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Sonnenuntergang an den Gleisen
Sonnenuntergang an den Gleisen
Montag, 16.02.2004

Valentinstag auf dem Weißrussischen Bahnhof

Von Stephanie Prochnow, Moskau. „Ich schaue schon lange nicht mehr genau hin. All die Menschen – das ist nur ein einziger Strom, der vorbeifließt“. Vier Jahre ist es her, dass Kolja auf den Weißrussischen Bahnhof in Moskau gekommen ist, um Zeitschriften zu verkaufen. Seine Kunden nimmt er gar nicht mehr richtig wahr: „Spätestens nach einer Stunde habe ich ein Gesicht vergessen“, sagt der junge Mann mit den blonden Bartstoppeln.

Der Zeitungsverkäufer

Täglich ziehen Tausende von Pendlern aus den Vororten an den bunten Zeitschriftenauslagen auf Gleis eins vorbei. Die Masse ist grau und unbestimmt. „Nur ein hübsches Mädchen bleibt mir länger in Erinnerung“, meint Kolja, dessen Sohn gerade eingeschult wurde. Doch nicht einmal dieser Satz entlockt ihm ein Grinsen.

Eingemummt in eine dicke Jacke, die Hände tief in den Taschen vergraben, versucht er der Kälte standzuhalten. Über dem Anorak trägt er einen orangen Kittel mit der Aufschrift: „Ich verkaufe die Zeitung Komsomolskaja Prawda.“ Von acht bis acht Uhr steht er so da. Tagesschicht - Nachtschicht im Wechsel. Wenn Kolja nachts arbeitet, muss er um drei Uhr die neuen Zeitschriften auslegen und fegen. Dann beginnt das Warten auf Kundschaft.


Der Zeitungskiosk auf Gleis eins
Der Zeitungskiosk auf Gleis eins
„Aber wenn mir jemand für das gleiche Geld einen Job anbieten würde, bei dem ich nur im Büro rumsitzen müsste – ich würde nicht tauschen wollen“, sagt der gelernte Bauarbeiter trotzig. „Hier habe ich zumindest nach einer Nachtschicht zwei Tage frei. Außerdem kann ich umsonst Zeitschriften lesen“. Nein, nichts über Politik oder Terrorakte. Am meisten interessieren ihn Mobiltelefone.

Der Radioapparat am Zeitschriftenkiosk spielt das Pop-Repertoire von „Love-Radio“ rauf und runter. Heute, am Samstag, ist nicht besonders viel auf dem Bahnhof los. Aber an Wochentagen kann Kolja oft beobachten, wie die Menschen rennen, um den Vorortzug noch zu erwischen. „Das ist ein krasser Eindruck, wenn der Schaffner denen die Tür vor der Nase zuknallt“, erzählt er.

„Ansonsten ist das Interessanteste hier die kostenlose Toilette“, fügt er in einem sarkastischen Ton hinzu und deutet auf einen fünf Meter entfernten Eingang, vor dem einige ärmlich gekleidete Großmütterchen stehen. „Da gehen die Obdachlosen ein und aus. Die meisten von ihnen sind Moskauer. Einen kenne ich persönlich. Der war mit einer Anwältin verheiratet und ist von jeder Arbeit geflogen, weil er ständig betrunken war. Dann hat ihn seine Frau verlassen.“

Der Gepäckträger

Vor dem Bahnhof stehen drei Gepäckträger, rauchen und warten auf Kundschaft. Alexej und seine Kollegen tragen blaue, uniformähnliche Jacken. Ihre Fellmützen ziert das russische Wappen. Sie sind Staatsangestellte und befördern Koffer für 45 Rubel (1,20 Euro) das Stück.


