaginär picken und piepsen und quietschvergnügt als Ballettentwurf herumtrippeln. Die Stimmung wird wesentlich düsterer in den Katakomben von Paris und bei den beiden Juden Goldenberg und Schmuyle.
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Die streitenden Marktfrauen von Limoges steigern sich durch ihr keifendes Geschnatter in einen wirren Wirbel und veranschaulichen ihr buntes Treiben.
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Und wenn sich die goldenen Tore Kiews vor dem Betrachter öffnen, ist der Kreis wieder geschlossen. Mit diesem furiosen Finale erreicht das Werk seinen endgültigen Höhepunkt. Anfangs noch recht beschaulich verwaltet, gelingt es dem Schlussstück, sich in einem Glockeninferno als monumentale Apotheose in Erinnerung zu behalten.
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Und wer könnte dies alles besser und anschaulicher inszenieren als eben jener Valeri Gergijew dem Genie am Dirigentenpult.
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