Dienstag, 19.04.2005
Nationalelf: Sjomin übernimmt das KommandoSt. Petersburg. Heute tritt Juri Sjomin als neuer Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft seinen Dienst an. Seine alles andere als leichte Aufgabe ist es, Russland zur WM 2006 zu führen.
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Der knapp 58 Jahre alte Juri Sjomin ist Russlands erfolgreichster Vereinstrainer. Von 1986 bis 1990 und von 1992 bis diesen Montag stand er dem Moskauer Eisenbahn-Club Lokomotive vor. Seine größten Erfolge mit Loko waren die Meisterschaft 2002 und 2004 sowie der Landespokal 1996, 1997 und 2000.
Vom Verein abkommandiert
Eigentlich wollte Sjomin den brisanten Job gar nicht haben, denn bei Loko ist er voll und ganz zufrieden. Vitali Mutko, der neue Präsident des Russischen Fußballverbandes, und der Sportkomitee-Vorsitzende Wjatscheslaw Fetissow setzten ihre ganzen Überredungskünste ein, um Sjomin weich zu klopfen.
Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden, der beide Seiten befriedigte: Sjomin wird von seinem Verein zur Arbeit mit der Nationalelf „abkommandiert“; sein Vertrag läuft bis zum Jahresende, und danach steht ihm frei, zu Loko zurückzukehren. Die Möglichkeit, Nationalelf und Club zugleich zu leiten, hatte der Fußballverband von vornherein ausgeschlossen.
Jarzews schweres Erbe
Sjomins Schicksal als Nationalcoach hängt in Vielem vom weiteren Verlauf der Qualifikationsspiele zur WM 2006 ab. Zurzeit steht Russland mit elf Punkten auf dem dritten Platz in seiner Gruppe, aber es stehen ja noch sechs Spiele aus, darunter die zweite Begegnung mit Portugal. Im Hinspiel hatte Russland sich in Lissabon mit 1:7 eine Riesenblamage erlaubt; das Rückspiel in Moskau am 7. September verspricht eine Schlacht ohnegleichen zu werden.
Ab sofort darf sich die Sbornaja keinen Fehltritt mehr erlauben und muss ausschließlich auf Sieg spielen. Die erste Prüfung für Sjomin steht am 4. Juni gegen Lettland ins Haus. Er tritt wahrlich ein schweres Erbe an, denn sein Vorgänger Georgi Jarzew hatte zum Schluss weniger die Mannschaft trainiert als sich hartnäckig an seinem Trainerstuhl festgehalten.
Die Lage ist schwer, aber nicht hoffnungslos
Nach seiner Ernennung stellte sich der frischgebackene Nationaltrainer am Montag den Fragen der Presse. Die Chancen der Nationalelf, sich doch noch für die WM in Deutschland zu qualifizieren, schätzt er als „schlecht, aber im Bereich des Möglichen“ ein. „Wenn das nicht so wäre, hätte es keinen Sinn gehabt, den Posten anzunehmen“, sagte Sjomin.
Der Stammkader der Sbornaja wird sich wohl nicht wesentlich ändern, denn „andere Fußballer haben wir nicht“. Die wichtigste Aufgabe sieht Sjomin in der Beschleunigung des Mannschaftsspiels. Jarzew bescheinigt er indessen „gute Arbeit“: „Seinerzeit wurde er berufen, um die Lage zu retten, und das ist ihm gelungen. Jetzt steht diese Aufgabe vor mir. Darin liegt überhaupt das Wesen unserer Arbeit als Trainer gerade zu biegen, was schief gelaufen ist.“ (sb/.rufo)
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