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Inszenierte die Masleniza: Nikita Michalkow (Foto: Djatschkow/.rufo)
Inszenierte die Masleniza: Nikita Michalkow (Foto: Djatschkow/.rufo)

Russischer Karneval soll zu Weltruhm gelangen

Von Alia Begisheva, Moskau. Auf das altrussische Fest Masleniza hatte der Regisseur Nikita Michalkow den Russen vor wenigen Jahren wieder Appetit gemacht, als er in seinem Film „Der Barbier von Sibirien“ das wilde Feiern an den Mauern des Jungfrauenklosters zeigte. Besonders eindrucksvoll war die Massenprügelei, eine brutale Tradition, die angeblich die russische Seele reinigt: „Na, hast du einen abgekriegt?“ fragt in dem Film ein Mann den anderen. „Abgekriegt“, strahlt der andere und wischt sich das Blut von der Lippe ab. „Genug?“ „Genug“, ächzt der Mann glücklich.

Doch nicht wegen der Schläge, sondern vor allem wegen der Pfannkuchen, die während der Masleniza („Butterwoche“) in Unmengen vertilgt werden, ist dieses Fest bekannt. In diesem Jahr will die Moskauer Regierung die nationale Besonderheit als Touristenattraktion im Ausland vermarkten.

So wie auch der deutsche Karneval, fängt die Masleniza eine Woche vor Beginn der Fastenzeit an – in diesem Jahr dauert das Fest vom 11. bis zum 17. März. Mit der Masleniza wird in Russland traditionell der Winter verabschiedet: Am letzten Festtag verbrennt das Volk eine Strohpuppe als Symbol für das Ende der eisigen Kälte. Masleniza ist das einzige heidnische Fest, das in Russland bis heute überlebte. Doch seit der Oktoberrevolution 1917 wurde es eher zurückhaltend begangen, hinter den Feierlichkeiten steckte meistens private Initiative. Das soll sich jetzt ändern.

Der Moskauer Bürgermeister Jurij Luschkow hat das Pfannkuchenfest als Touristenattraktion entdeckt. Seit einem Jahr vermarktet deshalb die Moskauer Regierung das „durch und durch russische Fest“ im Ausland so gut, wie sie kann: Einige Reisebüros bieten jetzt sogar spezielle Touren an, und der europäische Nachrichtensender „Euronews“ zeigt in regelmäßigen Abständen einen Masleniza-Werbespot. Bis jetzt ist der Erfolg bescheiden: Nur 150 ausländische Touristen hätten eine Tour gebucht, sagt eine Sprecherin der Marketing-Agentur „Maxima“, eines der Sponsoren des Festes.

Das Image der russischen Hauptstadt im Ausland zu verbessern, ist das langfristige Ziel der Moskauer Regierung. Vor drei Jahren hat sie ein Komitee für Tourismus gegründet, dessen 19 Komitee-Mitarbeiter Mittel und Wege suchen, ausländische Touristen nach Moskau zu locken. Die Milliarden-Pläne für eine Formel-1-Strecke in Moskau stammen auch vom neuen Komitee. Kamen bis jetzt nur jährlich 1,7 Millionen Touristen aus dem Ausland in die russische Hauptstadt, sollen es mit Hilfe des neuen Komitees bereits 2010 fünf Mal so viele werden. „Das Interesse für Russland wächst nach den Ereignissen vom 11. September“, sagt Grigorij Antjufejew, der Vorsitzende des Tourismus-Komitees. Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten sei Moskau kein gefährliches Reiseziel.

Eine Million US-Dollar will die Stadt zusammen mit Sponsoren und Partnern in das einwöchige Fest investieren. Konzerte auf dem Roten Platz, Schlittenfahrten durch das Ausstellungsgelände WWZ, ein Feuerwerk auf den Sperlingsbergen, Seelen-säubernde Prügeleien in Kolomenskoje, Brautwettbewerb auf dem Uni-Campus, ein Festzug durch die wichtigsten Straßen von Moskau und kostenlose Pfannkuchen am Fressmittwoch erwarten die Liebhaber von allem Russischen während der ersten Masleniza auf Staatsniveau. Am Mittwoch wird auf dem Roten Platz ein Riesenpfannkuchen gebacken – der soll in das Giness-Buch der Rekorde eingetragen werden.

Natürlich gibt es auch Wodka in Unmengen. Doch das scheint seit Neuestem ein heikles Thema zu sein. Die russische Zeitung „Argumenty i fakty“ titelte anlässlich der ehrgeizigen Masleniza-Pläne der Stadtregierung: „Moskau wird die ganze Welt in Wodka ertränken“. Das Rathaus, über das Image der Stadt besorgt, zeigte sich über den Titel beleidigt.

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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)



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