Alexejs Kollege wartet auf Kunden
Alexejs Kollege wartet auf Kunden
„Manchmal bleibt irgendein Passant stehen und fragt mich, wie ich lebe – einfach so“, sagt Alexej. Und was ist die Antwort? Alexej zuckt nur mit den Schultern. Der behäbige Mittdreißiger ist nicht sehr gesprächig. „Wie soll es schon sein. Wir kommen morgens her, besprechen mit den Kollegen, wer sich wo hinstellt und dann stehen wir hier.“

Zwanzig Meter entfernt hält ein Taxi. „Nun geh schon zu der Kundin“, treibt Alexej seinen jüngeren Kollegen an. Der hat es nicht eilig, will sich noch eine Zigarette anzünden. Doch die Kippe fällt ihm aus dem Mund. Er lässt sie liegen, nimmt eine neue und zieht los.

„Es kommt vor, dass wir uns mit den Leuten um die Preise streiten“, erzählt der Kollege, der seinen Namen nicht nennen mag. „Na, Sie zum Beispiel haben doch bestimmt nicht genug Geld“, sagt er unverblümt zu der alten Frau, die ihre in schäbige Plastiksäcke verpackte Habe aus dem Auto lädt. „Es reicht wohl“, gibt die lebhafte Dame ihm Retour. Doch dann handelt sie den Preis um fünf Rubel (15 Cent) herunter.

Die Kellnerin

Am Ende der Gleise liegt eine kleine Imbissbude. Die Kälte auf dem Bahnsteig lässt den Raum beim Eintreten wie eine Oase der Wärme erscheinen. Von der Decke aus Plastikplatten hängt eine Girlande mit 7up-Fähnchen. Ein Pepsiautomat bildet das Pendant zu dem Coca-Cola-Poster an der gegenüberliegenden Wand. Der einzige Schmuck des Cafés ist die Plastik-Orchidee auf der leeren Butterbrot-Vitrine.

Dahinter sitzen zwei Kellnerinnen und zapfen sich Bier. Nur einer der sechs Tische ist besetzt. „Die Konkurrenz ist zu groߓ, erklärt die 25jährige Natascha, die ihre rot getönten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Aber es sei nicht immer so ruhig, wirft ihre Kollegin aus Tadschikistan ein. Vor kurzem hätten sie auf dem Bahnhof einen Film gedreht. „Einer der Schauspieler sei sogar ins Café gekommen und hat für 300 Rubel (8,50 Euro) Butterbrote gekauft“, plaudert die dunkelhaarige Frau.

Ja, und manchmal kämen wirklich nette Kunden. Zum Beispiel der junge Mann aus Madrid vergangen Sommer: „Der konnte sogar „Danke“ auf russisch sagen. Ein netter Junge und so hübsch“, erinnert sich die Frau, die Mann und Kinder in der Heimat gelassen hat, um in Moskau Geld zu verdienen. Aber das Beste überhaupt seinen die netten Kollegen. Ohne deren Hilfsbereitschaft wäre sie in der Großstadt untergegangen, aber jetzt würde sie ja bei Nataschas Familie leben.


Im Cafe
Im Cafe
Während der Tadschikin Tränen der Rührung in die Augen steigen, versinkt Natascha ins Grübeln. Den Kopf hat sie auf die Theke gestützt. „Mich macht das hier krank“, sagt sie unvermittelt. „Der Bahnhof macht mich depressiv – die Menschen hier.“ Mal schmeckt den Leuten der Kaffe nicht. Andere, erzählt sie, kommen ins Café, studieren die Karte, als ob sie reich wären und könnten sich dann doch nichts leisten. „Jetzt hat der Chef auch noch die Arbeitszeiten verlängert, um Geld zu sparen. Wir arbeiten von 8 bis 23 Uhr.“

Die Tür zur Küche öffnet sich und der Koch, ein südländischer Typ mit Schnauzbart, gesellt sich zu den Frauen. Er dreht das Radio auf. Modern Talking schallt durch den Raum. Grinsend, mit einem Hüfschwung, tanzt der weiß Beschürzte auf Natascha zu. Sie schaut erst skeptisch, bricht dann aber in Lachen aus. „Heute ist doch Valentinstag“, ruft der Koch fröhlich und fordert auch die zwei weiblichen Gäste zum Tanzen auf: „Da muss man einfach alle Frauen lieben!“
Bei Russland-Aktuell
• Weißrussischer Bahnhof


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